Berlin – Die Bundesregierung will im Januar die lange erwarteten ersten Pläne vorlegen, wie sie die Quantentechnologie in Deutschland fördern will.
Das teilte das Bundesforschungsministerium dem „Handelsblatt“ mit. Damit soll die Aufholjagd vor allem gegenüber den USA und China beginnen, die bei dieser Schlüsseltechnologie weit voraus sind. Die Bundesregierung hat dafür mehr als zwei Milliarden Euro vorgesehen, die im Haushalt allerdings noch gesperrt sind, weil noch keine Projekte benannt sind. Zunächst gehe es jedoch um „erste vorbereitende Maßnahmen“, sagte Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU), für die sie zunächst 120 Millionen Euro bereit stellen will.
Die Grünen kritisieren, die Regierung sei „drauf und dran, nach Künstlicher Intelligenz und Forschungsfertigung Batteriezelle auch die dritte Schlüsseltechnologie zu verschleppen“, sagte deren innovationspolitische Sprecherin, Anna Christmann. In der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage dazu „versucht sie nicht mal, sich ambitionierte Ziele zu setzen. Das grenzt an Kapitulation“, kritisiert Christmann.
Ein Termin, zu dem auch Deutschland einen ersten Quantencomputer haben soll, wird in dem Papier nicht genannt. Auch ob dieser erste Quantencomputer dann die Größe von 100 QBits habe oder fehlerfrei funktionieren könne, sei heute nicht seriös abschätzbar. Statt einer Strategie mit messbaren Zielen herrsche aktuell Kompetenzstreiterei zwischen den beteiligen Ministerien für Forschung, Wirtschaft und Finanzen, sagt Christmann. Auch seien die Experten erst Ende Oktober und damit viel zu spät eingebunden worden. „So verspielen wir Deutschlands Rolle als Treiber wichtiger Zukunftsfelder.“
Damit Deutschland nicht völlig den Anschluss verliert, fordert Christmann „ein zügiges und transparentes Vorgehen mit dem Ziel eines starken deutschen und europäischen Quantennetzwerks“. Die Ergebnisse der Expertengruppe müssten veröffentlicht, zeitnah geprüft und umgesetzt werden. „Insbesondere bei der Förderung von Quantencomputern müssen wir schnell eine Schippe drauflegen, massiv die Nachwuchsförderung ausbauen und die Startup-Förderung ausweiten. Wissenschaft und Wirtschaft sind bereit, jetzt muss die Bundesregierung endlich liefern.“ (dts Nachrichtenagentur)
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