Herxheim – Die geplanten Umbauarbeiten der Villa Wieser in Herxheim sind nicht Jedermanns Sache. André Steverding, Designer und gebürtiger Herxheimer, hat seiner Meinung dazu Luft gemacht:
„Villa Wieser Herxheim – Respekt!“ Unter diesem Motto möchte ich mich über die Entscheidung des Gemeinderates äußern. Es gab Zeiten, da sagte mir jemand aus diesem Rat: „So viel Sand kann man doch niemanden in die Augen streuen!?“ oder „Man muss die Perspektive verändern, um kluge Entscheidungen zu treffen!“ Die Villa Wieser ist eines der schönsten Gebäude Herxheims. Das Interieur wurde vor 25 Jahren gestaltet, der Innenraumgestalter hatte Weitblick, Vision und Respekt. Nun Endlich steht die Villa äußerlich frei und könnte mit Feingefühl und dem nötigen Respekt gestalten werden.
Ein Gestalter bekam nun den Auftrag: barrierefrei, Foyer, Toiletten, Stuhllager – das Ganze ohne öffentliche Ausschreibung? Er gestaltet zu also zu zwei Dritteln Zweckmäßigkeit? Wo wurden diese Entwürfe gemacht, in München oder in Herxheim? Diesen Entwurf nenne ich, „Stuhl-Toiletten-Mausoleum“, ca. 1.000 Kubikmeter umbauter Raum, die Kostenschätzung lag zunächst bei ca. 800.000 Euro? Wer rechnet solche Summen nach? Können die Entscheider überhaupt Pläne und Entwürfe lesen, erkennen und berechnen?
Die erste öffentliche Entscheidung bewegte viele Menschen in Herxheim. Ich wollte mehr erfahren und ging deswegen aufs Bauamt in Herxheim. Da die Sache öffentlich war, sollte es kein Problem sein, die Entwürfe einzusehen. Ich befand mich jedoch im Hürdenlauf und brauchte zwei Tage, um die „öffentlichen“ Entwürfe einzusehen. Will man etwas verbergen? Steht den Beteiligten das Wasser bis zum Hals? Sind sie mit dem Projekt überfordert?
Ich bekam die Entwürfe und durfte versprechen: „Bevor ich an die Presse gehe, suche ich das Gespräch mit Ihnen!“ Ich machte mich an die Arbeit, viele Punkte konnte ich aus gestalterischen und rechnerischen Gesichtspunkten nicht nachvollziehen. Ich notierte mir fahrlässige Gestaltungsfehler, verschiedene Gegebenheiten und Vorgehensweisen und sendete meine Notizen per E-Mail an Bürgermeister Trauth, W. Blesinger, H. Dudenhöffer und ans Denkmalamt Landau, um eine Gesprächsgrundlage zu haben.
Wo bist du, Denkmalamt? Ich bin froh, dass es eine schützende Institution gibt! Aber es gab keine Stellungnahme zu meinen Anmerkungen. Ich bat also um einen Termin mit Herrn Trauth. Die Terminfindung war eine Odyssee: Es dauerte über drei Wochen. Hinhalte Taktik? Kopf in den Sand Haltung? Dann hatten wir ein langes Gespräch mit Ortsbegehung. Dieses Gespräch endete jedoch Verständnis- und reaktionslos, bis heute.
Zusammenfassend ist das Bauvorhaben faktisch viel zu teuer! Meine Betitelung „Stuhl-Toiletten-Mausoleum“ zeigt, was ich von der Gestaltung halte. Geschmäcker sind natürlich verschieden, doch geht es um öffentliche Steuergelder! Auf diesen Einwand sagte man mir: „Wir bekommen doch fast die Hälfte vom Land!“ Ich wusste nicht, dass dieses Geld NICHT vom Steuerzahler kommt!?
Nun wird es aber noch „besser“, die folgende Sitzung war plötzlich nicht mehr öffentlich? Die Rheinpfalz erkennt: „Kosten laufen aus dem Ruder“, dennoch stimmt der Gemeinderat zu? Die geschätzten Kosten betragen nun ca 1.000.000 Euro?!? Zusätzliche Kostenaufführungen werden dargestellt als wären sie vorher nicht gewesen? Der Rat debattiert seit fast einem Jahr. Private Bauherren machen sich im Vorfeld mehr über ihr Haus Gedanken als der Gemeinderat über dieses Prestigeprojekt.
Woher kommt die Eile zur Entscheidung, wenn gravierende Mängel in Kostenplanung und Entwurfsplanung nicht zu übersehen sind? Habt ihr nicht den Mut, Stopp zu sagen? Wann endet euer Budget? Wer kann sich das leisten? Würdet ihr so entscheiden, wenn es um euer Geld ginge? Eure Investition, zum Kosten-Nutzen Vergleich? Eure Rechtfertigung: Nach 25 Jahren seien solche Maßnahmen notwendig zum Erhalt des Gebäudes, zum „kulturellen Sein“. Ist ist also notwendig, respektlos eine überteuerte Zweckmäßigkeit an ein kulturelles Gebäude zu planen? Die Kunst wäre es, mit wenig viel zu erreichen! Das zeigt Können!
In der Villa Wieser werden Kunst und Künstler ausgestellt, die Visionäre waren und sind. Das jüngste Beispiel: die Ausstellung zum 100. Jubiläum von Otto Schutz. Dies ist eine „Würdigung eines leidenschaftlichen Streiters für Kunst und Architektur“. In dieser Überschrift zeigt sich die Diskrepanz zur damaligen Zeit: „Streiter“ – heute rühmt ihr sie, was sie auch verdienen! Ihr schmückt euch mit ihnen. Wie schön wäre es, solche „Streiter“, auch heute in unseren Reihen zu haben.
Ich wünsche mir für den „WeisenRat“, dass sie sich den Sand aus den Augen waschen, die Perspektive verändern, um kluge und wahre weise Entscheidungen zu treffen. Fehler macht jeder, es wird Zeit, aus diesen zu lernen. Beweist Mut, lenkt ein, zeigt Rückgrat, Kreativität, Weitblic! Zu viel verlangt? Von den Bürgern Herxheims und dem ganzen Land, wünsche ich mir, dass sie endlich aufstehen, sich wehren, denn es geht um euer Geld! Eure Zukunft! Danke!
André Steverding, Herxheim
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