Berlin – Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, hält eine Wiedereinführung der Wehrpflicht schon aus praktischen Gründen für unmöglich.
Die Bundeswehr sei auf absehbare Zeit gar nicht in der Lage, die Wehrpflicht wieder einzuführen, sagte Zorn der Wochenzeitung „Die Zeit“. Die Kreiswehrersatzämter seien abgeschafft, es gebe nicht genügend Kasernen. „Entscheidend ist aber, dass wir für die heutigen Aufgaben der Bundeswehr – also Auslandseinsätze und Landes- und Bündnisverteidigung – die Wehrpflichtigen der alten Zeit nicht benötigen“, so Zorn.
Die Wehrpflicht sei nicht nötig, um die aktuellen Personallücken zu füllen. „Den 21.000 offenen Stellen stehen nun 35.000 Frauen und Männer in der Ausbildung gegenüber“, sagte Zorn. Heute bräuchte die Truppe auch bei den untersten Rängen, den Mannschaften, hoch ausgebildete Spezialisten mit durchschnittlichen Verpflichtungszeiten von zehn Jahren und mehr.
Der Generalinspekteur will sich stärker als seine Vorgänger in sicherheitspolitische Debatten einmischen. „Ich will mich in den sozialen Medien äußern. Und ich gehe auch dorthin, wo sich keine Experten tummeln“, so Zorn.
In der Öffentlichkeit werde viel zu wenig über die Bundeswehr und ihren Auftrag geredet. „Ich will, dass die Bundeswehr in den sicherheitspolitischen Debatten stärker wahrgenommen wird als bisher“, so Zorn weiter. In der Öffentlichkeit präsenter zu sein, das erwarte er auch von seinen nachgeordneten Kommandeuren – „und zwar von jedem in seinem Bereich“.
Klagen von Verbänden über eine zu geringe Wertschätzung von Veteranen teilt Zorn nicht – im Gegenteil. „Da darf ich schon mal gegenfragen: Was erwarten sie denn? Erwarten sie, dass, wenn sie – wie in den USA – über die Straße laufen, ihnen immer mal wieder jemand Wildfremdes auf die Schulter klopft und sagt: `You did a great job!`? Und dazu gibt es Rabattmärkchen im Burgerladen? Auf mich wirkt so etwas aufgesetzt.“ (dts Nachrichtenagentur)
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