Berlin – Der FDP-Vorsitzende Philipp Rösler und CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe haben Ausfälle von Literaturnobelpreisträger Günter Grass gegen die Bundeswehr in scharfer Form kritisiert.
„Ich finde die Äußerungen von Herrn Grass zur Bundeswehr sehr befremdlich, um nicht zu sagen: beschämend“, sagte Vizekanzler Rösler. „Solche Vorwürfe werden weder den über 6.000 Soldaten im Einsatz noch ihren Familien noch dem Rest der Truppe gerecht. Die Soldaten und ihre Angehörigen haben das nicht verdient.“
Bei einer Diskussion mit dem SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück am Mittwochabend in Berlin hatte Grass gesagt, die Bundeswehr sei eine „Söldnerarmee, die in Auslandseinsätze geht“. Bei diesen Einsätzen würden Soldaten „verbraten für Geld“. Grass riet davon ab, „bei dieser Söldnerarmee einzutreten“ und zog Parallelen zur Reichswehr. Schon die habe sich als „Staat im Staate“ erwiesen.
Auch Hermann Gröhe nahm Grass wegen dieser Äußerungen ins Visier. „Langsam fragt man sich: Ist in Grass` Pfeife wirklich nur Tabak“, sagte Gröhe. Wer die Bundeswehr mit der Reichswehr vergleiche, zeige ein beschämendes Maß an Geschichtsvergessenheit. „Unsere Soldaten sorgen mit ihren Auslandseinsätzen für unser aller Sicherheit. Die Bundeswehr hat es nicht verdient, von einem einstigen Mitglied der Waffen-SS derart verunglimpft zu werden“, sagte Gröhe.
Steinbrück hatte sich von Grass` Äußerungen distanziert. Die Bundeswehr sei „keine Söldnerarmee, definitiv nicht“, sagte er bei der Diskussion im Willy-Brandt-Haus. Außerdem entscheide der Bundestag über ihre Einsätze: „Deshalb widerspreche ich mit der gebotenen Höflichkeit dem Schriftsteller.“ (red/dts Nachrichtenagentur)
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