Dienstag, 05. November 2024

EU könnte Energie aus Holz erschweren

1. November 2022 | Kategorie: Politik regional, Südwestpfalz und Westpfalz

Nachwachsender Brennstoff bald unerwünscht? Hier bevorratet in Spirkelbach (Verbandsgemeinde Hauenstein).
Foto: W. G. Stähle

Brüssel/Mainz/Hauenstein. Die Energieerzeugung aus Waldholz könnte „massiv erschwert“ werden, sehen die Freien Wähler (FW) im Landtag von Rheinland-Pfalz voraus.

Die EU-Kommission habe vergangenes Jahr im Rahmen des „Fit-for-55-Pakets“ eine Novelle der Erneuerbare-Energien-Richtlinie, kurz „RED III“ genannt, vorgeschlagen. Nun habe im September das EU-Parlament seine Verhandlungsposition für den „Trilog“ beschlossen, in der es mehrere Änderungen des Kommissionsvorschlags anstrebt, die bei Inkrafttreten einen einschneidenden Eingriff in das Heizen mit Brennholz, Pellets und Hackschnitzeln bedeuten würde.

Dieser Sachverhalt sei ein Schwerpunkt in Gesprächen zwischen Stephan Wefelscheid, wirtschaftspolitischer Sprecher der FW-Landtagsfraktion, und dem Europaabgeordneten Engin Eroglu (FW) gewesen, lässt FW-Pressesprecher Ralf Helfenstein wissen. „Es ist wichtiger denn je, dass wir uns von russischem Gas unabhängig machen und so ist es auch mit Blick auf die steigenden Energiekosten sinnvoll auf Forstbiomasse zum Beheizen der eigenen Räumlichkeiten zu setzen“, seien sich der Europa- und der Landesparlamentarier einig.

Stephan Wefelscheid sehe darin „auch für Rheinland-Pfalz ein (derart) wichtiges Thema, um es parlamentarisch aufzubereiten“. Gerade in diesem waldreichsten und in weiten Teilen ländlich geprägten Bundesland böte die Verwendung von Waldholz eine nachhaltige und günstige Alternative zu Gas oder Öl als Wärmelieferant. „Ob zentralisiert in Blockheizkraftwerken oder dezentral mit Öfen, Kaminen, Pelletheizungen oder anderen Feuerungsanlagen, Holz ist und bleibt ein wichtiger Energielieferant und das in besonderer Form für die Bevölkerung auf dem Land und in Zeiten explodierender Energiepreise“, betont der Koblenzer Wefelscheid.

Der Europaabgeordnete Engin Eroglu kritisiert den Vorstoß der EU scharf und fordert „kein Verbot der Verwendung von Holz, sondern eine nachhaltige Nutzung und umfangreiche Anpflanzung“. In den aktuellen Zeiten sei es „skandalös und völlig absurd, dass vielen Menschen in Europa künftig der Anreiz genommen werden soll, selbstverwaltet und klimaneutral ihre Wärme zu produzieren“, argumentiert er. „Der EU gehören nun mal nicht nur südländische Staaten an, die nicht wissen, was Winter bedeutet.“

„Die Politik nimmt der Landbevölkerung hier mittelfristig eine nachhaltige und kostengünstige Heizmöglichkeit, ohne Not und auch noch mitten in einer massiven Energiekrise. Damit bestätigt die EU leider genau das was böse Zungen ihr schon lange unterstellen, nämlich, dass sie sich weit von der Realität der Menschen entfernt hat“, fügt Stephan Wefelscheid an und versichert: „Das darf nicht sein. Daher stellen wir uns als Freie Wähler geschlossen gegen diese Bestrebungen und werden uns parlamentarisch dafür einsetzen.“

Hauenstein setzt bereits auf Holz

Im südwestpfälzischen Hauenstein beispielsweise, mitten im Pfälzerwald gelegen, setzt man bereits auf energetische Nutzung von Holz und will dies ausweiten. Das Feuerwehrgebäude verfügt über eine Hackschnitzelheizung, die das angrenzende Technische Hilfswerk mitversorgt. Das Deutsches Rote Kreuz habe mittlerweile Antrag auf Anschluss gestellt. Es sei beabsichtigt weitere derartige „Wärmenetze“ zu installieren, war von dort zu erfahren. (Wir berichteten)

 

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