Landau. Andreas Badsteen und seine Familie aus Landau stehen unter Schock. Von einem zum anderen Tag hat sich ihr Leben dramatisch verändert.
Der 35-jährige Ehemann und Vater von vier Kindern berichtet im Gespräch mit dem Pfalz-Express über die Nacht vom 19. zum 20. August, einen der schwärzesten Momente bisher, der ihn fast das Leben, zumindest aber die Gesundheit gekostet hat.
Badsteen geht nicht oft aus, wie er sagt. An diesem Abend war er mit Verwandten, unter anderem seinem 19-jährigen Cousin unterwegs. Die Männer waren zunächst bei einem Fußballspiel, dann noch eine Runde Billard spielen und wollten danach noch einen Döner essen gehen. Getrunken wurde in Maßen.
Dann entschließt man sich kurzfristig dazu, noch einen Abstecher in die Diskothek „Logo“ zu unternehmen, um einen weiteren Verwandten, der sich dort schon aufhielt, zu treffen. „Das war so gegen 2 Uhr“, erzählt Badsteen.
Die Disko sei überfüllt gewesen. Aus diesem Grund wandte man sich wieder zum Gehen. Auf der Treppe legte man noch eine Zigarettenpause ein, um auf den vierten Mann zu warten.
In diesem Moment wird Badsteen von Jemandem überraschend mit einem Messer angegriffen. „Ohne ersichtlichen Grund“, wie er berichtet.
Der Mann zieht die Waffe quer über Badsteens Brust und dann auch noch über dessen Hals.
Auch der Cousin wird von ihm angegriffen und schwer verletzt. Badsteen verliert vier Liter Blut, was auch auf Bildern dokumentiert ist.
Die Türsteher rufen Polizei und Rettung – Badsteen wird ins Vinzentius-Krankenhaus gebracht, sein Cousin, der an der Lunge verletzt worden ist, ins Klinikum. Zwei Tage liegen die Männer auf der Intensivstation und sind mehrere Stunden in Lebensgefahr.
Der Angreifer hat bei Badsteen scheinbar mit großer Kraft durch drei Schichten tief in den Muskel hinein geschnitten. Die Heilung kann bis zu einem halben Jahr dauern. An schweres Heben wird nicht zu denken sein, was Badsteen, der als Schrotthändler arbeitet, natürlich lange Zeit ausbremsen wird.
„Es gab keine Diskussion, keinen Streit vorher“, so das Opfer, das das Gefühl hatte, der Angreifer sei wie im Blutrausch gewesen.
„Ich habe aber keine Erinnerung mehr an das, was passiert ist. Habe auch nicht gemerkt, dass der Täter bewaffnet war“. War das eine Art Schockzustand? „Der Arzt meint ja – eine Art Verdrängung“.
Zeugen berichten, dass es sich bei dem Täter um einen „Rastaman“, in diesem Fall um eine weißhäutige Person mit Rastalocken, gehandelt habe. Bilder kursieren auch im Internet. Doch Badsteen kann sich nicht an ihn erinnern. Das Gedächtnis spielt nicht mit.
Der Mann habe sich laut Polizeibericht widerstandslos festnehmen lassen.
Auf jeden Fall wurde der Täter „gegen Auflagen“ und obwohl die Anklage „Versuchter Totschlag“ lautet, auf freien Fuß gesetzt.
Nicht nur das wundert Badsteen. Auch bestimmte Äußerungen der Polizei kann er nicht nachvollziehen. So habe ein Polizist zu seinem Onkel gesagt: „Früher habt ihr geschnitten, heute schneiden halt andere“.
„Die Vorurteile gegen die Dörrenberger (bekannt in Landau als „Texas“- die Red.) kennt man ja und sie machen mir zu schaffen“, so Badsteen. Aber das sei doch zu viel gewesen. „Die Polizei ist gegen uns“. „Solche Äußerungen gehen gar nicht“, sagt auch Badsteens Ehefrau.
Dankbar ist Andreas Badsteen dagegen den Türstehern, die einen „guten Job gemacht haben“. Sie setzten Pfefferspray gegen den Angreifer ein. Einer von Ihnen habe ihm sicherlich das Leben gerettet und geholfen, den enormen Bluverlusst zu stoppen.
Auch die Asylbewerber, die über dem Logo wohnen, hätten sich toll verhalten und Decken gebracht. Das sind die guten Erinnerungen. Die schlechten würde Badsteen am liebsten vergessen. Wichtig scheint jetzt, dass das Opfer möglichst schnell psychologische Hilfe erhält, denn „ich habe Angst, wenn es dunkel wird und wache nachts schweißgebadet auf“.
Etliche Psychologen hat Badsteen kontaktiert. Bei allen muss mit langen Wartezeiten gerechnet werden. Eine Einweisung in die Fachklinik würde bedeuten, die Familie, die er jetzt so dringend braucht, nicht um sich haben zu können.
Überhaupt Familie: Die Verwandtschaft ist jetzt gefordert. „Alle helfen und unterstützen uns in jeder Hinsicht“, freut sich das Ehepaar Badsteen.
Sie wissen aber auch: „Unser Leben ist verpfuscht worden. Wir müssen schauen, wie wir jetzt klar kommen.“ (desa)
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Das war der gleiche Rastamann der seit Jahrzehnten Mist baut in Landau. Irgendwann fehlt der in der Sammlung!