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Energiewende in der Region: „Wir können nicht länger warten“ – heiße Diskussion mit Abgeordneten

18. April 2014 | Kategorie: Allgemein, Kreis Südliche Weinstraße, Landau, Politik regional, Regional

Tabea Rössner (Grüne), Thomas Hitschler (SPD) und Dr. Thomas Gebhart (CDU) bekamen von der Abeitsgruppe Energiekonzept Südpfalz Hausaufgaben mit nach Berlin.
Fotos: pfalz-express.de / Licht
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Landau/SÜW- Sachlich und informativ sollte es zugehen am „Offenen Abend“ der Arbeitsgruppe Energiekonzept Südpfalz. Dass das Thema „Energiewende“ aber jede Menge Emotionen hervorrufen kann, zeigte sich im Verlauf des Abends.

Die Energiewende „speziell in der Region“ sollte thematisiert werden, Anregungen und Input der Zuhörer gewünscht. Für die Arbeitsgruppe waren Prof. Dr. Karl Keilen, Dr. Werner Götz, Bernhard Mertel, Ulrich Mohr und Wolfgang Thiel gekommen.

Der „Meinungs-Wind“ blase derzeit wieder gegen eine Energiewende, so die Energiearbeitsgruppe, und die Politik mische mit, blockiere durch die EEG-Novellierung die Weiterentwicklung erneuerbarer Energien wie Windkraft und Photovoltaik (PV).

Vertreter der so gescholtenen Politik, die Bundestagsabgeordneten Dr. Thomas Gebhart (CDU), Thomas Hitschler (SPD) und Tabea Rössner (Grüne), hatten zu einem späteren Zeitpunkt Gelegenheit, ihre Sicht der Dinge darzustellen und Fragen zu beantworten.

Offshore-Windkraft würde gefördert, die an Land hingegen gedeckelt, Kohle solle wieder Vorschub bekommen, Bürger, die viel Geld in Photovoltaikanlagen gesteckt hätten, sollten mit neuen Vorschriften ausgehebelt werden, lauteten einige der Vorwürfe, die Werner Götz (Attac Landau und BUND Südpfalz) und Ulrich Mohr (Pressesprecher BUND Südpfalz) erhoben: „Strom fressende Energien sollen immer weniger zahlen müssen – so geht das nicht.“

Von einer Jahrhundertaufgabe, vergleichbar mit dem Apollo-Projekt, war die Rede – man könne immerhin erst 25 Prozent des Energiebedarfs mit den neuen Technologien decken. Ziel der Gruppe ist es, bis zum Jahr 2020 mit einem Mix aus verschiedenen erneuerbaren Energien den Bedarf in der Südpfalz zu decken.

Ausbau geht viel zu langsam

Karls Keilen (Ortsbürgermeister Bornheim) kritisierte in seinem Vortrag den zu langsamen Ausbau von Windenergie. Die Windenergie in Landau sei gleich null und auch in der Südlichen Weinstraße kaum vorhanden. Nach dem neuesten Bericht des Weltklimarats sei jedoch schnellstes Handel unabdingbar.

Auch an windschwachen Standorten seien Onshore-Anlagen möglich, mit einer Höhe von 130 Metern und großen Rotorblättern können man so ausreichend Strom erzeugen. Hohe Kosten bei Photovoltaik-Anlagen seien mittlerweile Vergangenheit. „Wie kann man bei einer solchen Entwicklung noch auf fossile Energien setzen“, kritisierte der Professor.

Ulrich Mohr bezeichnete „das Gerede“ von den hohen Preisen gar als Lüge.

 Zu geringe Einspeisevergütung

Bernhard Mertel (Energie Südpfalz GmbH) prangerte vor allem an, dass die Einspeisevergütung viel zu gering sei und eine EEG-Abgabe auf selbst erzeugten Strom auferlegt werde: „Das ist falsch“, sagte Mertel. Er forderte zudem eine Anhebung der EEG-Vergütung: „Sonst sind viele Projekte nicht möglich.“

Wolfgang Thiel (Initiative Südpfalz-Energie) merkte an, dass „ständig der Strompreis im Fokus“ stünde. Dabei seien andere Energiekosten weit mehr gestiegen. (Siehe nachfolgende Tabellen)

Quelle: www.unendlich-viel-energie.de

Gebhart: Mehr Speicherkapazität, bessere Vernetzung

Nach so viel Kritik kamen die Politiker zu Wort. Thomas Gebhart betonte, man sei erst am Anfang des parlamentarischen Prozesses, die Beratungen hätten gerade erst begonnen. Er wolle, dass die Energiewende gelinge, sagte Gebhart, blieb aber in seiner Prognose skeptisch. Zu zäh sei das Ringen auf den Weltklimakonferenzen gewesen, an denen er teilgenommen habe. Dennoch sei das Interesse an der „German Energiewende“, wie das deutsche Vorhaben weltweit genannt wird, riesig.

Den Idealfall sieht Gebhart in der Verbindung von Wohlstand und Klimaschutz – dazu bräuchte es jedoch weitere neue Technologien, ganz besonders Speicherkapazitäten: „Die Speicher fehlen, das ist die nackte Wahrheit.“

Man habe sehr wohl ein Kostenproblem, betonte Gebhart und widersprach damit den Ausführungen von Werner Götz und Ulrich Mohr. Grundsätzlich stimmte der Abgeordnete zu, dass Eigenstrom nicht mit der EEG-Umlage belastet werden dürfe.

Gebhart sprach sich zudem für eine Absenkung der Geothermievergütung aus: „Es sollten keine weiteren Anreize geschaffen werden, zusätzliche Geothermiewerke zu bauen.“ Vernetzung in alle Richtungen und marktwirtschaftliche Anreize schätzt Gebhart als wichtige Marker zum Gelingen der Energiewende ein.

 Hitschler:  Ziel muss 100 Prozent sein

Auch Thomas Hitschler hält den Stichtag für die EEG-Novelle als „schlecht gesetzt“, obwohl sie eigentlich als Anschub für die Energiewende gedacht gewesen sei. Man habe noch keinen parlamentarischen Prozess durchlaufen.

Hitschler sieht in der Energiewende „unglaubliche Chancen“ für die Energieerzeugung der Zukunft. Er gab das Gesamtziel mit 100 % an und merkte an, dass der Vorschlag bis 2045 nicht ambitioniert genug sei. (Korrektur des zuvor veröffentlichten Absatzes,  Anm.d.Red.)

Schützen will Hitschler die Mittelständler, kein Verständnis hat er für energieintensive Unternehmen, die trotzdem die Ausnahmen der Umlagenbefreiung in Anspruch nehmen.

Der Abgeordnete plädierte ebenso wie Gebhart für stärkere Investitionen in Forschung und Entwicklung – und für eine Akzeptanz in der Bürgerschaft, erneuerbare Energien in der Region zu verankern.

 Rössner: Industrie und Politik zu sehr verbandelt

Tabea Rössner von den Grünen, die für den in Berlin verhinderten südpfälzer Abgeordneten Dr. Tobias Lindner eingesprungen war, vermutete am am Verhandlungstisch der Parlamentarier die großen Energieerzeuger und warf Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel eine „Verbandelung“ mt der Kohle-Lobby“ vor. Die Reform behindert die Energiewende, die Industrie habe zu viele Privilegien, lauteten die Vorwürfe der Mainzer Abgeordneten.

Beim Emissionshandel habe die Regierung verhindert, dass Zertifikate teurerer würden: „Und so lohnt sich wieder die Kohle. Die Akzeptanz für die erneuerbare Energien ist da in der Bevölkerung, aber die Politiker sollen auch selbst dran glauben. Bei der Bundesregierung habe ich nicht das Gefühl“, so Rössner.

Man gebe hunderte Milliarden Euro für Gas, Atomstrom und Kohle aus und übersehe dabei das Wichtigste: „Wind und Sonne schreiben keine Rechnung.“ Als schlimmste Blockierer prangerte Rössner die großen Energieversorgungsunternehmen an, „wegen zu hoher Berechnungen“.

 Wie geht es weiter?

Dem stimmte in der anschließenden Diskussion ein mittelständischer Unternehmer zu, der bereits vor Jahren viel Geld in seine Photovoltaikanlage gesteckt hatte: „Durch diese Rahmenbedingungen sind wir bald nicht mehr lebensfähig.“ Breite Zustimmung und weitere Meldungen aus dem Publikum zeigten, dass die Preisgestaltung der Energieversorger ganz augenscheinlich ein großes Problem darstellt.

Wie die regionale, deutschland- und letztendlich weltweite Energiewende am besten umgesetzt werden könnte – darüber wird es wohl noch viele Diskussionen geben. Das Schlagwort „Power to Gas“ machte die Runde (= Systemlösung Power to Gas: Strom kann aus erneuerbaren Energien in Wasserstoff oder synthetisches Erdgas umgewandelt und im Erdgasnetz gespeichert werden, Anm.d.Red.), den Stein des Weisen hatte niemand in der Tasche.

Dennoch nahmen sowohl Politiker als auch die Streiter für die regionale Energiewende zahlreiche Anregungen mit. Ulrich Mohr appellierte am Schluss: „Die EEG-Novelle darf so nicht durchkommen. Die Abgeordneten sollen in Berlin daraufhin wirken, dass die ganz großen Klöpse herausgenommen werden.“ (cli)

 

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2 Kommentare auf "Energiewende in der Region: „Wir können nicht länger warten“ – heiße Diskussion mit Abgeordneten"

  1. Oliver Müller sagt:

    Meine letzte Stromrechnung kam nicht von der Sonne, stimmt.
    Sie kam von den Pfalzwerken und hat sich innerhalb der letzten 1o Jahre weit mehr als verdoppelt. Dank EEG-Verteuerbarer Energien!

    Und wenn ein technikferner SPD-Hitschler in 11 Jahren 100% Verteuerbare Energie haben will soll er mal erklären wie er alle Heizungen und alle Autos und LKWs mit der Zappel-Zufalls-Solarenergie betreiben will?!

    Unrealistische Politiker-Schwafel-Runde, und alles auf Kosten der kleinen Stromkunden!
    Abwählen!

  2. Klaus Bohlander sagt:

    Es ist absolut unverständlich, dass die Entlastung der energie-intensiven Unternehmen von den EEG-Kosten durch die zusätzliche Belastung der stromverbrauchenden Privathaushalte und mittelständischen Betriebe erfolgt. Immerhin schlägt die Entlastung der Großbetriebe mit rund einem Drittel bei den EEG-Kosten zu Buch.
    Wenn es um die Erhaltung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der betreffenden Betrieb geht, die von den Politikern wortreich betont wird, sollte diese durch Förderung mit Finanzmitteln aus dem Bundeshaushalt erfolgen; denn es würde sich um eine gesamtwirtschaftliche Aufgabe handeln. Bei der Subventionierung der Kohleverstromung, der Förderung von Atomkraftanlagen incl. ihrer Entsorgung nach Abschaltung galt diese Handhabung, warum nicht bei der Förderung der erneuerbaren Energien.