München – Der Betrug beim insolventen Bezahldienstleister Wirecard ist offenbar noch größer gewesen als gedacht.
1,9 Milliarden Euro fehlten in der Bilanz, so lautete die bisherige Annahme. Nun zeigen laut eines Berichts des „Handelsblatts“ Recherchen: Die Existenz weiterer 800 Millionen Euro an Treuhandvermögen ist fraglich. Zentrale Figur ist der frühere Vorstand Jan Marsalek. Bei dem inzwischen untergetauchten Manager liefen alle Fäden zusammen. Aber Marsalek handelte nicht allein. Das Netzwerk seines mutmaßlichen Betrugs spannt sich rund um den Erdball, Hotspots liegen in Asien und dem Nahen Osten.
Das „Handelsblatt“ sprach nach eigenen Angaben mit Mitarbeitern und Ex-Mitarbeitern, wertete interne Dokumente aus, studierte Mailverkehr und Chatprotokolle. Alles deute demnach darauf hin, dass die Staatsanwaltschaft München mit ihrer Vermutung Recht hat: Bei Wirecard war eine Bande am Werk. Die Ermittlungen laufen gegen mindestens 13 Personen aus Marsaleks Umfeld.
Dem „Handelsblatt“ liegt eine Liste von 24 Firmen vor, die Verbindungen zu Marsalek hatten und über 125 Millionen Euro an Krediten von Wirecard erhielten. „Die Geldwäscheabteilung hat sich oft beschwert“, berichtet ein Mitarbeiter. „Die haben gefragt, wo ist die Rechnung, wo ist der Vertrag? Aber Jan hat dann immer gesagt: Das liefere ich nach. Du zahlst das jetzt aus, sonst gibt es Konsequenzen.“ (dts Nachrichtenagentur)
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