Kaiserslautern/Landau. „Nein, seine Mutter ist vorne!“, sagt ein Schüler. „Bestimmt nicht!“, widerspricht jemand. Sie sitzen vor dem Bild „Familie Slevogt im Garten in Godramstein“ – allerdings nicht in Godramstein, sondern in der Pfalzgalerie in Kaiserslautern vor dem Original und diskutieren mit der Museumspädagogin Andrea Löschnig über das Bild.
17 Schüler aus der Berufsoberschule, die kurz vor ihrem Abitur stehen und 20 aus der Flüchtlingsklasse der Berufsbildenden Schule Landau versuchen herauszufinden, wer die Menschen auf Slevogts Bild sind.
Eine Gruppe aus zwei deutschen und zwei „noch nicht deutschen“ Jugendlichen haben sich das Bild ausgewählt. Sie haben dazu ein Gedicht geschrieben – auf Deutsch und in ihrer jeweiligen Muttersprache, tragen es vor und hören den einfachen Erklärungen der Museumspädagogin zu.
Dann geht es in den Malkeller. Mit Kittel und Pinsel gestalten die Schüler gemeinsam oder einzeln Bilder zum Thema. „Ein gelungener Tag“, findet Ali. Er gehört zur Flüchtlingsklasse der BBS und spricht so gut Deutsch, dass er für seine Mitschüler übersetzen kann.
Denn die Verständigung ist nicht ganz einfach. „Die Bandbreite ist groß“, sagt Michael Schneider, der die Jugendlichen mit 16 Stunden wöchentlich in Deutsch als Zweitsprache unterrichtet. „wir haben einen Analphabeten, der aber schon große Fortschritte macht und wir haben einen Schüler, der in Syrien bereits sein technisches Abitur abgelegt hat und darauf wartet, dass sein Zeugnis hier anerkannt wird.
Einige sprechen ausgezeichnet Englisch, andere gar nicht“. Er und zwei Kolleginnen stellen sich der anspruchsvollen Aufgabe, die Jugendlichen auf ihrem Weg des Spracherwerbs zu begleiten. Außerdem helfen immer wieder Kolleginnen freiwillig mit, die ihre Freistunden opfern.
„Wir arbeiten dazu in hohem Maße differenziert“, so Kirsten Gödeke, die ebenfalls in der Klasse mitarbeitet, „das heißt in vielen Stunden hat jeder sein eigenes Lernprogramm, entsprechend des Lernstands, in anderen arbeiten wir mit Kleingruppen.
Am wichtigsten ist der Kontakt zu deutschen Schülern“. So ist auch die Idee entstanden, einen Ausflug gemeinsam mit den deutschen Abiturienten zu organisieren.
Die Jugendlichen kommen miteinander in Kontakt und müssen sich irgendwie verständigen. Mit Deutsch, Englisch, Russisch oder halt mit Händen und Füßen.
Die Frage nach den Verwandtschaftsverhältnissen auf Slevogts Bild kann geklärt werden. Auch erfahren die Schüler, dass der Trifels, Titel eines anderen dort ausgestellten Bildes, ganz in der Nähe ist. Dorthin soll der nächste gemeinsame Ausflug gehen. Bericht: Kirsten Gödeke
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