Sonntag, 22. September 2024

Gegen das Vergessen: IGS Kandel präsentiert Ausstellung von Luigi Toscano und eigenes Theaterstück

13. Oktober 2023 | Kategorie: Kreis Germersheim

Fotos: Helga Trauth – Fotostecke am Textende

Kandel – Die IGS Kandel hat erneut bewiesen, dass sie zu Recht den Titel “Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage” trägt.

Porträts von Holocaust Überlebenden auf dem Schulgelände

Auf dem Schulgelände sind die beeindruckenden Porträts von Holocaust Überlebenden zu sehen, die der Fotograf und Filmemacher Luigi Toscano aufgenommen hat. Seit 2014 hat Luigi Toscano fast 500 Holocaust Überlebende besucht und ihre Geschichten festgehalten. Seine Ausstellung war bereits in vielen Städten wie New York, Boston, Berlin, Wien, Kiew, Genf, Jerusalem und Paris zu sehen.

Luigi Toscano wurde 2021 als erster Fotograf überhaupt zum UNESCO Artist for Peace ernannt und bekam im Oktober 2021 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Sein multimediales Projekt besteht aus drei wichtigen Teilen: Die Ausstellung, das Buch und der Dokumentarfilm (Schwarzer Zucker – rotes Blut).

Wie können Menschen Menschen so etwas antun? Wie kann verhindert werden, dass so etwas wieder geschieht? Diese Fragen treiben Luigi Toscano und sein Team an. Und sie sind seit Projektbeginn noch dringlicher geworden.

Theaterstück „Gegen das Vergessen“ in der Aula

Bevor Luigi Toscano und Schülerin Emma die Besucher durch die Ausstellung führten, wurde in der Aula der IGS die schulische Arbeit zu dem Thema vorgestellt. Nach der Begrüßung durch die Schulleiterin Melanie Müller wurde das Theaterstück „Gegen das Vergessen“ aufgeführt. Unter der Regie von Almuth Fink-Rödel hatten die Lehrkräfte und Schüler gemeinsam das Stück einstudiert.

Luigi Toscano und Melanie Müller.
Foto: Helga Trauth

Das Stück zeigte sehr eindrücklich und berührend, was der Holocaust bedeutete. Wie Menschen, die einst glücklich waren, plötzlich Judensterne tragen mussten, in Züge gepfercht wurden und schließlich getrennt wurden: Die einen in die Gaskammern und die anderen in die Arbeitslager. Dann der Wechsel in die Gegenwart. Die Leute sind mit ihren Handys beschäftigt und haben diese schreckliche Zeit vergessen. Das Stück endet mit dem eindringlichen Appell gegen das Vergessen. Während der Theateraufführung herrschte in der vollbesetzten Aula absolute Stille.

Das Schulorchester spielte das jiddische Lied Dos Kelbl oder Donna Donna über den Holocaust.

Die Zuschauer waren sichtlich bewegt und sehr beeindruckt. Das Stück wird ihnen noch lange im Gedächtnis bleiben. Zum Schluss stellte Schulleiterin Müller Luis vor, den jüngsten Schauspieler der Gruppe. Er ist erst in der sechsten Klasse. Auf die Frage, wie er die Geschichte empfunden hat, sagte er, dass es schwer war zu sehen, wie die Familie auseinandergerissen wird, wie Oma und Opa in die Gaskammer müssen und wie der Rest ins Arbeitslager kommt.

Führung durch die Ausstellung mit Luigi Toscano und Emma

Danach begann die Führung durch die Ausstellung, bei der einige Schicksale der porträtierten Menschen erzählt wurden. Zum Beispiel eine Frau, die als Kind von KZ-Arzt Mengele für Experimente missbraucht wurde. Sie hatte später noch panische Angst vor Ärzten, wurde dann aber selbst Ärztin. Oder eine Frau, die ihr Leben Oskar Schindler verdankt.

Die Führung endete mit dem bekannten Gedicht von Martin Niemöller: Als sie die Kommunisten holten… (ht)

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