Annweiler. 85 Mitglieder und über 30 Gäste begrüßte der Aufsichtsratsvorsitzende der VR Energiegenossenschaft Südpfalz Christoph Ochs zur diesjährigen Generalversammlung im Hohenstaufensaal in Annweiler.
„Sie sind das wichtigste Organ unserer Genossenschaft. Wir freuen uns über Ihr Interesse an unserer Geschäftsentwicklung“, so Ochs zu den Mitgliedern. Grußworte sprachen der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Annweiler Kurt Wagenführer und Wirtschaftsprüfer Rüdiger Stecher vom Genossenschaftsverband in Frankfurt.
Wagenführer fügte an, dass derzeit ein konkretes Konzept für Windkraft im Pfälzer Wald erarbeitet wird, das als Grundlage für einen Bürgerentscheid dienen soll. Stecher, der den Jahresabschluss der Energiegenossenschaft geprüft hat, hob die gute Entwicklung der ersten Jahre hervor: „Ihre Energiegenossenschaft zeigt, dass man erfolgreich eine Genossenschaft gründen kann, wenn man die Zeichen der Zeit erkennt.“
Vor eine große Herausforderung stelle die Energiegenossenschaft die neuen Anforderungen zum Anlegerschutz gemäß dem Kapitalanlagengesetzbuch (KAGB), berichtete der Vorstandsvorsitzende Dieter Zeiß.
Die VR Energiegenossenschaft Südpfalz, die durch den Betrieb ihrer Photovoltaikanlagen primär im operativen Geschäft tätig ist, beteiligt sich darüber hinaus an Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien.
„Ganz bewusst haben wir bei der Gründung der Genossenschaft die Möglichkeit der Beteiligungen in unserer Satzung aufgenommen, um das Investmentrisiko zu streuen“, erläuterte Zeiß. Sich unbegrenzt beteiligen zu können, sieht die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) allerdings als einen Geschäftszweig, der zum Schutz des Anlegers von Investmentexperten betreut werden müsse.
„Wir müssten zwei Fondmanager als Vorstand beschäftigen. Das ist aus monetären Gründen nicht möglich“, schloss der Vorstandsvorsitzende diese Option aus. Der Aufsichtsratsvorsitzende schlug daher die Satzungsänderung vor, dass künftige Beteiligungen nur eine untergeordnete Hilfs- oder Nebentätigkeit der Genossenschaft darstellen dürfen. Die Versammlung stimmte zu.
Insgesamt gehören derzeit 599 Mitglieder, darunter zwölf Kommunen, der VR Energiegenossenschaft Südpfalz an. Die Bilanzsumme beträgt 2,97 Millionen Euro. 2,93 Millionen Anlagevermögen stehen zu Buche; größtenteils aus Investitionen in Photovoltaikanlagen sowie geringen Beteiligungen am Windpark in Flomborn und Photovoltaikanlagen in Leinefeld und Altenburg. Die Verbindlichkeiten haben sich durch die Anzahlungen für die Photovoltaikanlage auf dem Multifunktionsdach in Rülzheim auf 2,39 Millionen Euro erhöht.
Aus Solarstrom hat die VR Energiegenossenschaft im Jahr 2013 witterungsbedingt eine etwas geringere Vergütung als im Vorjahr von 262.514 Euro (2012: 280.635 Euro) erzielt. Diesen Einnahmen standen Abschreibungen, betriebliche Aufwendungen, wie Miete und Versicherungen, sowie Zinsen und Steuern gegenüber, woraus zuzüglich des Gewinnvortrages aus dem Vorjahr ein Bilanzgewinn von 13.096 Euro ausgewiesen werden konnte. Der Ausschüttung einer Dividende von 2,5 Prozent stimmten die Mitglieder zu.
Die mit Abstand größte Photovoltaikanlage der Genossenschaft mit einer Leistung von rund 395 Kilowattpeak wurde im September 2013 auf der neuen Multifunktionshalle der Gemeinde Rülzheim in Betrieb genommen, berichtete das Vorstandsmitglied Raimund Schilling. Dieses Projekt konnte trotz drastisch gesenkter Einspeisevergütung realisiert werden, da die Vereinbarung mit der Gemeinde Rülzheim bei einer geringeren jährlichen Dachpacht auch eine Lösung des 10-prozentigen Eigenverbrauchs vorsieht.
Zum Jahresende hatte die Energiegenossenschaft 13 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 1.377 Kilowattpeak auf südpfälzischen Dächern installiert. „Damit können durchschnittlich 1.308 Personen mit umweltfreundlichem Strom versorgt werden und jährlich 720 Tonnen CO2 eingespart“, resümierte Schilling stolz. Aufgrund der stark reduzierten Einspeisevergütung und des gesetzlich vorgeschriebenen Eigenverbrauchs sei die Anmietung von großen Dachflächen wirtschaftlich nicht mehr darstellbar. Seitens der Bürger im Bereich Offenbach besteht Interesse an eine Beteiligung am Windpark II. Die Energiegenossenschaft plane ein Beteiligungsmodell beim Windpark II in Offenbach – vorausgesetzt das die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht stimme der Beteiligung als untergeordnete Tätigkeit zu.
Das ausgeschiedene Aufsichtsratsmitglieder Clifford Jordan (VR Bank Südpfalz) wurde von der Versammlung einstimmig wiedergewählt. Ochs informierte die Versammlung, dass der Vorstandsvorsitzende Dieter Zeiß auf persönlichen Wunsch zum Jahresende aus dem Vorstand ausscheiden wird. Über die Nachfolge wird der Aufsichtsrat in den nächsten Wochen entscheiden.
Der Regionalreferent der Energieagentur Rheinland-Pfalz Oliver Decken empfahl in seinem Impulsvortrag, den auf dem eigenen Dach produzierten Strom nicht komplett einzuspeisen, sondern zwischen 10 und 30 Prozent selbst zu nutzen. Mit einfachen Maßnahmen, wie herkömmliche Lampen durch LEDs zu ersetzen oder in neue Geräte zu investieren, ließe sich die Stromrechnung nahezu halbieren. (red)
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