Berlin – Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat nach dem Bundeswehr-Skandal in einer Kaserne in Pfullendorf einen externen Kriminologen beauftragt.
Christian Pfeiffer, ehemaliger Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, soll unter anderem Schwachstellen in der Inneren Führung der Bundeswehr identifizieren, berichten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe unter Berufung auf ein neunseitiges Schreiben von Generalinspekteur Volker Wieker an den Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses, Wolfgang Hellmich (SPD).
„Der Blick von außen“ könne helfen, schreibt Wieker. Laut Wieker sind bei einer internen Analyse nach dem Pfullendorf-Skandals weitere 40 Hinweise aus der Bundeswehr bei der „Ansprechstelle Diskriminierung und Gewalt in der Bundeswehr“ eingegangen. Zivile Mitarbeiter beklagten vor allem Mobbing-Vorwürfe, Soldatinnen und Soldaten „sexuelle Übergriffe“.
Die Verdachtsfälle und Verstöße kämen vor allem in Standorten der Infanterie und bei der Ausbildung vor, heißt es. Im Fokus stünden „überwiegend Mannschaftssoldaten und Unteroffiziere“ in der Altersklasse zwischen 20 und 30 Jahren.
Man werde Verstöße gegen die Innere Führung „nicht dulden“, schreibt Wieker. „Unsere erklärte Anstrengung gilt der zukünftigen Vermeidung solcher Vorfälle.“
Beim Skandal in Pfullendorf ging es um demütigende Rituale und sexuelle Nötigung unter Soldaten. Für den Ausschussvorsitzenden Wolfgang Hellmich (SPD) lässt Wiekers Bericht, über den die Abgeordneten heute im Bundestag diskutieren wollen, noch „viele Fragen offen“.
Mit der Beauftragung externen Sachverstands und der erst einzurichtenden Datenbank bleibe die Frage offen, „warum gerade Einheiten in den Fokus rückten, die aus dem Bereich des infanteristischen Einsatzes, der infanteristischen Ausbildung oder aus der besonderen Belastung durch Einsätze kommen“, sagte Hellmich. Der Bericht werfe neue Fragen auf, anstatt alte zu beantworten, beklagte der SPD-Politiker. (dts Nachrichtenagentur)
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