Samstag, 02. November 2024

Demonstration und Kundgebung in Landau: „Energiewende in ihrem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf“

14. Dezember 2015 | Kategorie: Landau, Regional
Demonstranten verschiedener Umweltorganisationen demonstrierten auf dem Stiftsplatz. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Demonstranten verschiedener Umweltorganisationen sowie Hund Thommy demonstrierten auf dem Stiftsplatz.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Landau. Zwölf Tage lang fand in Paris die 21. UN-Klimakonferenz statt. Während dieser UN-Konferenz trafen sich Vertreter aller Länder der Welt um Entscheidungen für die Zukunft des Planeten zu treffen.

Überall fanden in diesem Zeitraum auch kleine und große Aktionen und Demonstrationen für Klimaschutzziele statt.

Auch in Landau in der Pfalz trafen sich Vertreter verschiedener Gruppierungen wie BUND, Attac, das Umweltinstitut der Uni, Pamina Solar Südpfalz, Naturfreunde, der Vegetarierbund und Vertreter der Kirchen.

Ulrich Mohr vom BUND Südpfalz freute sich über eine erkleckliche Anzahl von Interessenten, die am Samstag nach Landau auf den Stiftsplatz zur Kundgebung mit Infostand, Redebeiträgen und Musik kamen und sich der Demonstration durch die Landauer Innenstadt anschlossen.

Ulrich Mohr, BUND Südpfalz. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Ulrich Mohr, BUND Südpfalz.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Transparente verdeutlichten die Befürchtungen der Teilnehmer. Sie forderten „Klimagerechtigkeit“, einen Kohle-und Atomausstieg sowie Klimaschutz, den auch die Südpfalz durchführen müsse.

„Vorsicht! Wir sind allesamt „Ideologen“ und „Gutmenschen“, so jedenfalls titulieren uns alle, die unsere Klimastandpunkte nicht ausstehen können“, sagte Ulrich Mohr. Er gab danach eine Bestandsaufnahme des Klimageschehens aus seiner Sicht.

Man wolle und könne Klimaungerechtigkeit, Dürren, Orkane und Klimaflüchtlinge nicht so einfach hinnehmen, so Mohr in seiner engagierten Rede. Man verlange vom Klimagipfel eine weltweite Energiewende, die konsequent und überprüfbar sei.

Eine Absage erteilte er den „handfesten Realpolitikern“ – wie Volker Wissing, der unlängst gesagt hatte, die Energiewende sei gescheitert und nur „Wettbewerb führe zu neuen Lösungen“.

„Ausgerechnet mit „Wettbewerbern“, die seit vielen Jahren Hunderte Milliarden an Subventionen nachgeworfen bekommen“, ärgert sich Mohr und nennt Energiepolitiker wie Ronald Reagan, M. Thatcher und George W. Bush, „Kirchenväter“ des Neoliberalismus.

Die brauche man nicht in Zeiten, „in denen nicht nur nie gekannte Flüchtlingsströme uns Aufgaben stellen, sondern auch an Weihnachten bereits Kirschbäume zu blühen beginnen.“

Foto: Pfalz-Express/Ahme

Foto: Pfalz-Express/Ahme

Dass der Pfälzerwald und andere sensible Naturräume frei bleiben sollten von Windrädern sei inzwischen hergestellter Konsens. „Warum aber geht trotz alledem der Protest gegen die Windenergie immer noch weiter und weiter?“ fragt er.

Das mache einen stutzig. „Versucht hier vielleicht doch eine knallharte Lobby von Klimaleugnern eine Roll-back-Politik gegen eine große Mehrheit in der Bevölkerung durchzusetzen?“

Es werde Zeit, dass alle „Ideologen“ und „Gutmenschen“ sich Mut machten mit dem Spruch: Die Energiewende in ihrem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf und meint mit diesen netten Tieren die Atom-Öl-und Kohleindustrie.

Naturschützer malten massenhaft Gefahren der Energiewende an die Wand. „Aus dem Mund eines Naturschützers hörte sich das etwas seltsam an“, meinte später ein Passant, offensichtlich zu einem anderen politischen Lager gehörend.

Der Energiewende könne Kritik durchaus gut tun, Fundamentalopposition aber sei verantwortungslos, so Mohr weiter in seiner Bestandsaufnahme. Nachhaltigkeit der gesamten Weltwirtschaft müsse das Klima retten. Dafür müsse gekämpft werden; Nachhaltigkeit dürfe nicht bekämpft werden.

Moderne Landwirtschaft zerstörten den Lebensraum geschützter Vögel -nicht Windmühlen, erklärt Mohr. Wer mit alternativen Energien Geld verdiene, habe auch keine Dollarzeichen in den Augen, wie oft argumentiert werde.

„Als sei in einer Marktwirtschaft Geldverdienen ein Skandal, als seien dezentrale Bürgerenergie, Energiegenossenschaften, Stadtwerke lauter Blutsauger, und als seien dagegen RWE, Eon, Vattenfall, Esso, BP, die Saudis und alle Schattenbanken dieser Welt uneigennützige Wohltäter wie terre des hommes, Brot für die Welt und der Weihnachtsmann.“

Foto: Pfalz-Express/Ahme

Foto: Pfalz-Express/Ahme

Man müsse sich einen klaren Blick bewahren: Global denken und lokal handeln.

Bedenken müsse man laut Mohr zehn globale Klimaelemente, die er in seinem Positionspapier auflistet 1) Die auftauenden Permafrostböden mit ihrem Methanausstoß, 2) Das Grönlandeis, das geschmolzen den Meeresspiegel um 7 Meter steigen lässt, 3) Der Nordatlantikstrom, der nicht abreißen darf, 4) Das arktische Meereis, das den Eisbären wegschmilzt, 5) Die Gletscherschmelze im Himalaya, Frischwasserversorgung für Millionen, 6) Die Klimaküche der tropischen Regenwälder, 7) Die Sahelzone, die mit Dürre und Überflutungen die Menschen zu Flüchtlingen macht, 8) Der zunehmend unberechenbare Indische Monsun, 9) Der Kohlenstoffspeicher der borealen Wälder und 10) Der gewaltige antarktische Eisschild.

Am „allmählich stotternden“ Zusammenspiel all dieser Klimaelemente zeige sich die Verletzlichkeit der Erde.

Fleischkonsum erzeugt Krebs – auch das sprach Mohr an -, ein Raunen unter den Zuhörern zeigte, dass diese Verknüpfung nicht so gut ankam.

„Niemand scheint einen einzigen Gedanken darauf zu verschwenden, dass die globale Fleischproduktion 15 % aller klimaschädlichen Gase hervorbringt. Dass wir mit unserem Lebensstil, hier mit unseren Essgewohnheiten, Klimapolitik betreiben. Dass für aufgeklärte Menschen wenigstens ein Innehalten beim Speiseplan empfehlenswert wäre“.

Es sei der ganze Lebensstil, der auf Verschwendung und unterlassenes Nachdenken ausgelegt sei. „Jeder von uns ist energetisch verführbar“, so Mohr.

Fernreisen, schwere Autos: „Alle sind wir irgendwie Hans-Guck- in- die-Luft und übersehen den Abgrund – trotz Warnungen von 99,99 % aller Klimawissenschaftler.“

„Die alten Braunkohlekraftwerke dürfen nun stillliegen und Milliarden verdienen. Als Reservekraftwerke taugen sie nicht, weil sie zum Anlaufen viele Tage brauchen würden. Aber energiepolitischen Fortschritt dürfen sie verhindern und vor allem die Strompreise dürfen sie erhöhen.Mit solcher Wendehalspolitik ist unser Klima nicht zu retten“, weiß Mohr.

Einziger Ausweg sei ein konsequenter Einstieg in den grünen Umbau des Energiesystems dieser Welt. „Dieses sogenannte Divestment bringt Fahrt in die Elmauer Dekarbonisierung. Es gibt Schubkraft für den Klimagipfel. Es läuft bereits.“

Es gehe nicht nur um das Weltklima, es gehe auch um „Weltgerechtigkeit zwischen denen, die das Klima gefährden und denen, die darunter zu leiden haben“, es gehe auch „um den Weltfrieden“ und es gehe „um zukünftiges Flüchtlingselend“.

Nach Hauptredner Ulrich Mohr meldeten sich auch andere Redner, zum Beispiel eine Vertreterin des Vebu (Vegetarierbund) zu Wort.

Es meldete sich auch eine Vertreterin Foto: Pfalz-Express/Ahme

Vegetarierbund Vebu: „Jede Kuh produziert pro Tag genauso viel Methangas wie ein Landrover auf einer 50 Kilometer-Fahrt.“
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Detlev Besier ist Pfarrer für Frieden und Umwelt in der Evangelischen Kirche der Pfalz und Leiter der gleichnamigen Arbeitsstelle.

Bürger sollten auf die Straße gehen für die Umsetzung der Klimaziele, forderte er. „Je mehr Druck von der Straße, umso besser“. „Wir müssen die Erde bewohnbar halten.“

Die evangelische Kirche der Pfalz habe Klimabeauftragte – ein Kirchenbezirk werde 2016 sogar klimaneutral gestaltet. Wie in Norwegen müssten Kohleproduzenten vom Portefolio gestrichen werden.

Maurice Wintz von Alsace nature sieht in Frankreich nicht nur ein Klimaproblem, sondern einen globalen Wandel. „Es ist keine Frage der Technik, sondern des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Modells“.

Maurice Wintz war vertreter des elsässischen "Alsace Nature"-Bundes. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Maurice Wintz kam als Vertreter des elsässischen „Alsace Nature“-Bundes.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Großen Applaus gab es für die Info, man wolle mit dem deutschen Partner BUND eine Resolution zur Energiewende im Oberrhein beschließen, nicht zuletzt auch um den öffentlichen Nahverkehr auf der Schiene zu stärken.

Götz Werner von Attac wetterte gegen die Klimakonferenzen, die es seit zwei Jahrzehnten gebe. „Millionen Flugkilometer werden zurückgelegt, aber es wird nur heiße Luft ausgestoßen“.
Es sei „kindisch“ auf Weltklimagipfel zu warten: „Nur Bürgerbewegungen können die Energiewende durchsetzen!“

Götz Werner von Attac. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Götz Werner von Attac.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Dafür hat Werner acht Punkte genannt, die das Umdenken auf lokaler Ebene bewirken sollen.

1) Gemeinsames Klimaschutzkonzept von LD und SÜW
2) Tempo30-Zonen innerorts
3) Radwegeneubau innerorts
4) Vollausbau des ÖPNV
5) Ausbau privater und gewerblicher Photovoltaik
6) Ausbau Windeenergie
7) Bewusster Umgang Aller mit Energie
8) Wahl von Personen, die diese Ziele verfolgen. (desa)

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10 Kommentare auf "Demonstration und Kundgebung in Landau: „Energiewende in ihrem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf“"

  1. Willibald Krötzmann sagt:

    „Ideologen“ und „Gutmenschen“ wie sie sich selbst bezeichen.
    Stimmt!

    Lauter hoffnungslose Alt-Linke, Ökostalinisten und selbsternannte Klimaretter.
    Kinder und sogar Hunde werden instrumentalisiert!

    Wie lustig sie in dicken Wintermänteln von Klimagerechtigkeit faseln.
    Fern jeder Realität.
    Danach schnell wieder heim, dort läuft schön die Heizung.

    Gefangen in ihrer selbst-zusammengefälschten Ideologie der Church-of-global-warming.

  2. Martin Reichert sagt:

    Ochs und Esel haben für manche schon manches unerwartet aufgehalten. Unterschätzt die Bürger nicht.

    Der allseits beliebte Staatsratsvorsitzende Erich Honecker hat ja 1989 zum 50-jährigen Bestehen der DDR noch siegesgewiss verkündet: „Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.“

    Ja, wie ging es es denn dann schnell weiter … ?

    Ochs und Esel sind wie die Realität beharrlich und können durchaus stur und durchsetzungsfähig sein. Schluss mit diesem ideologischen Klimarettungswahn – Klima wandelt sich – schon seit Jahrmilliarden – keiner rettet hier irgend etwas. Wir leben in einer eher kälteren klimatischen Erdperiode … jeder Erdwissenschaftler kann das bestätigen.

    Wir brauchen in unserem Industriestaat Deutschland kostengünstige Energie und Mut zu einer besseren Zukunft und keine albernen Selbstkasteiungen und unnötigen Selbstbeschränkungen unserer Möglichkeiten.

    Die Zukunft gehört uns – wenn wir sie entschlossen anpacken – all diese Verzagten gehören auf den Müllhaufen der Geschichte.

  3. Martin Reichert sagt:

    Apropos – Grossdemo – waren da 100 Leute? BUND, Attac, das Umweltinstitut der Uni, Pamina Solar Südpfalz, Naturfreunde, der Vegetarierbund und Vertreter der Kirchen haben sich hier zu einer eindrucksvollen Versammlung vereinigt.

    Ich bin zur fraglichen Zeit auf dem Weg vom Wochenmarkt am Stiftsplatz vorbeigekommen – und habe kaum etwas bemerkt … ausser ein paar unbedarften Schulkindern, die von ihren Lehrern und möglicherweise ihren Eltern dort hingeführt worden waren.

  4. Die Texte Ihrer „Kommentatoren“ Krötzmann und Reichert erinnern heftig und fatal an Ox und Esel, da diese beiden als brave Haus-Viecher halt die von 99,9 % aller Klimawissenschaftler weltweit vorgelegten Fakten und nüchternen Zahlen zum Klimawandel nicht erkennen. Und auch nicht die täglichen Meldungen über z.B. Taifune/Philippinen, rasende Zunahme des CO2-Gehalts der Luft weltweit, deutsche Temperaturen in 2015, usw. usw. Daß sie FAKTEN nicht zur Kenntnis nehmen (können ?), verrät uns doch ihre wahre Ox und Esel-Natur. Solche Haustiere könnt ich bedauern, wenn heute die Ignoranz noch entschuldbar wäre.
    Denn der Klimawandel mit eindeutigen Zahlen und Tatsachen entschuldigt substanzloses Muuuhen und Iaaaah-Geblök nimmermehr als ernstzunehmende „Meinung“.

    • B. Werling sagt:

      Ja, die „rasende Zunahme des CO2-Gehalts“ der Atmosphäre beunruhigt mich auch ganz schrecklich. Ich fordere das augenblicklich Abholzen sämtlicher irdischer Regenwetter und das Einlagern des Holzes in tiefsten Bergwerksschächten oder ganz sicher: schießen wir es auf den Mond. Lassen Sie uns die Sahara Vorbild sein für wahrhaftig neutralen CO₂-Haushalt.

      Und damit Ihr Sauberkeitsgefühl vollkommen wird dürfen Sie gerne noch den „Ox und Esel“ auch vergraben. 😉

      http://www.eike-klima-energie.eu/klima-anzeige/co2-konzentration-neue-nasa-mission-beweist-alle-modelle-sind-falsch/

      • B. Werling sagt:

        Um Sie nicht mit meinem Tippfehler zu überfordern: Nicht das Regenwetter war gemeint, sondern die Regenwälder. Da ist eben der Gaul (mit mir) durchgegangen. Wenn Sie ihn einfangen, dürfen Sie den auch vergraben, brauche ihn nicht mehr, macht nur unnötiges CO₂ und Methan. 😉

    • Willibald Krötzmann sagt:

      Tja Herr OxxEsel Werner,

      Wissenschaft ist nix zum Abstimmen, aber dennoch könnten Sie uns allen ihre !““99,9 % aller Klimawissenschaftler““- Quelle benennen!

      Desweiteren sind Ihre Beispiele alle gequirlter Bullshit!
      Ich nehme zur Veranschaulichung nur eines heraus: „Taifune!“
      Auf der folgenden Grafik können Sie die Wirbelsturm-Energie global ablesen:
      http://vademecum.brandenberger.eu/grafiken/klima/cyclone_energy.png
      Extra mit blauem Trendpfeil, fallend über die letzten 15 Jahre.

      Auch gerne die anderen Beispiele, aber es wird bei Ihnen nichts nützen, Sie sind ein Ministrant der Church-of-global-warming.

      • B. Werling sagt:

        Kürzlich erklärte ein deutscher Meteorologie-Professor, frisch emeritiert und damit „frei“ in seiner Rede, es sei totaler Blödsinn, die Erderwärmung mit Stürmen in Verbindung zu bringen. Sollten die Temperaturen steigen wie vorhergesagt, was er aber nicht glaube, so führe das zu einem geringeren Temperaturgefälle zwischen warmen und kalten Zonen und damit zu weniger Stürmen, aber nicht zu mehr. Einfache Physik, sagte er. Dabei hatte er einen Gesichtsausdruck, als hätte er vor Abiturienten doziert: den Weihnachtsmann solltet ihr euch so langsam abschminken.

        Zur Sahelzone: Auf Satellitenbildern lässt sich deren Ergrünen bestaunen. Sicher hat das auch etwas mit vermehrtem Niederschlag zu tun, aber noch mehr mir einem vernünftigeren Umgang mit der Natur. Stichworte sind da Bevölkerungswachstum und unverhältnismäßig große Viehherden, die als Statussymbole gelten. Man braucht also keinen SUV, um der Umwelt zu schaden.

  5. Fred S. sagt:

    Dr. Wolfgang Thüne – Ansprache an Frau Merkel
    https://www.youtube.com/watch?v=hnCY-MQSQaY