Berlin – In Deutschland galten Anfang 2016 fast 4.800 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zumindest zeitweise als verschwunden.
Eine Sprecherin des Bundeskriminalamts (BKA) sagte der „Mitteldeutschen Zeitung“, dass am 1. Januar 2016 genau 4.749 unbegleitete Flüchtlinge im Kindes- und Jugendalter als vermisst galten.
Am 1. Juli 2015, also ein halbes Jahr zuvor, habe die Zahl der vermissten unbegleiteten Flüchtlinge im Kindes- und Jugendalter noch bei lediglich 1.637 gelegen. Zwar unterstrich die Sprecherin, dass dies jeweils „Momentaufnahmen“ seien.
Oft tauchten Vermisste nach kurzer Zeit wieder auf. Oft gebe es Mehrfachregistrierungen. Allerdings konnte sie nicht ausschließen, dass ein Teil der zu Jahresbeginn verschwundenen minderjährigen Flüchtlinge Kriminellen in die Hände gefallen sein könnten.
Genaue Erkenntnisse habe das BKA dazu bislang nicht, erklärte die Sprecherin. Zuvor hatte die europäische Polizeibehörde Europol mitgeteilt, dass in den vergangenen 24 Monaten mindestens 10.000 allein reisende Flüchtlingskinder nach ihrer Ankunft in Europa spurlos verschwunden und womöglich in die Hände von Kriminellen gelangt seien.
„Dies bedeutet nicht, dass allen etwas passiert ist“, erklärte ein Sprecher. „Ein Teil der Kinder könnte sich tatsächlich mittlerweile bei Verwandten aufhalten. Aber es bedeutet, dass diese Kinder zumindest potenziell gefährdet sind.“ Etwa durch sexuellen Missbrauch. Allein in Italien seien nach Angaben der dortigen Behörden 5.000 Flüchtlingskinder verschwunden, so Europol, in Schweden 1.000. (dts Nachrichtenagentur)
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