Landau. Werner Müller und Thomas Hauptmann, Vorsitzende der Landauer BI Geothermie Landau-Südpfalz e. V., sehen „nach dem gestrigen sehr konstruktiven und offenen Gespräch mit Herrn Kamplade und Herrn Adam die Situation aufgrund der aktuellen Höhenveränderungen und der nicht absehbaren Entwicklung als noch dramatischer an als bisher angenommen.“
Man habe bei dem Gespräch mit OB Schlimmer und Stadtbauamtschef Christoph Kamplade Infos abgestimmt und über neue Dinge gesprochen, „die schon dramtisch sind“. „Es gibt Neuigkeiten, die uns veblüfft haben. Die Messergebnisse in der Nähe des Kraftwerks sind sehr überraschend. Jetzt merken die Verantwortlichen, dass man uns ernst nehmen muss“, sagt Müller.
“Und jetzt wird die Katze aus dem Sack gelassen“. Heißt, am kommenden Montag will man mit einer entsprechenden Presseerklärung an die Öffentlichkeit gehen.
Die differenzierteren Daten müssen nun aufgearbeitet werden. Derweil nähert sich die Bombenentschärfung mit Riesenschritten. Müller, der sein Büro am Osteingang der Landesgartenschau hat, hat freie Sicht zu den Bomben, die am Freitag entschärft werden.
Überzeugt von den Sicherheitsmaßnahmen ist Müller nicht: „Wir haben den Eindruck, dass die Genehmigungsbehörde gar nichts macht. Wir machen keine Panik, sondern weisen auf die Risiken hin.“ (siehe Artikel im Pfalz-Express http://www.pfalz-express.de/vor-der-bomben-entscharfung-bi-landau-fordert-sicherungsmasnahmen-geothermiekraftwerk-landau/)
„Die sind ziemlich aufgerührt. Jetzt merken sie, das man uns ernst nehmen muss. Schönreden funktioniert nicht mehr. Ich hoffe nicht, dass das Ausmaße annimmt, die nicht mehr beherrschbar sind.“
Hintergrund:
Es geht um Landabsenkungen im Landauer Stadtgebiet, die „an Dynamik gewonnen“ hätten und im Bereich des zukünftigen „Wohnparks am Ebenberg“, der ehemaligen Kaserne Estienne Foche und dem Gelände der Landesgartenschau Werte erreicht hätten, die „deutlich“ über den durchschnittlichen Werten zwischen 1994 und 2011 lägen.
„Und das mit steigender Tendenz“. Als Gründe kämen laut der BI verschiedene Faktoren in Frage, wie die durch Wintershall stattfindende Erdölförderung, das Geothermie-Kraftwerk (GKW) und Veränderungen des Grundwasserspiegels.
Der BI liegt, Müller zufolge, eine Karte des Landauer Stadtgebiets vor, in die Messpunkte und die Landabsenkung in mm in den letzten 39 Monaten eingezeichnet sind.
„Legt man diese Karte über eine Karte, in der die unterirdischen Bruchkanten eingezeichnet sind, die auch die Zielpunkte der Bohrungen für das GKW darstellen, stellt man eine überraschende Übereinstimmung und einen Zusammenhang mit der Höhe der Werte im Landauer Süden fest, denn die höchsten Werte wurden im Umfeld des GKW, im S/O Bereich des Gleisbogens gemessen.“
Die Messwerte seien dort „etwa doppelt so hoch wie an Messstellen in der Innenstadt, so die BI.
Die Bürgerinitiative fordert weitere Messungen und bis zur Klärung der Ursache die vorläufige Abstellung des Geothermie-Kraftwerks.
„Landauer Gruselmeldungen“
Hans-Joachim Kreisel, Vorsitzender der Initiative „pro Geothermie“ spricht in diesem Zusammenhang von „Landauer Gruselmeldungen“.
„Wenn an einer Ecke Wasser aus dem Boden tritt, an einer anderen Ecke die Erdoberfläche beginnt sieben Zentimeter zu wachsen, dann ist es wohl Zeit sich eine Arche Noah zu bestellen, um die nächsten 100 Jahre zu überleben.
So unwahr wie der Wasseraustritt, den die Stadträte der UBFL skizzierten, so unsinnig seien die Darstellungen der Bürgerinitiative der Geothermiegegner, sagt Kreisel: „Technischen Sachverstand kann jeder für sich herleiten, wenn ich eine beliebige Menge Wasser dem Erdreich entziehe und das gleiche Wasser in gleicher Menge wieder dem Erdreich zuführe, bleibt kein Raum, dass Bodenfomationen sich senken oder „wachsen“.
Bei der Geothermie wird keine Flüssigkeit dem Boden entzogen, das Wärmepotential wird genutzt, also ein geschlossener Kreislauf steht zur Verfügung.
Mit Recht gibt es auch andere Formen der Ausbeute von Rohstoffvorkommen, doch hier wäre der Ingenieurwissenschaft und den betroffenen Bürgern, auch der Politik, mehr geholfen, wenn die Sachlichkeit zur Erklärungsnot Pate stehen könnte.
Den Hinweis sollten sich die Kritiker zu eigen machen, wenn sie ernst genommen werden möchten.Vielleicht könnte man auch mal das Stadtarchiv bemühen, die Jahre 1951 und zuvor geben sachdienliche Hinweise.“ (desa)
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