Sonntag, 20. Oktober 2024

Bauvorhaben Künstlerhaus: PEX-Interview mit Architekt und Betreibern

Verein Stadtbild übt Kritik

20. Oktober 2024 | Kategorie: Landau, Regional, Regional

Bastian Wieland, Lars Pfeifer und Christian Ruppel (v.l.)…

Landau. Ist die Stadt ihrer Verantwortung noch gewachsen? Zum Anbau an das Universum-Kino hat der Verein Stadtbild e.V. eine Betrachtung geschrieben. „Wir stehen dem Projekt äußerst kritisch gegenüber“, so Joachim Weißmann vom Verein.

Beim Pfalz-Express-Pressegespräch kommen Architekt Bastian Wieland vom Architekturbüro archis, Betriebsleiter Lars Pfeifer und die Betreiber Harald Erny und Christian Ruppel zu Wort.

…sowie Harald Erny beim PEX-Interview.
Fotos: Pfalz-Express/Rolf H. Epple

Pfalz-Express (PEX): Laut Verein, sei die Altstadtsanierung ohne hinreichende Begründung gebeugt worden. Was sagen Sie, Bastian Wieland, dazu?

Das ist schlichtweg falsch. Es gibt eine ausreichende Begründung, die ist auch in der Beschlussvorlage für den Bauausschuss der Stadt Landau vorgetragen worden.

Sie ist auf Basis der Zusammenarbeit mit dem Stadtplanungsamt und dem Denkmalamt entstanden und würdigt den Umgang mit dem Gesamtensemble, das aus drei Teilen besteht.

Die Begründung basiert im Wesentlichen auf drei Säulen: Dass das Palaisgebäude an der Königstraße und das 50erjahre-Gebäude, das zum Kino gehört hat, prägend sind, was wir jetzt ergänzen durch Künstlerhaus und die Theatererweiterung. Das wiederum muss sich zurücknehmen um die Präsenz der beiden wichtigeren Objekte im Stadtbild zu stärken. Es ist ein Nebengebäude und kein Hauptgebäude und es wird zurückversetzt an der Queich stehen.

Die dritte Säule: Mit diesem neuen Gebäude und seiner Lochfassade wird dafür gesorgt, dass dieser öffentliche Freiraum und Platz einen Gebäuderücken gestellt bekommt, der zu den Menschen passt und sie nicht diese gesichtslose Brandwandabseite von C&A wie es jetzt ist, ertragen müssen.

Visualisierter Anbau
Quelle: archis

PEX: Gute Architektur schafft Lebensräume für Menschen, das ist das Leitmotto von archis. Was genau bedeutet das für Landau?

Mit dem Künstlerhaus wird es im Erdgeschoss ein Angebot geben wie Cafe oder Bistro, wenn Sie so wollen eine „Bistronomie“. Eine Nutzung die mit seinem Publikum interagiert und mit den Freianlagen zusammenspielen für einen hohen Aufenthaltscharakter …

PEX: Der Brandschutz hat in Landau zu Zeiten der Festungsstadt eine große Rolle gespielt. Großflächige Holzverkleidungen waren ausgeschlossen. Der geplante Holzbau folge nicht ehemaligen Fischerhäuschen, schreibt der Verein.

Wir haben uns an der mittelalterlichen Stadt nicht an der Festungsstadt orientiert. Im mittelalterlichen Landau gab es Holzhäuser. Der Brandschutz heute ist deutlich komplexer als in der mittelalterlichen Stadt. Wir haben mit Brandschutzsachverständigen, Brandschutzprüfern und der Brandschutzdienststelle sämtliche Bauelemente des Neubaus auf den Prüfstand gestellt und erreichen die heutigen Ziele mit allen Bauelementen.

PEX: Gibt es eine spezielle Feuer abweisende Farbgebung der Fassade oder was ist das Ziel der Brandabwehr?

Wenn etwas passiert, dann ist das primäre Schutzziel, dass ausreichend Zeit vorhanden ist, damit alle Personen im Gebäude evakuiert werden und der Überschlag auf andere Gebäude verhindert werden kann.

PEX: Der Holzbau folge nicht historischen Vorbildern sondern sei die Folge einer „starken Architekturmode“. Handelt es sich dabei wirklich um einen Trend?

Na ja, jedes Gebäude stammt aus einer bestimmten Zeit. Man sieht die Zeitschichten bei Palais, 50er Jahre-Gebäude und dem Gebäude aus 2024. Dieses Strukturmodell des Weiterbauens hat seine Berechtigung und ist deshalb auch nicht historisierend.

Wir haben Lochfassade, Satteldach und weichen lediglich mit Holz im Dach und der Fassade von der Altstadtsatzung ab. Wir haben mit Theater und Nebengebäude zwei Ausnahmegebäude in der Stadt, deshalb ist es auch nachvollziehbar, etwas von der Satzung abzuweichen. Die Gebäude unterscheiden sich und durch die zurückhaltende Architektur des Neubaus werden die anderen beiden Gebäude gestärkt.

PEX: Es wurde von „Scheunenbau“ in der Presse und „Toter Sprachlosigkeit“ sowie „Austauschbarer Kiste“ beim Verein Stadtbild gesprochen….

Es ist ein Künstlerhaus, der Begriff Scheune klingt zunächst abwertend….es ist ein Zweckbau und wird als solcher primär genutzt. Garderobenanbau ist der Hauptzweck des Gebäudes. Wobei ein „Scheunencafé“ auch Charme entwickeln kann.

Blick in den großen Veranstaltungssaal
Foto: Pfalz-Express/Rolf H. Epple

PEX: Vielleicht sollte man dem Ganzen einen anderen Namen geben um besser von der Bevölkerung akzeptiert zu werden?

„Künstlerhaus“ ist unser Arbeitstitel. Ich finde, das klingt gut und kann durchaus eine Adresse in Landau werden.

Begriff „Austauschbare Kiste“: Das Künstlerhaus ist sehr bewusst entstanden in Material und Proportion. Es gibt ein Steildach, einen Giebel, eine Lochfassade…das sind drei prägenden Merkmale der Gestaltungssatzung, die alle erfüllt sind. Die tote Fassade des C&A wird durch den Neubau belebt. Wir haben am Gebäude eine ablesbare Geschossigkeit und sogar Fensterbänke an den Fenstern …

PEX: War eigentlich auch eine andere Fassade angedacht?

Wir haben Vieles überlegt. Wir wollten eine kubistische Form, die einfach ist und als Nebengebäude wirkt. Wir wollten zum Beispiel auch keine massiven Fensterbretter, die sich in den Vordergrund spielen.

Verschiedene Bestuhlungsmöglichkeiten im großen Saal
Quelle: archis

PEX: Was sagen Sie zu dem Vorwurf, man habe versäumt eine Gesamtplanung zu entwickeln? Und den Vorschlag des Vereins, das platzsperrende Foyer abzubrechen?

Genau das tun wir. Das platzsperrende Foyer mit dem alten Eingang wird abgebrochen, dadurch gibt es Raum für die Freianlage und einen Platz mit einem Baumhain, welcher nicht nur als CO2-Speicher für sich steht, sondern im Sommer Schatten spendet und Tieren einen innerstädtischen Lebensraum.

PEX: Wo soll geparkt werden?

Lars Pfeifer wirft dazu ein: Wir hatten im Kino 550 Plätze; die Leute konnten gut parken. Wir empfehlen den Weißquartierplatz und den Alten Messplatz zum Parken.

Unsere Architekturhaltung ist auf Nutzer ausgerichtet, die Nutzer werden zufrieden sein. Das Theater soll ganzjährig bespielt werden. Wie jetzt aktuell die Show „Palais Landau“, die ab 18. November zu sehen sein wird. Es können auch Teilbereiche angemietet werden. Dafür wird das Gebäude gebraucht. Es soll eine Kulturstätte mitten in der Stadt sein. Mit Programmkino, Kongressen oder Vorlesungen und vielen anderen Nutzungsmöglichkeiten.

PEX: Und wie stehen die Leute dazu?

Es gibt Neugierige, die kommen, fragen und die Bauarbeiten beobachten. Viele werden demnächst überrascht sein, wie man plötzlich in den Saal kommt, da der neue Theatereingang durch das ehemalige Schuhgeschäft führt.

Info

Die Holzbauarbeiten beginnen am Dienstag, 22. Oktober und sollen bis 8. November abgeschlossen sein.

 

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