Bornheim. Nach 11 ½ Jahren als Leiterin des Storchenzentrums geht Christiane Hilsendegen zum 1. Februar 2019 in die passive Phase ihrer Altersteilzeit. „Obwohl der Antrag schon seit vielen Jahren gestellt ist, kommt der Abschied jetzt doch überraschend schnell“, so Hilsendegen.
„Mir wurden in der letzten Zeit verschiedenste Fragen gestellt, die ich an dieser Stelle gerne beantworten möchte“, sagt sie.
Rückblick
„Es waren 11, 5 Jahre, in denen ich meinem Traumjob nachgehen durfte. Schon meine allererste Bewerbung direkt nach meinem Examen als Biologin richtete ich an ein Naturkundemuseum. Dass ich später selbst eines leiten und die Ausstellungen dazu gestalten durfte, war ein außergewöhnlicher Glücksfall!
Ich durfte über 41.000 Kindern und vor allem Erwachsenen den Storch und seinen Lebensraum näher bringen, was mir immer große Freude bereitet hat und ein wichtiges Anliegen war. Der Storch steht für viele gefährdete Tierarten und mit ihm konnte ich gemäß dem Motto der Aktion PfalzStorch „Naturschutz mit dem Storch“ viel Naturschutzarbeit betreiben.
Zusammen mit einigen ehrenamtlichen Mitarbeitern der Aktion PfalzStorch, die Hochinteressantes über die Störche in Erfahrung brachten und sich um die Störche in der Pflegestation kümmerten, konnte ich den Storchentourismus in Bornheim aufbauen. Immerhin kamen in den letzten 11 ½ Jahren ca. 20.000 Touristen ins Storchenzentrum.
Da die Arbeit natürlich auch oft sehr stressig war, habe ich vor fünf Jahren beschlossen rechtzeitig in Altersteilzeit zu gehen, bevor es mir keinen Spaß mehr macht.
Mein nettestes Erlebnis mit Besuchern
Ein vierjähriger Dreikäsehoch hatte über eine Stunde ganz vertieft in der Ausstellung des Storchenzentrums gespielt und sagte dann zu seiner Mama, die gerne nach Hause wollte: „Ab jetzt kommen wir aber immer montags und mittwochs hierher zum Spielen.“
Das Interessanteste: Besenderungsprojekt
So nah an der Wissenschaft mitarbeiten und mit einem über Europa und z. T. sogar über Afrika spannenden Netz zusammen arbeiten zu dürfen, ist eine Erfahrung, die ich in meinem Leben nicht missen möchte.
Dass man z. B. im Senegal den durch Jagd beinahe verlorenen Sender von SÜWE II oder den von Borni in Mali mit Hilfe von vielen engagierten Menschen wieder wohlbehalten zurückbekommt, kam mir wie ein Wunder vor.
Auch die Zugroute von Borni II bis N-Dänemark oder die von Voyager II nach Nigeria waren tolle Forschungsergebnisse.
Ausblick
Meine passive Phase der Altersteilzeit wird mit Sicherheit nicht sehr passiv, denn ich habe mittlerweile zwei Enkelkinder und außerdem in den letzten Monaten schon eine Weiterbildung absolviert.
7,5 Millionen Deutsche sind Analphabeten. Ein Siebtel der erwerbsfähigen Bevölkerung kann laut einer Studie kaum lesen und schreiben, weshalb ich beabsichtige, mich im Bereich Analphabetismus sowie Grundbildung von deutschsprachigen Bürgern zu engagieren.
Außerdem werde ich endlich Zeit haben, mich viel öfter als bisher in der Natur aufzuhalten, mehr interessante Beobachtungen zu machen und diese zu fotografieren.
Wirklich glücklich macht mich, dass Jessica Lehmann die Leitung des Storchenzentrums übernehmen wird. In unserer gemeinsamen Einarbeitungsphase konnte ich wie oft das Funkeln in ihren Augen sehen, wenn sie über Ideen und Planungen sprach. Dies gibt mir das gute Gefühl, dass sie die Arbeit mit Kreativität, Esprit und großem Elan angehen wird.
Ich möchte mich auf diesem Wege bei den vielen Menschen bedanken, die mich bei meiner Arbeit unterstützt haben. Ich durfte viele liebe, interessante Leute kennenlernen, was ich meiner Nachfolgerin ebenso wünsche.“
Diesen Artikel drucken