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Bad Bergzabern: Zwischen Haarspray, Petticoat und Rassismus – Stehende Ovationen bei Musical „Hairspray“

2. Juli 2017 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße, Kultur
Hairspray war ein riesiger Erfolg. Fotos: v. privat

Hairspray war ein riesiger Erfolg.
Fotos: v. privat

Bad Bergzabern – „Die Zusammenarbeit beim Musical, das war fast wie Zusammenleben in der Familie“, sagte Ann-Kathrin Schneider (Jahrgangsstufe 12) nach der letzten von vier Aufführungen des Musicals „Hairspray“ am Gymnasium im Alfred-Grosser-Schulzentrum.

„Und am Ende war es toll, zu erleben, dass sich all die Arbeit gelohnt hat“, so Ann-Kathrin. Bereits in der ersten Szene bewiesen drei weibliche Hauptrollen in farbenprächtigen Petticoats, dass sie „nicht mehr klein“ seien und zeigten das mit mitreißendem Gesang und überzeugendem Spiel. Ihre männlichen Kollegen standen dieser Darbietung in nichts nach und sorgten so manches Mal für Erheiterung bis hin zu schallendem Gelächter.

Untermalt und begleitet wurde der Gesang von einem stets präsenten Chor, einer großartigen Band und einem hervorragenden Bläserensemble. Das Publikum in der ausverkauften Aula klatschte bereits nach den ersten Szenen begeistert Beifall.

Das musikalische Zusammenspiel aus Solisten und Chor wurde durch eine Tanzgruppe komplettiert. Dass alle so gut zusammenspielten, war laut Ann-Kathrin Schneider eine besondere Leistung, „denn dieses Mal waren neben erfahrenen Schülern aus der Oberstufe auch sehr viele junge Schüler aus den siebten und achten Klassen dabei. Trotzdem hat alles geklappt.“

Kaum ein Lied blieb ohne Applaus und Beifallsbekundungen. Doch spätestens am Ende des ersten Akts war beim Song „Big, blond und blendend“ klar, dass das Musical zu Zeiten von Rassentrennung und Diskriminierungen in den sechziger Jahren spielt.

Die Geschichte von „Hairspray“ spielt in Baltimore, einer Stadt an der Ostküste der USA, in den frühen 60er-Jahren, die einerseits geprägt sind von Petticoat und Motownmusik, andererseits aber auch von Vorurteilen und Rassendiskriminierung.

So endete der erste Akt auch in einem Bekenntnis gegen Rassismus und für Sozialcourage. Dieses Bekenntnis wurde in der Darbietung von „I know where I’ve been“ im zweiten Akt nochmals bekräftigt.

Einer der Hauptdarsteller, Ujjol Teichmann (Klasse 9b), war besonders beeindruckt davon, dass die verschiedenen Bereiche so gut zusammengearbeitet haben und dass tatsächlich das meiste von den verschiedenen Gruppen der Schule selbst gemacht wurde, seien das die Tänzer, der Chor oder das Licht. „Wir sind als Gruppe richtig zusammengewachsen“, so Ujjol, der die schwierige Aufgabe hatte, eine weibliche Hauptrolle inklusive Perücke und Stöckelschuhen zu spielen.

Das Lernen der enormen Menge an Text sei dabei gar kein so großes Problem gewesen. „Ich verknüpfe den Text immer mit Bewegungen, so dass er mir dann schon einfällt“, so Ujjol. „Außerdem bin ich berühmt-berüchtigt für meine Improvisationen“, ergänzte er schmunzelnd.

Der künstlerische Leiter des Musicals, Christoph Bornschein, betonte, wie sehr sich die Schüler während der Proben weiterentwickelt hätten. Es gelang ihm, dass die Sänger und die Instrumentalisten auch schwierigere Stücke überzeugend darboten.

Über ein Jahr probten die gut 80 Schüler gemeinsam mit einem Team aus Lehrern. Sicher mehr als ein Dutzend Samstage seien auch dabei gewesen. „Besonders beeindruckend war die tolle Teamarbeit“, sagte Christoph Bornschein. Jeder habe zwar seinen eigenen Bereich gehabt, aber immer auch die anderen unterstützt.

Seine Kollegin Andrea Weber, die eine der weiblichen Hauptrollen spielte, ergänzte: „Die Schüler haben sich zum Beispiel gegenseitig geschminkt oder sich hinter der Bühne in die Kleider geholfen.“ Die Regie übernahm Ramona Lang, der es hervorragend gelang, die Charaktere der einzelnen Rollen herauszuarbeiten.

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Die Choreographien von Simone Kerner und Christine Guckert-Thiede verstärkten die Stimmung der Lieder. Das Bühnenbild fertigte Franz Leschinger an, für Licht und Ton auf professionellem Niveau sorgte die Licht- und Ton-AG unter Leitung von Sven Scheidner.

Das Bläserensemble wurde von Heinrich Schnelloh geleitet. Silke Jordan, Friseurin aus Bad Bergzabern, gestaltete die aufwändigen Frisuren. Bläserensemble, Tänzerinnen und Tänzer sowie die Band wurden eigens für das Projekt zusammengestellt.

Sämtliche Gesangspartien wurden von Christoph Bornschein einstudiert. Die Solisten stammten aus den Reihen des Schulchors.

„Ich habe schon bei vielen Musicalproduktionen mitgemacht“, so Ujjol Teichmann, „aber noch bei keiner hat die jeweilige Schule so viel selbst gemacht, haben so viele Teams so reibungslos zusammengearbeitet wie hier.“ Alle seien zu einer Gruppe zusammengewachsen.

Schließlich ging aber auch dieses Musical zu Ende, wobei sich bereits zu Beginn des letzten Songs „You can’t stop the beat“ das Publikum kaum noch auf den Sitzen halten konnte.

Nachdem die letzte Note erklungen war, stand das gesamte Publikum und applaudierte dem begeisternden Ensemble. Die wohlverdienten Beifallsbekundungen wurden zusätzlich noch durch Zugabe-Rufe durchzogen, sodass schnell klar wurde, dass die liebsten Songs wohl noch einen Auftritt haben würden.

Nachher vernahm man um die Aula herum Ausrufe wie „Klasse!“ und „Hammer!“, sowie zutreffende Beschreibungen: „Es war echt genial!“ oder aber „Das war echt schön.“ Und ganz persönliche Einschätzungen wie „Ich hatte nur Gänsehaut.“

Alles in allem ermöglichten die beteiligten Lehrer den Schülern ihre musische Ader auszuleben und schufen mit ihnen zusammen ein mitreißendes Musical mit humorvollen und rührenden Songs, die sicher noch lange in den Fluren des Gymnasiums nachklingen werden. „Wir haben schon ganz viele Nachtreffen ausgemacht und da wird sicher noch die eine oder andere Träne fließen“, so Ujjol Teichmann.(Svenja Damnitz, vol)

Das Musical Hairspray

Hairspray wurde im Jahre 1988 zunächst als Film zum „Kultklassiker“: 2002 wurde aus dem Film ein Broadway-Musical, das zuerst auf den Bühnen von New York und London, dann auch in zahlreichen anderen Ländern mit großem Erfolg lief.

Die Musik, die im Stil der 1960er Jahre von Rhythm and Blues, Motown und Rock ’n’ Roll geprägt ist, stammt aus der Feder von Marc Shaiman. Bei der Verleihung der Tony Awards 2003 wurde das Musical in 13 von 15 Kategorien nominiert (u.a. Bestes Musical). 2008 kam es zur deutschsprachigen Uraufführung in St. Gallen (Schweiz), ab 2009 lief es mehrere Monate im Musical Dome in Köln.

Die Verfilmung des Musicals im Jahre 2007, in der in den Hauptrollen unter anderem Michelle Pfeiffer, John Travolta und Christopher Walken zu sehen sind, trug zur weiteren Popularität des Musicals bei.

Hairspray, Musical, Gymnasium, Alfred-Grosser-Schulzentrum, Bad Bergzabern

 

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