Das „fliegende Römerschiff“: Lusoria Rhenana hat neuen Anlegeplatz in Neupotz

Die Lusoria Rhenana wird in den Setzfeldsee gehievt. Fotos: Licht

Neupotz – Das römische Flusskriegsschiff Lusoria Rhenana ist umgezogen. Künftig hat das Schiff seine Heimat in Neupotz am Setzfeldsee und wird von dort aus zu seinen Fahrten ablegen– mit einem eigenen Anlegeplatz.

Der Verein zur Förderung von Umweltbildung und römischer Geschichte hatte in nur knapp drei Monaten den Anleger gebaut. Nun wurde der neue Platz eingeweiht und das über die Wintermonate in der Werft in Germersheim überholte Schiff per Schwerlastfahrzeug nach Neupotz gebracht. Das Spektakel lockte zahlreiche Zuschauer an, sollte die Lusoria doch per Autokran ins Wasser gehievt werden.

Forschungsprojekt und Sozialprojekt

Die Lusoria Rhenana wurde vor zwei Jahren mit experimentalarchäologischen Mitteln im Kreis Germersheim in Zusammenarbeit mit der Universität Trier nachgebaut. Die Rhenana ist ein römischer Kriegsschifftyp der Spätantike. Lusoriae (Plural) waren schlanke und flachgehende Ruderboote, die von etwa dreißig Ruderern angetrieben wurden. Zusätzlich konnte ein Mast gesetzt werden. Die Schiffe wurden vor allem für Patrouillenfahrten auf Flüssen eingesetzt.

Die Rekonstruktion des Schiffs wurde unter der fachlichen Anleitung eines Bootsbaumeisters und mit Beteiligung von erwerbslosen Jugendlichen, Berufsschülern, Studenten und ehrenamtlicher Helfer realisiert.

Allen Beteiligten sollte die Möglichkeit der aktiven Mitgestaltung und des experimentellen Forschens ermöglicht werden – und einigen den Rückweg ins Arbeitsleben ebnen. Die Verantwortung für die organisatorische und wissenschaftliche Durchführung des Projekts lag bei dem Althistoriker Prof. Christoph Schäfer und Landrat Dr. Fritz Brechtel, der auch Vorsitzender des Vereins zur Förderung von Umweltbildung und römischer Geschichte ist. Die Idee und Initiative dazu hatte Dieter Heim, Geschäftsführer des Vereins, der in unermüdlicher Arbeit das Projekt zusammen mit seinem Team umgesetzt hatte.

Großer Dank an Dieter Heim

Bei der Einweihung am Setzfeldsee lobte Bürgermeister Emil Heid in seiner Ansprache den Einsatz Heims und der Vereinsmitglieder zum Bau des Anlegers, der meist unter „härtesten Wetterbedingungen und von `grausigen` Ostwinden geplagt“, vonstatten gegangen sei.

„Dieter Heim ist Baumeister, Organisator, Hilfsarbeiter, Vorarbeiter, Motivator, der die neue Anlegestelle geschaffen hat – ab heute kann man hier römische Geschichte hautnah erleben und erfahren. Auch für den Tourismus in der Verbandsgemeinde ist das Römerschiff in Neupotz ein großer Schritt nach vorn“, freute sich Heid und wünschte: „Immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel.“

Emil Heid, Bürgermeister von Neupotz, Ralph Lehr, zweiter Vorsitzender des Vereins zur Förderung von Umweltbildung und römischer Geschichte, Geschäfsführer Dieter Heim und Landrat Dr. Fritz Brechtel – alle sind glücklich über den neuen Anlegeplatz.

Zum ersten mal seit 1.700 Jahren würde ein römisches Schiff wieder die Neupotzer Gewässer befahren, sagte Landrat Dr. Fritz Brechtel und unternahm einen kleinen verbalen Streifzug durch die römisch-germanische Geschichte. „Die Lusoria Rhenana ist eine Botschafterin der Region“, betonte der Landrat. Im letzten Jahr hätten über 100 Gruppen das Schiff gebucht: „Es ist schließlich nicht nur zum Anschauen“, so Brechtel und sprach ein Lob auf den Ortsgemeinderat Neupotz, der im September letzten Jahres ein einstimmiges Votum zur Anlegestelle abgegeben hatte.

Etwa 50.000 Euro hatte der Verein für den Bau investiert. Brechtel und Heid dankten den vielen freiwilligen Helfern, Spendern und Firmen, die geholfen hatten, das Projekt umzusetzen. Auch Brechtel würdigte nochmals die „Leidenschaft und Energie von Dieter Heim“ – und wünschte: Die „Handbreit Wasser unterm Kiel“.

Ebenso sprachen der Bürgermeister von Rheinzabern, Gerhard Beil, und Uwe Schwind, Verbandsgemeindebürgermeister von Jockgrim, in einer kleinen Rede Glückwünsche und Respekt aus.

Weltklasse-Leichtathlet Dr. Harald Schmid war als Fan der Lusoria Rhenana nach Neupotz gekommen.

Auch Prominenz aus Politik und Sport gaben sich ein Stelldichein in Neupotz. Gekommen waren unter anderem Bundestagsabgeordneter Dr. Thomas Gebart, Landtagsabgeordneter Martin Brandl und Leichtathlet Dr. Harald Schmid, fünfmaliger Europameister und Olympiamedaillengewinner.

Olympiasieger Harald Schmid bucht die Lusoria Rhenana regelmäßig

Harald Schmid organisiert Team-Events mit Firmen aus ganz Europa und hatte bereits drei Mal die Lusoria Rhenana gebucht. Schmid erläuterte dem Pfalz-Express den Gedanken dahinter: „Wer so ein Schiff steuern will, muss harmonieren. Da muss alles zusammenpassen. Unsere Idee war, das Schiff für Firmen zu nutzen. Da kommt es ja auch darauf an, dass alle gut miteinander arbeiten, Vertrauen haben. Mit einer Fahrt auf der Lusoria Rhenana können wir das gut rübertransportieren.“

Mundartdichter Erich Hoffmann gab vor der Einkranung ein extra getextetes Gedicht zum besten, der Musikverein Seerose und der Gesangsverein Frohsinn stimmten musikalisch auf das Ereignis ein.

Die eigentliche Wasserung des Schiffs verlief zügig und problemlos. Innerhalb von zehn Minuten wurde die Lusoria Rhenana vom Transporter mit dem Kran in den Setzfeldsee gehievt. (cli)

Informationen zur Lusoria Rhenana:

Mit einer Länge von 18 Metern, einer Breite von 2, 80 m und einer Masthöhe von etwa neun Metern und einem Gewicht von ca. fünf Tonnen gehört sie zur Kategorie der kleinen und mobilen Militärschiffe der spätrömischen Flussflotten. Auf der Lusoria Rhenana finden 24 Ruderer Platz, je zwölf Mann auf jeder Seite. Das Schiff kann auch durch ein Rahsegel bewegt werden. Der Schiffsrumpf wurde komplett aus Eichenholz gebaut. Kiel, Spanten und Planken werden durch über 4000 handgeschmiedete Eisennägel zusammengehalten.

Eine Fahrt mit der Lusoria Rhenana ist kostenlos, muss aber vorher gebucht werden. Daher freut sich der Verein über freiwillige Spenden. Die Mindestanzahl an Ruderern beträgt 16 Personen.

Weiter Angebote und Informationen auf www.lusoriarhenana.de

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