Landau. „Männer macht man runter, Frauen nimmt man hoch“ sagte Ingo Appelt einmal bei einem Interview. Appelt, ein Vollblut… Ja, was eigentlich? Comedian, das klingt zu harmlos. Kabarettist? Trifft die Sache auch nicht. Satiriker? Das schon eher. Und so meinten auch einige Besucher, die gestern in Landau seine neue Bühnenshow „Göttinnen- wir können nur noch beten“ besuchten, dass sie selten einen solch vordergründig-hintergründigen Humor erlebt hätten.
Der Gloria Kulturpalast war jedenfalls bis auf den letzten Platz gefüllt – ein Männerüberschuss konnte allerdings nicht unbedingt festgestellt werden. Auch viele Frauen, um die es ja letztendlich ging, wollten das Enfant Terrible der Comedy-Szene erleben. Berührungsängste, ach woher!
Wenn Ingo kommt, dann richtig! Doch nicht gleich mit den Doppelbedeutungen ins Haus fallen, denn die kamen den ganzen Abend über mit voller Wucht. Die Person Appelt ist unglaublich präsent. Auftritt Appelt nach einem Intro pompöser Orgelmusik. Kein Wunder, es geht ja um Göttinnen und die „heilige Kirche der glücklichen Frauen“.
Im roten Hemd und schwarzen, schicken Anzug kommt Ingo zur Sache. Er schafft es, den Saal nach wenigen Minuten aufzumischen. „Ingo, Ingo“-Rufe hört man aus dem Hintergrund, kein Zweifel, der Mann ist bei seinen Zuhörern sehr beliebt. Der selbsternannte Frauenversteher liefert von jetzt ab eine Show, die sich gewaschen hat. Keiner kommt ungeschoren davon: Guido Westerwelle, Merkel, Schwule in der Bundeswehr. Herbert Grönemeyer, Udo Lindenberg, Marius Müller-Westernhagen: Appelt veräppelt sie wunderbar und imitiert sie dazu noch grandios.
Auch die Kollegen Comedians kriegen ihr Fett ab: Dieter Nuhr, ein Mann der leisen Töne, Mario Barth, der mühelos das Olympiastadion füllt, der babbelnde Maddin, der verhaltene Johann König und der lispelnde Paul Panzer, werden von Appelt gnadenlos in die Comedy-Ecke gestellt. Und die Frauen? Sie scheinen Appelt voll auf den Leim zu gehen, dabei schleust der Spötter seine wahren Ansichten durch geschickte Wortspielereien in die Comedy-Manege.
Ein insgesamt sehr amüsanter Auftritt, wenn nur das Wörtchen f…en nicht so oft fiele. Unter der Gürtellinie spielt sich (fast) alles ab. Der Comedy-Bösewicht kann´s nicht lassen. Und wenn er dann doch (überraschend) gut Klavier spielt und ein Liebeslied zum Besten gibt, ist die Welt doch wieder in Ordnung, oder? Fast, denn die Hommage ist seinem besten Stück gewidmet.
Krönung des Ganzen ist Appelts Striptease, wobei er auch unverhohlen sein Wohlstandsbäuchlein präsentiert. Heilig ist ihm nichts, schon gar nicht seine „Göttinnen“. (desa)
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