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Hambacher Schloss bald Träger des Europäischen Kulturerbe-Siegels?

8. Dezember 2013 | Kategorie: Kreis Bad Dürkheim, Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer, Regional

Das Hambacher Schloss – Stätte der Demokratie.
Foto: Ahme

Neustadt-Hambach. Die Europäische Union zeichnet ab 2014 Stätten aus, die für die Geschichte oder die Ideale der europäischen Einigung besonders wichtig sind. Das Hambacher Schloss bewirbt sich für die Auszeichnung.

Das von allen Mitgliedstaaten getragene Siegel wurde im  November 2011 von der EU geschaffen. Es soll dazu beitragen, das Zugehörigkeitsgefühl zu Europa zu stärken und das gegenseitige Verständnis in Europa zu fördern.

Die Auszeichnung zielt darauf, insbesondere unter jungen Menschen das Zugehörigkeitsgefühl zur Europäischen Union zu stärken, den Stellenwert der nationalen und regionalen Vielfalt zu erhöhen und den interkulturellen Dialog zu fördern. Zu diesem Zweck soll das Siegel den symbolischen Wert jener Stätten hervorheben, die in der Geschichte und Kultur Europas sowie beim Aufbau der EU eine wichtige Rolle gespielt haben.

Das Kriterium der Auszeichnung ist also nicht Schönheit oder architektonische Qualität der Kulturerbstätte, sondern ihr besonderer Wert für Europa. Daneben gibt es das Unesco-Welterbe-Siegel, das für die ganze Menschheit historischen Wert hat.

Stärkung der europäischen Identität

Ein Vorläufer des Europäischen Kulturerbe-Siegel existiert bereits seit 2006. Alle Stätten müssen sich eigens für das neue Europäische Siegel bewerben.

Hambacher Schloss unter den Bewerbern

Das Hambacher Schloss kann sich weiter Hoffnung darauf machen, mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet zu werden. Die Kultusministerkonferenz, an der auch Ministerin Doris Ahnen teilnahm, hat in Berlin beschlossen, den Vorschlag von Rheinland-Pfalz aufzugreifen und der EU zu melden. Mit dem Hambacher Schloss sollen ferner allein die „Stätten des Westfälischen Friedens“ Münster und Osnabrück als nationaler Vorschlag eingereicht werden. Beide Vorschläge hatten zunächst ein nationales Vorauswahlverfahren in Deutschland durchlaufen, in dem die eingegangenen Anträge von einem Expertengremium evaluiert wurden. Im Frühjahr 2014 werden die von den Experten und der KMK ausgewählten Stätten bei der EU eingereicht und dort von einer europäischen Expertenjury evaluiert. Die offizielle Siegelübergabe ist für 2015 vorgesehen.
Akropolis, Schiftswerft in Danzig sind Preisträger

Bislang haben das Europäische Kulturerbe-Siegel sowohl historische Stätten wie die Akropolis in Athen, aber auch Museums-Geburtshäuser etwa von Puccini, Rossini und Verdi oder auch die Schiffswerft von Danzig erhalten.

„Das Hambacher Schloss ist gelebte Demokratiegeschichte. Für alle Menschen, und nicht zuletzt für junge Europäer, wird hier unser geschichtliches und kulturelles Erbe erfahrbar. Gleichzeitig hat es sich als zeitgenössisches Forum für kulturelle und politische Veranstaltungen etabliert und wird als solches von immer mehr Menschen aus der ganzen Welt entdeckt.

Ich freue mich sehr, dass die Kultusministerkonferenz das Schloss als würdigen Bewerber um das Europäische Kulturerbe-Siegel bewertet und damit seine Bedeutung für ganz Europa anerkennt“, so Kulturministerin Doris Ahnen.

Der Vorsitzende der Stiftung Hambacher Schloss, Kulturstaatssekretär Walter Schumacher, fügte hinzu: „Mit einer erfolgreichen Bewerbung wäre auch die große Chance gegeben, dass sich durch das entstehende Netzwerk mit anderen ausgezeichneten europäischen Stätten ein intensiver Austausch und Partnerschaften für gemeinsame Projekte ergeben. Gleichzeitig könnte das Hambacher Schlosses seinen Bekanntheitsgrad über Deutschland hinaus steigern.“

Hambacher Schloss als Wiege der Demokratie

Das Hambacher Schloss als Schauplatz des Hambacher Festes gilt nicht nur als Wiege der Demokratie in Deutschland, sondern auch als wichtiges Fundament für ein vereintes Europa. Daher versteht es sich nicht nur als nationale, sondern gleichermaßen auch als europäische Begegnungsstätte. Am 27. Mai 1832 feierten fast 30.000 Menschen aus allen Teilen Deutschlands, aus Frankreich und Polen das Hambacher Fest.

Dies war die bis dahin größte Veranstaltung in Deutschland, auf der liberale und demokratische Forderungen öffentlich postuliert wurden. Neben den Forderungen nach „Einheit“ und „Freiheit“ wurde auch der Ruf nach einem „conföderierten republikanischen Europa“ laut. Die deutschen, französischen und polnischen Festredner bekannten mehrheitlich ihre Solidarität mit anderen Völkern, die ebenfalls für ihre Freiheit kämpften. Die Teilnehmer plädierten aber auch für die Gleichberechtigung der Geschlechter sowie für Toleranz gegenüber anderen Religionen und Minderheiten.

Das Schloss ist dabei nicht nur authentischer Ort der Geschichte: Die Stiftung Hambacher Schloss sieht es auch als ihre Aufgabe, dieses „als bedeutende Stätte für die Entwicklung der Demokratie in Deutschland und die europäische Zusammenarbeit zu erhalten und zu pflegen“. Dieses Ziel wird mit einem abwechslungsreichen Veranstaltungsprogramm, das von politischen Gesprächen, Workshops für Schulklassen bis zum Familienfest reicht, umgesetzt und soll in Zukunft noch europäischer ausgerichtet werden.

Vom Land Rheinland-Pfalz, das mit dem Bezirksverband der Pfalz, der Stadt Neustadt an der Weinstraße und dem Landkreis Bad Dürkheim zu den Stiftern gehört, wurden seit 2006 Investitionen in Höhe von 20,3 Mio. Euro für den Umbau des Schlosses, die dort angesiedelte Dauerausstellung und den Neubau eines Restaurantgebäudes getätigt. Weitere Baumaßnahmen zur Errichtung eines barrierefreien Entree-Gebäudes und zur Überarbeitung der Außenanlagen haben im April 2013 begonnen. Das Land investiert hierfür weitere 6,2 Mio. Euro.

Bewerbungsverfahren

Pro EU-Mitgliedstaat können maximal zwei Stätten alle zwei Jahre vorgeschlagen werden. Dann erfolgt nach Votum einer europäischen Fachjury die Auswahl von einer Stätte pro Land. Im Bewerbungsdurchgang 2013/2014 können einmal bis zu vier Stätten eingebracht werden. Ab 2015 und dann alle zwei Jahre können maximal zwei Stätten vorgeschlagen werden.
Die ersten deutschen Bewerbungen für das endgültige europäische Siegel sind bis März 2014 bei der Europäischen Kommission einzureichen. Das Auswahlverfahren erfolgt über die Länder. Vorschläge sind an das Kulturministerium des jeweiligen Bundeslandes zu richten.  (desa/red/mrlp)

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