Hochstadt. Das Gemeinschaftsprojekt zur Förderung der Artenvielfalt „Landwirtschaft und Biodiversität“ wurde in Hochstadt gestartet. Vorgestellt wurde es im Weingut Hainbachhof von Familie Hörner.
Partner in diesem Projekt sind das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz, der Bauern- und Winzerband Rheinland-Pfalz Süd e.V., der Naturschutzverband Südpfalz e.V., die Stiftung zum Schutz von Landschaft und Natur in der Südpfalz, das DLR Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz, die RLP AgroScience GmbH und die BASF SE.
„Das Land Rheinland-Pfalz nimmt mit dieser Nachhaltigkeitsregion Südpfalz eine Vorreiterrolle im Bereich Biodiversität (Artenvielfalt) ein“, so Staatssekretär Andy Becht bei seiner Begrüßung. „Ohne diese Initiative wäre die Südpfalz um viele Blüten ärmer“, so Becht.
Ausgangsfrage der Initiative war: Wie lassen sich moderne Landwirtschaft und die Förderung der Artenvielfalt vereinbaren?
Die Projektvertreter haben mit 22 landwirtschaftlichen Betrieben in der Südpfalz eine „Verdichtungsregion“ gebildet. Hauptaufgabe dieser Region sind eng verknüpfte Maßnahmen, die die Artenvielfalt fördern und verbessern.
Erste Maßnahmen wurden bereits im Frühjahr 2016 mit der Aussaat von einjährigen und mehrjährigen Blühmischungen auf mehr als 50 Hektar Ackerfläche umgesetzt. Die Landwirte, die sich an diesem freiwilligen Projekt beteiligen, erhalten dafür keine zusätzliche Vergütung.
Weitere Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt sind geplant und werden kurzfristig umgesetzt. Das Monitoring in 10 definierten Verdichtungsregionen übernehmen Experten aus Natur- und Umweltschutz.
Die Laufzeit des Projektes ist auf 10 Jahre angelegt. Alle gewonnenen Daten sollen dabei digitalisiert und transparent zur Verfügung gestellt werden. Zusätzlich werden die Landwirte bei der Einreichung ihrer Förderanträge unbürokratisch unterstützt.
Das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau aus Rheinland-Pfalz sieht das Projekt als Referenzprojekt für die Zusammenarbeit zwischen dem Natur- und Umweltschutz, der Landwirtschaft und der Industrie.
Es unterstützt teilnehmende Landwirte mit Saatgut sowie bei der administrativen Umsetzung. Die gewonnenen Informationen sollen digital erfasst und miteinander verknüpft werden. Die Sammlung soll auf diese Weise der Wissenschaft, der Wirtschaft, den politischen Entscheidungsträgern als auch der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.
Dem Ministerium sei es wichtig, dass das Know-How weit verbreitet wird, um möglichst viele Beteiligte für diese Initiative zu gewinnen und am Ende auch in dem Projekt zu halten. Der Staatssekretär fasst zusammen „Wir machen es einfach und alle gewinnen: Landwirte, Umwelt, Industrie und Politik“.
Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd e.V. ist als Vertreter der Landwirtschaft ein wichtiger Akteur bei der Umsetzung des Projektes. Der Präsident des Verbandes, Eberhard Hartelt, ist davon überzeugt, dass Natur- und Umweltschutz nur gemeinsam mit der Landwirtschaft funktionieren und nicht gegen sie.
„Unser Berufsstand weiß, dass er gefordert ist und will sich auch engagieren. Beim Biodiversitätsprojekt in der Südpfalz gehen die Teilnehmer freiwillig über die gesetzlichen Verpflichtungen hinaus und zeigen damit, dass auch sie das Ziel der Vereinbarkeit von Artenvielfalt und moderner Landwirtschaft aktiv verfolgen.“
Initiator des Projektes ist Reinhold Hörner, Vizepräsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e.V. und Kreisvorsitzender der Region Südpfalz.
Er warb erfolgreich bei den Berufskollegen für eine Zusammenarbeit im Sinne der Biodiversität und war maßgeblich an der konkreten Umsetzung des Projektes beteiligt.
So zeigte er sich für die Aussaat der Blühmischungen zum richtigen Zeitpunkt verantwortlich – keine leichte Aufgabe bei den diesjährigen Witterungsbedingungen. Hörner erklärt: „Der Berufsstand wird gebraucht, um Biodiversität umzusetzen.
Dazu muss er abgeholt werden und Maßnahmen in der Fläche etablieren. Gerne habe ich hierzu einen Beitrag geleistet.“ Die Umsetzung des Projektes wurde laut Hörner durch die Einführung des elektronischen Antragsverfahrens zusätzlich unterstützt, wodurch die notwendige Erfassung der Flächen extrem vereinfacht wurde.
Der Artenschwund nimmt auch in der Kulturlandschaft der Südpfalz zu. Nach Ansicht des Naturschutzverbandes Südpfalz e.V., der sich seit Jahrzehnten in Sachen Biotop- und Artenschutz engagiert, sei es sehr wichtig, diesen zu stoppen und den Strukturreichtum und die landschaftliche Vielfalt der Südpfalz zu erhalten.
Kurt Garrecht, Vorsitzender des Naturschutzverbandes, sieht diesen neuen Verbund als eine wirkliche Chance und ist motiviert, am Gemeinschaftsprojekt zusammen mit allen Akteuren und Fachleuten mitzuarbeiten und Maßnahmen zu entwickeln, die die Biodiversität nachhaltig steigern.
„Für uns war schnell klar, dass wir diese Chance nutzen und einer der Partner sein wollen“, so Garrecht. In der Projektarbeit wird das Vogelmonitoring vom Naturschutzverband durchgeführt. Dabei untersuchen die ausgewiesenen Vogelkundler ehrenamtlich die definierten Flächen. Der Verband erwartet sich insbesondere Erkenntnisse darüber, wie sich die Vogelfauna in der Südpfalz tatsächlich darstellt.
Die BASF baut seit 2013 in Europa ein Nachhaltigkeitsnetzwerk auf. Ziel des BASF FarmNetzwerkes Nachhaltigkeit ist es, einen hohen Flächenanteil mit wirksamen Agrarumweltmaßnahmen zu generieren und gleichzeitig die Produktivität zu erhalten. Aktuell sind 38 landwirtschaftliche Betriebe Mitglied in diesem FarmNetzwerk.
Diese werden zu Agrarumweltmaßnahmen, die über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen, zusammen mit Experten aus Wissenschaft und Umwelt-/ Naturschutz beraten und unterstützt.
Nachdem sich immer mehr Betriebe dem FarmNetzwerk der BASF anschließen, war eines der nächsten Ziele, zusammenhängende Regionen zu schaffen, um Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt noch breiter in die landwirtschaftlichen Flächen zu bringen.
„Unsere Erfahrungen zeigen, dass schon eine Vielfalt von kleinen Maßnahmen positive Effekte bringen. Wichtig ist es, sowohl Nahrungshabitate wie auch Lebensräume zu schaffen und diese Maßnahmen sinnvoll miteinander zu vernetzen.
Deshalb steckt aus unserer Sicht in diesem regionalen Gemeinschaftsprojekt ein großes Potenzial, die Förderung der Artenvielfalt in der Landwirtschaft zu verbessern“ unterstreicht Michael Hess, Geschäftsleiter BASF Pflanzenschutz DACH.
Die BASF wird das Gemeinschaftsprojekt in der Südpfalz fachlich begleiten. Landwirte werden dabei ganzheitlich beraten. Daneben wird das Monitoring der Arten von BASF koordiniert und die Kommunikation zu diesem Projekt übernommen.
In der sich anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Umsetzung und Verbreitung des Projets eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei. Auch Bürger und die Kommunen müssten einbezogen werden, man müsse sich noch mehr vernetzen. Und dies alles auf freiwilliger Basis umsetzen.
Bisher hat man landwirtschaftliche Betriebe im Boot, man müsse den Weinbau noch mehr dafür interessieren, sagte ein Gast. Grau ist alle Theorie, grün und blühend die Praxis: nach dem offiziellen Teil, in dem die Kooperationspartner sehr überzeugend den Einklang zwischen Landwirtschaft, Pflanzen-und Naturschutz darlegten, bekamen die Teilnehmer anschließend die Möglichkeit einige Blühflächen um Hochstadt zu besichtigen. Experten erklärten, wie sich die Flächen auf Bienen, Vögel, die Vegetation auswirken. (desa/red)
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