Neustadt. „Ich halte nicht allzu viel von Tierkreiszeichen, aber ich bin ein sturer, meist zielstrebiger Steinbock“, so Dr. Ludwig Jakob, der am 9. Januar seinen 85. Geburtstag feiert.
Dr. Jakob ist ein musischer Mensch, spielt leidenschaftlich gerne Orgel, von denen er ein ganzes Musikzimmer voll hat. Er sammelt Gläser und hat eine große Korkenzieher-Sammlung.
Der Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande ist seit einiger Zeit als Vize-Direktor der DLR, ehemals Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt in Neustadt-Mußbach, in Pension, doch keineswegs im Ruhestand.
In der Öffentlichkeit gut bekannt ist er als ausgezeichnete Weinzunge. Viele Jahre bewies er dies als Ordenskellermeister der Weinbruderschaft der Pfalz und als Autor einiger Standardwerke zum Wein, wie zum Beispiel das „Taschenbuch der Kellerwirtschaft“, „Der Wein“ oder das „Lexikon der Önologie“.
Mit dem Wein auf „Du und Du“: Er hat sich damit wie nur wenige andere befasst. Doch vorbestimmt war ihm diese Karriere nicht unbedingt.
Als gebürtiger Ludwigshafener, der Stadt der Chemie, war er früh als Naseweis im elterlichen Fotolabor tätig. Er begann nach dem Abi ein Chemiestudium in organischer Chemie und Biochemie in Mainz. Zwar hat er seine Dissertation über „Pyridin“ geschrieben. Doch als er 1959 einen Forschungsauftrag bei der Landes- Lehr- und Forschungsanstalt in Neustadt erhielt, merkte er, „dass mir das Inhalieren von Wein mehr lag“, wie er schmunzelnd sagt. Entgegen der ursprünglichen Planung einer Stelle bei der BASF, entschloss er sich, dauerhaft in Neustadt an der „Weinbauschule“ zu bleiben.
Damit war der Weinfachmann- und Weinliebhaber geboren, der er bis heute geblieben ist. Dr. Ludwig Jakob, übrigens letztes Jahr 50 Jahre Mitglied in der Weinbruderschaft der Pfalz, hat sich deren Motto „IN VITE VITA- In der Rebe das Leben“ zu eigen gemacht.
Zwei Generationen von Winzern hat er an der Weinbauschule in Weinchemie und -Technologie unterrichtet, dabei kam die Forschungsarbeit nicht zu kurz. Patente für Geräte zur Weinuntersuchung tragen noch heute seinen Namen.
„Wie bringe ich den Wein den Menschen näher?“ Diese Frage beschäftigte und beschäftigt Dr. Jakob immer noch. Sensorik-Seminare, Lehrtätigkeit an der Uni Kaiserslautern, Tätigkeiten als DLG-Weinsachverständiger und als Mitglied der Weinsiegel-Kommission Pfalz sind Schwerpunkte seines diesbezüglichen Wirkens. Seine Ratschläge was den Wein betrifft, sind schon seit vielen Jahren in der Weinwelt hoch angesehen. Die von Dr. Jakob entwickelten weinanalytischen Methoden sind heute Allgemeingut der Önologie.
Wein als Genussmittel setzt voraus, dass Qualität und Bekömmlichkeit optimiert werden. So ergaben seine Untersuchungen über „Biogene Amine“ wie „Histamin“, ein für die Praxis wichtiges Ergebnis: Das Kopfweh erzeugende Histamin lässt sich mit Bentonit aus Wein restlos entfernen. Damit kann diese Quelle der Unbekömmlichkeit zuverlässig beseitigt werden.
Dies mag als Beispiel für viele weitere Ergebnisse gelten, die schließlich in über 100 Veröffentlichungen und Büchern ihren Niederschlag erfuhren. Mehrfach wurde der Weinexperte für seine Publikationen ausgezeichnet und mit internationalen Preisen bedacht. So wurde sein Lexikon der Önologie mit dem Preis des O.I.V. (Internationales Weinbauamt Paris) ausgezeichnet.
Sein Buch „Der Weinexperte rät“ zusammen mit dem im Oktober letzten Jahres erschienenen, komplett überarbeiteten, rein fachlichen „Lexikon der Önologie“, ist das Ergebnis seiner steten Beschäftigung mit dem Wein.
Seinen hervorragenden Ruf als Weinexperte dokumentiert denn auch das Cover des „Weinexperten“, welches ihn in seiner Zeit als Ordenskellermeister der Weinbruderschaft zeigt. Von 1978 bis 1999 führte er durch die große Pfalzweinprobe anlässlich des Weinlesefestes in Neustadt, immer auf der Suche nach besonderen Gewächsen, die er seinem über 1000 Personen zählenden Publikum, kredenzen konnte. Traditionell wurde die Weinprobe dann auch in den Komtureien Berlin, Nürnberg und München mit großem Erfolg wiederholt.
Nun wendet sich das „Lexikon der Önologie“ zweifellos an ein Fachpublikum, während „Der Weinexperte rät“ ein breites Publikum ansprechen möchte. Jakobs Expertentipps zum Wein behandeln das Thema unter mannigfaltigen Aspekten, und informieren über aktuelle Trends.
In Bearbeitung ist zur Zeit ein Vergleich der Önologie, wie ihn Friedrich von Bassermann-Jordan aus der Römerzeit in Erinnerung brachte: Dr. Jakob bringt dies in Kontrast zu den heutigen Fortschritten in der Önologie.
Ein Leben für den Wein- aber auch Ehrenämter gibt es zu verwalten. So ist er in seiner Wahlheimat Gimmeldingen Ehrenvorsitzender des Verkehrs- und Verschönerungsvereins und Begründer des dortigen Weinlehrpfads. Er ist Ehrenmitglied der Qualitätsweinbauvereinigung Nussdorf, Mitglied der Gesellschaft für die Geschichte des Weins, des 1. Deutschen Weinlehrpfads in Schweigen, des Fördervereins Herrenhof, des Philharmonischen Chors Liedertafel Neustadt, der Confrerie St. Laurent Macon und Mitglied des Forschungsrings des Dt. Weinbaus. (desa)
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