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Berliner Luft für eine Pfälzerin: Chawwerusch Theater geht mit „Kleine Frau – was nun?“ auf Sommertournee – Premiere auf Hambacher Schloss 

6. Juni 2018 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße, Kultur, Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer

Das Hambacher Schloss, die „Wiege der Demokratie“.
Foto: Pfalz-Express

In diesem Jahr jährt sich das Ende des Ersten Weltkrieges und der Beginn der ersten deutschen Demokratie zum 100. Mal.

Die neue Freilicht-Produktion des Chawwerusch Theaters (Herxheim) „Kleine Frau – was nun? Der Weg in die Weimarer Republik“ widmet sich dieser spannenden Zeit der Umbrüche, in der „Alles auf Anfang“ stand.

Im Stück reist die junge Luise von ihrer pfälzischen Heimat in die Metropole Berlin, das Chawwerusch Theater geht mit ihrer Geschichte auf Sommertournee.

Premiere ist am 7. Juni 2018 auf dem Hambacher Schloss, wo das Stück – geschrieben und inszeniert von Walter Menzlaw – bis einschließlich 10. Juni zu sehen sein wird. Bis Ende August wird „Kleine Frau – was nun?“ noch auf vielen weiteren Freilichtbühnen gespielt. Die einzelnen Termine sind online auf www.chawwerusch.de oder im Unterwegs-Flyer des Theaters aufgeführt.

Auch in der kleinen Stadt in der Pfalz, in der Luise (Miriam Grimm) wohnt, ist 1918 der große Krieg vorbei. Der Vater (Ben Hergl) und der Bruder (Stephan Wriecz) sind vom Schlachtfeld zurück, aber Luise wartet noch immer: auf Frieder (Thomas Kölsch), ihren Verlobten.

Schon lange hat sie keinen Brief mehr von ihm bekommen. Nach vier Jahren Krieg und Trennung sind die Versprechungen von damals beim Abschied am Bahnhof schon reichlich blass geworden. Es gab keine fette Gans zu Weihnachten und auch kein rauschendes Hochzeitsfest.

Luise ist immer noch allein und muss jeden Tag viel arbeiten. Warum der Krieg sehr viel länger als zwei Monate dauerte und warum er jetzt plötzlich verloren ist, versteht sie nicht und auch die Mutter (Monika Kleebauer) sagt „Was verstehen wir Frauen schon von der Politik?“.

Aber auch die Männer wissen nicht, wie es jetzt weitergehen wird, ohne Kaiser, bayrischen König und mit der französischen Besatzungsmacht in der Pfalz. „Alles soll wieder so sein wie früher!“ wird da schnell zur Losung.

Ausgerechnet in dieser Situation ist Luise gezwungen, ihre geliebte Heimat zu verlassen. Nach einer folgenschweren Rangelei mit einem französischen Soldaten flieht sie Hals über Kopf zu einer entfernten Bekannten nach Berlin.

Die pfälzische „Tante Berta“ (Felix S. Felix) schwärmt zwar immer noch von „dehääm“, ist aber darüber hinaus mehr als angekommen und führt florierende Geschäfte in der Großstadt. Mit ihr lernt Luise eine wirklich selbstständige Frau kennen, die ihr auch im Nu eine Arbeitsstelle verschafft – die neue Errungenschaft des 8-Stunden Tages inklusive.

Aber Luise bleibt in der quirligen Metropole keine Zeit, sich eine eigene vertraute kleine Heimat aufzubauen. Zu viele verwirrende Erfahrungen und neue Bekanntschaften zwingen sie dazu, teils liebgewonnene Selbstverständlichkeiten zu überdenken.

Die flammenden Reden von Paula, die endlich die Gleichberechtigung für Frauen erkämpfen will, oder die basisdemokratischen Träume von Willi, der trotz seiner pazifistischen Haltung angegriffen und verletzt wird, sind nur zwei Beispiele für die vielen neuen Eindrücke, die Luise auf dem Berliner Pflaster aufsammelt.

Klangvoll ausgemalt wird diese bunte Welt der Großstadt von dem international bekannten russischen Pianisten Dmitrij Koscheew, der die Bühnenmusik komponiert hat. Anklänge an den Stummfilm, das Melodram und die Bühnenkunst der Zwanziger Jahre versetzen die Zuschauer auch auf musikalischer Ebene 100 Jahre zurück.

Auf den Bühnen jener Zeit war das epische Theater en vogue. Auch bei „Kleine Frau – was nun?“ führt ein launiger Erzähler (Ben Hergl) durch das Geschehen. Er überbrückt, wo es Rückblenden gibt und fasst griffig zusammen, wo die geschichtlichen Zusammenhänge kompliziert werden.

Luise erlebt den Anfang der ersten deutschen Demokratie mit und darf als Frau zum ersten Mal wählen gehen. Für sie ist Politik nicht mehr ein unverständliches Geschehen, auf das sie keinen Einfluss hat, sondern ein Prozess, in dem sie Position beziehen und Einfluss nehmen kann. Sie kann und muss sich jetzt entscheiden: für eine politische Haltung, für einen Beruf, für oder gegen ihre künftige Heimat.

Das kubistische, wandelbare Bühnenbild hat Franziska Smolarek entworfen und gestaltet, bei den Kostümen wurde sie von Sofie Schröer unterstützt. Als Dramaturgin begleitete Sieglinde Eberhart die Produktion.

Info:

PREMIERE: Do. 7.6. 2018, 20 Uhr auf dem Hambacher Schloss, weitere Vorstellungen dort: Fr. 8.6. 20 Uhr, Sa. 9.6. 20 Uhr, So. 10.6. 19 Uhr

Danach auf Tournee: Mi. 13.6. Mainz, Fr. 15.6. Klingenmünster, Sa. 16.6. Steinweiler,  So. 1.7. 19 Uhr Dahn, Fr. 10.8. Gießen, Sa. 11.8. Neustadt-Haardt, Fr. 17.8. Darmstadt,  Sa. 18.8. Hochstadt, Do. 23.8. Speyer, Fr. 24.8. Idar-Oberstein, Sa. 25.8. Landau,  So. 26.8. Meisenheim, Do 13.12. Bensheim.

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