Berlin – Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat vor den wirtschaftlichen Folgen der weltweiten Pandemie auch in Deutschland gewarnt. „Eine Rezession in Deutschland ist jetzt wohl unvermeidlich“, sagte der Währungshüter der „Welt“.
Die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus seien aber nötig, um die Ausbreitung zu stoppen. „Jeder Einzelne ist gefordert, die sozialen Kontakte auf das Notwendigste zu beschränken“, sagte Weidmann.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte als Reaktion auf die Krise in dieser Woche überraschend ein umfangreiches Paket im Umfang von 750 Milliarden Euro auf den Weg gebracht, um die Wirtschaft im Euro-Raum zu unterstützen und das Finanzsystem zu stabilisieren.
„Wir haben sehr ausgiebig diskutiert, es wurden unterschiedliche Sichtweisen vorgestellt und auch unterschiedliche Lösungsansätze. Aber am Ende haben wir entschieden“, sagte der Bundesbank-Präsident. Ungeachtet von Unterschieden bei einzelnen Punkten sei man sich einig, dass Handlungsbedarf bestehe und umfangreiche Maßnahmen wichtig seien.
„Jetzt geht es darum, das Programm angemessen umzusetzen.“ Dass die EZB damit nur wenige Tage nach ihrem ersten, deutlich kleineren Nothilfeprogramm eine weitere „Bazooka“ in Stellung gebracht hatte, erklärte der Bundesbank-Präsident mit der sich extrem schnell verändernden Lage.
„Ob ein Programm `klein` oder `groß` ist, kommt doch auf die Umstände an. Das erste Paket war zum Zeitpunkt, als es verabschiedet wurde, der Lage angemessen.“ Aber die Entwicklung sei eben sehr dynamisch, und die Bewertung ändere sich in kurzen Zeitabständen. Die EZB habe ihr Pulver damit keineswegs verschossen. Lobend äußerte sich Weidmann über die bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung bei der Bekämpfung der Pandemie.
„Die Bundesregierung hat schnell und richtig gehandelt. Zentral erscheint mir, das Vertrauen der Bürger in das staatliche Handeln zu bewahren.“ Dazu gehöre auch, dass der Staat die ökonomischen Folgen für die Menschen und die Unternehmen abfedere und entschlossen bei der Wiederbelebung der Wirtschaft helfe, wenn die Epidemie eingedämmt sei. „Die Geldpolitik unterstützt, sie kann aber diesmal bei der Verteidigung nicht an vorderster Front stehen.“
Insgesamt befinde sich Deutschland dank solider Staatsfinanzen in einer „günstigen Ausgangsposition“, um die Krise zu stemmen. „Es war genau richtig, dass Deutschland den Staatshaushalt in Zeiten guter Konjunktur konsolidiert hat.
Dadurch sind jetzt Spielräume da, um mit dieser schweren Krise umzugehen.“ Obwohl die Notenbanken rund um den Globus die Krise mit vielen Billionen bekämpfen, müssten sich Bürger keine Sorgen um ihr Geld machen. „Die Situation ist herausfordernd, allerdings sind das Finanzsystem und die Banken dieses Mal nicht Ausgangspunkt der Krise, und sie sind deutlich stabiler aufgestellt als vor der letzten Krise“, sagte Weidmann.
Entscheidend sei, dass die Pandemie überwunden werde und die Wirtschaft dann zügig wieder Tritt fasse. „In einer Krise wie dieser ist Entschlossenheit gefragt, und es müssen außergewöhnliche Maßnahmen ergriffen werden. Es ist aber genauso wichtig, nach der Krise wieder konsequent und verlässlich aus dem Krisenmodus auszusteigen.“ (dts Nachrichtenagentur)
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