Berlin – Deutschland nimmt die Impfungen mit dem Impfstoff von Astrazeneca voraussichtlich am Freitag wieder auf.
Das teilte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Donnerstagabend mit. Bis dahin sollten die Informationen für Impfärzte aktualisiert werden. Die Ärzte müssten Bescheid wissen über die Risiken, sagte Spahn. Ausführlich rechtfertigte er sich, dass die Impfkampagne vorübergehend gestoppt wurde. „Es war richtig“, sagte Spahn. Der Staat habe hier eine „besondere Sorgfaltspflicht“.
Für das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) ergänzte deren Chef Klaus Cichutek, es habe bislang nach Impfungen mit Astrazeneca in Deutschland zwölf Fälle von Sinusvenenthrombosen gegeben, allesamt bei Frauen im Alter von unter 55 Jahren und zwei davon tödlich. Außerdem habe es einen vergleichbaren Fall bei einem Mann gegeben, auch dieser sei verstorben.
Insgesamt hätten die Impfungen aber „ein positives Nutzen-Risiko-Profil“. Es könne weitergeimpft werden. Zuvor hatte die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) empfohlen, das Präparat von Astrazeneca weiter zu nutzen.
Es handele sich um einen „sicheren“ Impfstoff, teilte die Behörde mit. Ein direkter Zusammenhang mit den aufgetretenen Thrombosen bestehe nicht. Auch eine Einschränkung der bisherigen Zulassung für alle Erwachsenen machte die EMA nicht.
Deutschland hatte am Montag die Impfungen mit Astrazeneca gestoppt, weil es unter anderem eine „auffällige Häufung“ von Hirnvenenthrombosen gegeben haben soll. Die EMA hatte im Anschluss eine gründliche Prüfung angekündigt. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) hatte die EMA-Entscheidung am Abend noch vor Spahns Statement begrüßt.
„Jetzt muss jede Impfdosis so schnell wie möglich verimpft werden“, sagte DIVI-Vorstands Stefan Kluge. Weil das Vertrauen in den Wirkstoff gelitten habe, solle man erwägen, Astrazeneca „für Freiwillige zur Verfügung zu stellen, die keine Angst haben und in der Impfreihenfolge aber noch gar nicht berücksichtigt werden“. Zudem eigne sich der Impfstoff hervorragend, „um endlich die Hausärzte in die Strategie mit einzubinden“. (dts Nachrichtenagentur)
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