Warschau – Die Länder der Europäischen Union (EU) setzen aktuell 5.000 weniger Grenzbeamte ein als eigentlich notwendig wären. Das ist das Ergebnis einer sogenannten Schwachstellenanalyse von Frontex, der Europäischen Agentur für die Grenz- und Küstenwache.
Frontex-Direktor Fabrice Leggeri sagte der „Welt am Sonntag“: „Wir haben festgestellt, dass die EU-Staaten insgesamt auf dem Papier 115.000 Grenzbeamte gemeldet haben. Das stimmt so aber nicht.“
Europaweit fehlten 5.000 Grenzbeamte. „Das hat mich auch sehr überrascht“, erklärte Leggeri. Die Agentur befinde sich deshalb in Gesprächen, warum die Mitgliedsstaaten zu wenige Beamte im Einsatz hätten. Welche Länder zu wenig Personal stellen, erklärte Frontex nicht. Die Flüchtlingskrise im Jahr 2015 hatte gezeigt, wie schlecht die EU auf einen starken Anstieg der irregulären Migration nach Europa vorbereitet war. 2015 und 2016 kamen mehr als eine Million Asylsuchende in die Europäische Union. Seitdem nimmt Fronte x die sogenannten Schwachstellenanalysen vor.
Dabei handelt es sich um Simulationen, mit denen – vergleichbar zu den bekannten Banken-Stresstests – auf dem Papier anspruchsvolle Szenarien durchgespielt werden. Frontex selbst soll bis 2027 schrittweise von derzeit rund 1.500 auf bis zu 10.000 Grenzschützer aufgestockt werden. „Wir sind als Frontex gefragt – auch weil wir feststellen müssen, dass es in den EU-Staaten zu wenig Grenzbeamte gibt“, sagte Leggeri.
Bislang kümmert sich die Agentur klassischerweise um Einsätze an der Außengrenze, wo zum Beispiel Sicherheitskontrollen durchgeführt, Identitätsangaben überprüft und Migranten nach Schleusern befragt werden. Künftig wird Frontex auch für die Einführung eines europäischen Esta-Systems verantwortlich sein, mit dem Ein- und Ausreisen von Nicht-EU-Bürgern nachvollzogen werden. Weiterhin sollen die Mitgliedsstaaten bei der Abschiebung abgelehnter Asylbewerber unterstützt werden. (dts Nachrichtenagentur)
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