Landau-Godramstein. Die Betriebsübergabe erfolgreich meistern und die Effizienz im Weinbaubetrieb durch Digitalisierung steigern, waren die Schwerpunktthemen des diesjährigen Winzerforums der VR Bank Südpfalz.
Rund 250 Gäste begrüßte der Vorstandsvorsitzende der Genossenschaftsbank Christoph Ochs zu diesem renommierten Format in der Kinck’schen Mühle in Godramstein. „Die Weinbaubranche ist eine sehr bedeutende Zielgruppe für unser Haus“, so Ochs.
„Mit unserer Reihe der Winzerforen ist es uns in den letzten 14 Jahren gelungen, einen echten Mehrwert für die Winzer in der Südpfalz zu schaffen. Von Beginn an begleitet durch Referenten des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR), die die regionalen Betriebe und ihre Bedürfnisse bestens kennen.“
„Was sind überhaupt die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Betriebsübergabe?“, fragte Dr. Jürgen Oberhofer, Gruppenleiter Weinbau im Institut für Weinbau und Oenologie am DLR, die Zuhörer zu Beginn seines Impulsvortrages.
Wichtig sei es, frühzeitig über die Betriebsnachfolge zu sprechen. Es sollte aber niemand zur Betriebsnachfolge überredet werden, empfahl Oberhofer.
Der Betrieb müsse rentabel und zukunftsfähig sein. Das Eigenkapital bilde für ihn dabei eine Schlüsselgröße. Mindestens 15.000 Euro Eigenkapital sollten jährlich erwirtschaftet werden, um Inflation auszugleichen, den technischen Fortschritt zu finanzieren und das betriebliche Wachstum zu ermöglichen.
Lange vor der Übergabe sollte ein qualifizierter Nachfolger ausgesucht werden und der Übergeber bereit sein, den Betrieb zum Ertragswert zu übergeben. „Eine Übergabe zum Verkehrswert ist wirtschaftlich nicht tragbar“, ist der Weinbauexperte überzeugt.
Das Erbe sollte möglichst umfassend und einvernehmlich mit allen Familienmitgliedern geregelt werden. Die Abfindung der weichenden Erben sollte sich am Ertragswert des Hofes orientieren, sonst habe die Nachfolge keine Zukunft.
Bei zwei Nachfolgern riet Oberhofer dazu, keine Erbengemeinschaft zu hinterlassen: „Das ist der Vorhof zur Hölle! Ich könnte Ihnen dazu jede Menge Beispiele geben“.
Bei der Betriebsübergabe wie auch bei der Betriebsaufgabe sollten unbedingt kompetente Ansprechpartner eingebunden werden, um steuerliche Möglichkeiten optimal zu nutzen. „Selten wurde ein Betrieb zu früh, jedoch schon viele zu spät übergeben“, resümierte Oberhofer aus seiner langjährigen Tätigkeit als Experte und Berater auf diesem Gebiet.
Gespannt zeigte sich Bankvorstand Ochs darauf, wie die Professoren Dr. Ulrich Fischer und Dr. Marc Dreßler ihren Vortrag „Effizienzsteigerung durch Digitalisierung im Weinbau“ mit einer Weinverkostung kombinierten.
Amerikaner Vorreiter in der Digitalisierung
Die Amerikaner sind in der Digitalisierung auch wieder Vorreiter. Fischer gab ein verblüffendes Beispiel dazu und stellte den US-Weinerzeuger Palmaz Vineyards in Wort und Bild vor. Aber auch in der Pfalz hat man sich auf den digitalen Weg gemacht.
Vier Weine hatte Fischer, Leiter des Instituts für Weinbau und Oenologie am DLR, von südpfälzischen Unternehmen ausgewählt, die sich digitale Technologien schon heute auf unterschiedliche Weise zunutze machen.
Dabei ist Digitalisierung kein Selbstzweck, berichtete Dreßler, denn der Treiber von Digitalisierung in den Unternehmen ist der Gewinn – gefolgt von der Neukundengewinnung.
Der Studiengangsleiter Master of Business Administration am Weincampus Neustadt demonstrierte, dass die Unternehmenskennzahlen von Digitalen Leadern rund 20 Prozent über denen von Unternehmen liegen, bei denen die Digitalisierung noch keinen Einzug erhalten hat.
Digitalisierung werde im Weinbau zum Beispiel eingesetzt, um wetterbedingte Stressbedingungen frühzeitig über Sensoren zu erkennen und rasch die Winzer über Gegenmaßnahmen, zum Beispiel beim Sonnenbrand, zu informieren, referierte Fischer.
Er hob auch die Vineyard Cloud hervor, die erste zeilengenaue Weinbau-App mit integrierter Weinbau-Schlagkartei.
Weinbaubetriebe und ihre Mitarbeiter können mit der App jederzeit alle Arbeiten und Aufgaben in Echtzeit erstellen, verfolgen und dokumentieren. Gerade im Pflanzenschutz könne effizienter und sicherer gearbeitet werden. In der Kellerwirtschaft richtete Fischer seinen Blick bereits in die Zukunft: Einfache Analysemethoden via Smartphone werden schon bald bei der Steuerung der Gärung, der BSA-Kontrolle, der Messung der Trübung im Most, der Beurteilung der Weinstabilität oder der Charakterisierung der Weinfarbe mitwirken.
Auch in der deutschen Weinbranche wird der strategische Nutzen der Digitalisierung zunehmend erkannt, davon ist Dreßler überzeugt. Die Kundenwünsche können über Digitalisierung besser erkannt und bedient werden – und auch bessere Produkte hergestellt werden. „Die Daten haben einen Wert“, so die beiden Weinbauexperten.
Daten erlauben die Optimierung und Schonung von Ressourcen, ermöglichen mehr Transparenz in den Herstellungs-, Ernte- und Weiterverarbeitungsprozessen und fördern durch Produktentwicklung die Vielfalt an Weinen. „Man kann auch traditionelle Weingüter mit Digitalisierung verbinden“, so Dreßler. „Sie sind gefordert, die Potenziale zur Effizienzsteigerung oder für ein attraktiveres Geschäftsmodell für sich zu erkennen und entsprechende Weichenstellung vorzunehmen.“
Und nicht zuletzt helfe eine gut eingesetzte Digitalisierung auch dabei, den Winzer durch eine Entbürokratisierung mehr zu entlasten.
Weinbaupräsident spricht über Probleme in der Weinerzeugung
Sehr erfreut über die Veranstaltungsreihe zeigten sich Weinbaupräsident Reinhold Hörner und die Weinprinzessin der Südlichen Weinstraße Daniela Hormuth in ihren Grußworten. „Die Chancen der Digitalisierung müssen genutzt werden“, so Hormuth, die dies auch durch ihr Studium der Internationalen Weinwirtschaft nur bestätigen kann.
„In ihren Foren gibt die VR Bank Südpfalz seit vielen Jahren positive Impulse an die südpfälzischen Weinbaubetriebe und zeigt, dass sie der Branche nahesteht“, lobte Hörner. Er wies auf Hilfestellungen bei Hagelschäden hin, die die VR Bank leiste und auch auf die Vinothek, die durch die VR Bank betrieben wird.
Allerdings sprach er auch über die Schwierigkeiten, denen sich die Winzer stellen müssen: Die Faßweinpreise seien unbefriedigend, Supermärkte bildeten eine große Konkurrenz für die Winzer und hielten die Preise niedrig. Einfuhrzölle wie durch Trump eingeführt, machten den Export schwierig und viele Weine aus dem Ausland würden importiert. „Die Weingüter haben steigende Kosten – Kooperationen in etliche Richtungen wären wünschenswert“.
Ochs bedankte sich bei den Referenten für die informativen Vorträge und lud zum Buffet sowie leckeren Weinen der Jungen Pfalz im Erdgeschoss ein. (desa/red)
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