Frankfurt/Main – DFB-Präsident Reinhard Grindel hat sich selbstkritisch zu seinem Umgang mit der „Özil-Affäre“ geäußert.
„Ich hätte mich angesichts der rassistischen Angriffe an der einen oder anderen Stelle deutlicher positionieren und vor Mesut Özil stellen müssen. Da hätte ich klare Worte finden sollen“, sagte Grindel der „Bild am Sonntag“. Solche Angriffe seien völlig inakzeptabel: „Dass er sich da vom DFB im Stich gelassen fühlte, tut mir leid.“
Der Nationalspieler hatte sich vor der Weltmeisterschaft in Russland mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan fotografieren lassen, was zu einer heftigen öffentlichen Kontroverse und letztendlich zu Özils Rücktritt geführt hatte.
Grindel wies allerdings gleichzeitig mit Nachdruck die von Özil erhobenen Vorwürfe zurück, er habe ihn sportlich für das Ausscheiden der deutschen Mannschaft verantwortlich gemacht. Das sei „nicht richtig“, er habe sich „nach der WM zu keinem Zeitpunkt zu seiner sportlichen Leistung geäußert“, sagte der DFB-Präsident: „Für mich war immer klar, dass wir zusammen gewinnen und zusammen verlieren. Einen einzelnen Spieler für das Ausscheiden verantwortlich zu machen wäre ja absurd.“
Er hätte sich von Özil gewünscht, dass er sich wie sein Mitspieler Ilkay Gündogan „klar und nachvollziehbar“ äußert: „Das darf aber keinesfalls als Kritik an seiner sportlichen Leistung missverstanden werden. Ich hätte mir eine solche Erklärung auch gewünscht, wenn wir Weltmeister geworden wären.“
Eine Konsequenz aus der WM-Pleite sei neben den sportlichen Schlussfolgerungen zum Beispiel, „dass wir wieder eine größere Nähe zu den Fans bekommen“. Er denke da „an mehr öffentliche Trainingseinheiten, niedrigere Ticketpreise“. Zudem habe er wahrgenommen, dass „an der Basis der Begriff `Die Mannschaft` als sehr künstlich empfunden wird, auch das sollten wir auf den Prüfstand stellen.“
Einen eigenen Rücktritt schließt Grindel nach der Özil-Affäre und dem WM-Aus aus: „Ich habe sehr großen Rückhalt bei den Landesverbänden und in der Bundesliga.“
Zur bevorstehenden Vergabe der EM 2024 und dem Mitbewerber Türkei sagte der DFB-Präsident: „Ich habe volles Vertrauen in einen transparenten und sachbezogenen Bewerbungsprozess und in meine Kollegen im Uefa-Exekutivkomitee, die entscheiden werden, was für den Fußball in Europa und für die Uefa am besten ist. Wir brauchen einen Ausrichter, der politische Stabilität und wirtschaftliche Verlässlichkeit garantieren kann und dessen Bewerbung nachhaltig ist. Wir können den Fans in der Mitte Europas ein Fußballfest anbieten, in dem die Werte Europas angstfrei gelebt werden können.“ (dts Nachrichtenagentur)
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