Der Vorsitzende des Patenschaftsnetzwerks afghanischer Ortskräfte, Marcus Grotian, übt heftige Kritik an der Bundesregierung.
Grotian ist Hauptmann der Bundeswehr, setzt sich ehrenamtlich für die Helfer der Bundeswehr in Afghanistan ein und gründete das Partnerschaftsznetzwerk Afghanische Ortskräfte e.V.
Vor knapp einer Woche sagte er im „heute Journal“, dass rund 80 Prozent der Ortskräfte in die Hände der Taliban fallen würden. 400 bis 500 Menschen könnten sie nicht mehr helfen, sie säßen in einer Todesfalle. „Wir sind überwältigt von Fassungslosigkeit, weil die Regierungsparteien die Warnungen missachten, die Lösungsmöglichkeiten ignorieren, die Verantwortungslosigkeiten abgeschoben haben“, sagte der Bundeswehrsoldat am Dienstag in Berlin. Bis heute würden sie das eigene Handeln loben.
Die Informationen zu Visa-Verfahren seien im Vorfeld gar nicht oder nicht eindeutig an die Ortskräfte weitergegeben worden. Zudem sei die Zahl der anerkannten Ortskräfte durch bürokratische Hürden fast halbiert worden. Alle anderen Länder würden alle Ortskräfte evakuieren, Deutschland nur solche die vorab ausgewählt wurden, so Grotian. Er bezeichnet die Versäumnisse vor der Evakuierung als „unterlassene Hilfeleistung“.
Das Patenschaftsnetzwerk afghanische Ortskräfte wurde von Bundeswehrsoldaten gegründet und unterstützt die Ortskräfte sowohl bei ihrem Start in Deutschland als auch auf dem Weg nach Deutschland. So hat die Organisation vor den Evakuierungen Helfer der Bundeswehr aus ganz Afghanistan in sogenannten „Safe Houses“ in Kabul untergebracht. (dts Nachrichtenagentur/red)
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