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Germersheimer Stadthistoriker Ludwig Hans: Vom Ancien Regime zum Landkreis Germersheim

18. Januar 2016 | Kategorie: Bücher, Kreis Germersheim, Regional
Ludwig Hans: Geschichtskenner par excellece. Fotos: pfalz-express.de/Licht

Ludwig Hans: Geschichtskenner par excellece.
Fotos: pfalz-express.de/Licht

Germersheim – Ludwig Hans, Germersheimer Stadtarchivar und allseits bekannter Stadthistoriker, kennt sich bestens aus in der Geschichte seiner Heimatstadt.

Der studierte Historiker und Anglist ist seit 1985 bei der Stadtverwaltung beschäftigt – und seither unermüdlich dabei, Quellen, Schrift- und Bildmaterial zu sichten, zu lesen und zu erforschen.

Sein Wissen hat er in eine Reihe von Büchern, Broschüren und Zeitungsbeiträgen gepackt, die die Geschichte von Stadt und Region wiedergeben.

Für den geschichts- oder einfach nur heimatverbundenen Leser sind Hans´ Werke eine wahre Fundgrube, die einen weiten Bogen über die Jahrhunderte und Jahrzehnte spannen, Historie und Histörchen erzählen über die spannende Geschichte Germersheims.

Von seiner militärischen Ausrichtung als Festungsstadt bis zum heutigen Dasein als modernes Mittelzentrum, Wirtschafts- und Universitätsstandort gibt es zahllose Berichte, Bilder und Geschichten.

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Neben dem jährlichen Heimatbrief der Stadt, dessen Redaktion Ludwig Hans schon seit 1988 betreut und mit Textbeiträgen aus der Germersheimer Stadtgeschichte bereichert, entstammen auch andere städtische Publikationen seiner Feder wie z.B. „175 Jahre Festung Germersheim“ (2009), „Germersheimer Bürgermeister des 20. Jahrhunderts“ (2011), „Die Ehrenbürger der Stadt Germersheim“ (2011) oder „Der Bürgersaal – Von der kurpfälzischen Landschreiberei zum heutigen Stadthaus“ (2015).

Darüber hinaus hat er zwei eigene Buchveröffentlichungen herausgebracht: „Germersheim 1945-1975“, ein Bildband, der die Dynamik des Wandels wiedergibt, die Germersheim insbesondere von den ausgehenden 1950er bis in die 1970er Jahre erfasste und modernisierte, sowie das 2009 erschienene, weit über 300 Seiten starke Buch „Germersheimer Geschichte(n)“.

Ein Teil der in den „Germersheimer Geschichte (n)“ aufbereiteten Informationen beruht unter anderem auf Berichten und Meldungen alter Germersheimer Zeitungen (seinerzeit „Pfalzbote“, „Germersheimer Wochenblatt“ oder „Telegraph“), die der Autor ausgewertet und in Form gebracht hat.

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Von Mittelalter bis in die Gegenwart ist das Werk ein Spiegel historischer Stimmen und zeigt zudem auf, welche tiefgreifenden Auswirkungen die Kriege für die einstige Garnisonsstadt mit sich brachten.

Verantwortlich zeichnet Ludwig Hans auch für die seit 2010 im Abstand von zwei Jahren erscheinenden Bände der „Schriftenreihe zur Geschichte des Landkreises Germersheim“, die er als Schriftleiter ehrenamtlich betreut.

Diese Sammelbände zur Geschichte des Landkreises Germersheim wiederum sollen kein Ersatz für die ortsgeschichtliche Literatur der einzelnen Kreisgemeinden sein, sagt Hans.

Vielmehr sollen darin die einzelnen Gemeinden übergreifende Themen aufgegriffen werden, die den Kreis als Region und dessen Vergangenheit betreffen.

Der Landkreis in seiner heutigen Form entstand übrigens 1818 als Produkt der im Gefolge der Französischen Revolution neu geschaffenen Territorien.

Love-Story: Gegen alle Widerstände

Auch zu den Amtsvorgängern des heutigen Landrats Dr. Fritz Brechtel hatte Hans noch ausreichend Aktenmaterial zu studieren und konnte dabei in den alten Personalakten neben biografischen Daten auch Menschliches entdecken.

So wollte ein bereits betagter Bezirksamtmann (so hießen damals die Landräte) in den 1860er Jahren seine erst 28-jährige Haushälterin heiraten: Aufgrund der großen „Standesunterschiede“ zu jener Zeit schier undenkbar.

Die Behörde, das Landkommissariat, sträubte sich dagegen. Von der vorgesetzten Regierung der Pfalz in Speyer bis hin zum Innenministerium in München ging der Vorgang, bis sich letztendlich für die zwei Liebenden doch ein „happy end“ abzeichnete.

Eine Reihe namhafter Regionalhistoriker haben in den bislang erschienen drei Bänden übrigens ihre Forschungsergebnisse in wissenschaftlich fundierten, aber dennoch gut lesbaren Beiträgen vorgelegt, die in diese Reihe aufgenommen wurden.

Bei den von Ludwig Hans verfassten Büchern und Beiträgen handelt es sich keineswegs um trockene „Abhandlungen“. Im Gegenteil: Es finden sich amüsante Details in den Berichten wieder, die die Stimmung und das „Kolorit“ der jeweiligen Zeit gut transportieren.

Café „Zum Elefanten“ beherbergte königlichen Besuch

Da wäre zum Beispiel das heutige Café „Zum Elefanten“ in der Germersheimer Hauptstraße. Das historische Anwesen, das sich heute als gediegenes Kaffeehaus präsentiert, war um die Mitte des 19. Jahrhunderts noch das weithin bekannte Gasthaus zum „Elephanten“, worüber eine Sandsteintafel an der Außenfassade des Gebäudes auch heute noch informiert.

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Generalleutnant Sebastian von Braunn – als Bevollmächtigter des bayerischen Königs – feierte dort mit den offiziellen Gästen und Honoratioren im Anschluss an das Zeremoniell die Grundsteinlegung den Bau der Festung Germersheim am 18. Oktober 1834.

Seither besuchten viele prominente Gäste das Wirtshaus. Der wohl berühmteste war der bayerische König Ludwig I. (1786 bis 1868), der, wie später sein Sohn König Max II., dort mehrfach beköstigt wurde.

Für das damalige Personal ein gigantischer Aufwand, reiste der Wittelsbacher doch mit großem Gefolge. Zudem gab es detaillierte Anweisungen, was dem König keinesfalls vorgesetzt werden durfte: Zwiebeln, Zitronen und stark gewürzten Speisen mochte oder vertrug der hohe Besuch nicht.

Retter Napoleons?

Auch Eberhard Arbogast wird thematisiert, dessen Grab sich noch immer auf dem Germersheimer Friedhof befindet und der als Befreier Napoleon Bonapartes von der Insel Elba gilt.

Mit der kaiserlichen Garde befreite er den Kaiser, dessen darauffolgende „Herrschaft der Hundert Tage“ mit der Schlacht bei Waterloo endete.

Ludwig Hans korrigierte indes das Bild von Arbogast: „Es war nicht der erfahrene Seefahrer, als der er manchmal dargestellt wird, aber hatte dennoch einen für die damalige Zeit sehr interessanten Lebenslauf“, so der Germersheimer Historiker.

Festival auf der Insel Grün: „Kleinstadt in Angst“

Die Moderne wird von Hans natürlich ebenfalls nicht vergessen: Ausgiebig dokumentiert ist beispielsweise das Festival auf der Insel Grün 1972 mit Mega-Stars wie The Doors, Pink Floyd oder Status Quo.

Seinerzeit wurde in der Presse getitelt: „Kleinstadt in Angst“, denn Germersheim hatte gerade einmal um die 10.000 Einwohner.

Erwartet wurden aber 70.000 Besucher: Panik in der Verwaltung, Panik bei den Bürgern. Veranstalter war übrigens die Agentur Marek Liebermann, die auch Rock am Ring organisiert. Wie die Angelegenheit schließlich geregelt wurde, ist im Heimatbrief 2012 (Hans: „Mein Bester“) nachzulesen.

So findet sich in Hans´ Schriften eine riesige Bandbreite an Wissenswertem und Unterhaltsamem: Ältere und jüngere Heimatgeschichte ohne weltanschauliche und politische Schlagseite.

Einige der nächsten Themen hat Hans, privat übrigens ein großer Fan von US-Cars und Oldtimern, für den nächsten Band der „Schriftenreihe“ schon ausgemacht.

Über die vor mehr als 100 Jahre bestandene Malerkolonie in Wörth soll aus kunsthistorischer Sicht berichtet werden, ebenso über die Vertriebswege Rheinzaberner „Terra Sigillata“ und das Wahlverhalten im Landkreis Germersheim in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts.

Das sind nur einige der Themen, die das Autorenteam der Schriftenreihe „schultern“ wird. Der nächste Band der Reihe wird übrigens im Herbst 2016 erscheinen. Man darf gespannt sein. (cli/red)

Informationen zur „Schriftenreihe zur Geschichte des Landkreises Germersheim“

Schriftenreihe Kreis Germersheim

Band 1: Burgen im Landkreis Germersheim – Die ältesten Ordnungen für den Bienwald – Goldwäscherei in der Südpfalz – Zwiebelanbau in der Vorderpfalz – Seismische Aktivitäten in der Südpfalz: Ein Erdbeben im Jahr 1763 – Kirchliche Statistik im 18. Jahrhundert – Zwischen den Fronten: Das Schicksal eines Kandeler Mitläufers während der Französischen Revolution – Auswanderungen aus dem Gebiet des heutigen Landkreises Germersheim vom 17. bis zum 20. Jahrhundert – Die Revolution von 1848/49 im Landkommissariat Germersheim – Willi Gutting: Dichter und Schriftsteller der Rheinlandschaft – Von Landkommissären, Bezirksamtmännern und Landräten.

Band 2: Gladiatorenspiele und deren Darstellung auf Rheinzaberner Terra Sigillata Geschirr – Wüstungen im Landkreis Germersheim – Die Bienwaldglashütte – Geschichte und Besitz ehemaliger geistlicher Einrichtungen im Landkreis Germersheim – Germersheimer Landkommissäre des 19. Jahrhunderts: Biografische Anmerkungen zu Peter Anton Müller, Georg Mayr, Maximilian de Lamotte, Ludwig Kollmann und Joseph Megele – Das Landkommissariat Germersheim in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Regierungspräsidenten berichten – Das US-Militärdepot Germersheim von 1951 bis heute. Mit einem Seitenblick auf das NATO-Treibstofflager in Bellheim und die US-Munitionsdepots in Berg und Kandel – 60 Jahre US-Depot Germersheim: Deutsch-Amerikanische Beziehungen am Standort Germersheim. Eine Bestandsaufnahme – Elisabeth Langgässer, Rheinzabern und der bittere Nachruhm.

Band 3: Die Niederadelsfamilie von Lingenfeld – Das Oberamt Germersheim im Spiegel der Statistik: Die Generaltabelle von 1774  – „Die öffentliche Ruhe und Ordnung betreffend“: Nachtwache, Sicherheitsgarden, Wachstuben und Wachhäuser in den Gemeinden des heutigen Landkreises Germersheim im 18. und 19. Jahrhundert – Germersheimer Bezirksamtmänner des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts: Biografische Anmerkungen zu Emmerich Joseph von Moers, Gustav Ott und Eduard Stumm – „Seine Majestät haben die Mobilmachung befohlen“: Die Festung Germersheim und die umliegenden Gemeinden bei Beginn des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 – Als Kommandeur des Festungsfuhrparks in Germersheim: Die Erinnerungen des Ludwig Zoeller an die Jahre 1914/15 – Gedenkstätten im Landkreis Germersheim für Gefallene des Ersten Weltkriegs und vorhergehender Kriege (Teil 1) – Heimatmuseen im Landkreis Germersheim, Teil 1: „Fischerhaus“ in Leimersheim und „Rheinaue-Museum“ Neuburg am Rhein – Lyriker aus Germersheim gewann 1936 eine olympische Goldmedaille: Literatur und Literaten aus und über Germersheim am Rhein.

Die „Schriftenreihe zur Geschichte des Landkreises Germersheim“ mit zahlreichen Abbildungen, Fotografien, Karten, Plänen und historischen Ansichten, gebunden, Band 1 (2010), Band 2 (2012), Band 3 (2014) sind für jeweils 19,80 Euro erhältlich. Alle 3 Bände im Paket gibt es zum attraktiven Preis von 39,80 Euro.

Bestellungen nimmt die Kreisvolkshochschule Germersheim per Telefon unter 07274/53-319 oder per E-Mail an k.traeber@kreis-germersheim.de entgegen.

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