Landau. Aydin Tas, der Vorsitzende des Beirats für Migration und Integration, hat die Einbürgerungsurkunde erhalten. Mit der deutschen Staatsbürgerschaft ist eine entscheidende Voraussetzung für die Kandidatur bei der Kommunalwahl am 25. Mai erfüllt. Das wäre mit seiner bisherigen türkischen Staatsbürgerschaft nicht möglich gewesen.
An der kleinen Zeremonie nahmen auch Dr. Maximilian Ingenthron, Vorsitzender von SPD-Stadtverband und Stadtratsfraktion, sowie die Fraktionsmitglieder Francesca Chillemi Jungmann und Hermann Demmerle teil. Maximilian Ingenthron begrüßt die Entscheidung: „Aydin Tas ist ein seit vielen Jahren außerordentlich engagierter Mitbürger.
Er steht für ein tolerantes und weltoffenes Landau. Ich bin sehr froh, dass er bereit ist, politische Verantwortung zu übernehmen. Wie ernst er sein Engagement nimmt, beweist der Schritt, den er gegangen ist – eine Entscheidung, die reiflich überlegt sein will. Als Deutscher kann Aydin Tas mit seiner Arbeit unsere Stadt noch weiter bereichern.“
Über seine Motivation, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen, erklärt Aydin Tas: „Obwohl ich seit über 35 Jahren in Deutschland lebe und meine Kinder in Landau auf die Welt kamen, wurde ich aufgrund meiner bisherigen Staatsangehörigkeit von der politischen Partizipation ausgeschlossen. Zwar durfte ich als Vorsitzender im Beirat für Migration und Integration mitwirken, aber auch nur beratend und nur zu Themen die Zugewanderte betreffen.
Die politische Arbeit im Beirat für Migration und Integration entwickelte bei mir das Bedürfnis und das Interesse, mich für alle in unserer Stadt lebenden Menschen einzusetzen. Ich möchte als gleichberechtigtes und vollwertiges Mitglied dieser Gesellschaft auch an allen politischen Entscheidungen, nicht nur über Migration und Integration, in meiner Wahlheimat Landau teilhaben. Durch die Einbürgerung bekomme ich die rechtliche Grundlage dafür.“
Gegenüber dem Pfalz-Express zeigt sich Tas von den Umständen sehr berührt: „Ehrlich gesagt muss ich die neue Situation erst einmal verarbeiten. Es ist nicht einfach, nach 45 Jahren die Identität aufzugeben und nahtlos in den Alltag zu übergehen.“
Gefühlsschwankungen werde es sicherlich geben, räumt er ein. „Wichtig ist für mich zu erleben, wie ich mit meiner neuen Identität aufgenommen werde.“
Und was meinen Familie und Freunde dazu?
„Die Familie sei es hier oder in der Türkei, hat meine Entscheidung mit Respekt und Verständnis aufgenommen. Wobei ich nicht der erste Eingebürgerte aus der Familie bin. Zwei meiner Geschwister und deren Familie sind schon länger eingebürgert. Meine Ehefrau und Kinder waren von Anfang an in den Entscheidungsprozess eingebunden und die Entscheidung mit getragen. Auch sie werden sich einbürgern lassen. Bei ihnen dauert es noch ein paar Wochen, bis es soweit ist.
Was Freunde betrifft: Die engsten Freunde haben meine Entscheidung positiv aufgenommen. Denn sie wissen, dass ich mir meine Entscheidungen nicht leicht mache und es mir reiflich überlege. Natürlich wird es auch Menschen geben, die es nicht akzeptieren und Kritik ausüben werden. Das ist auch Ok so, denn es liegt in der Natur der Sache, dass man nicht immer der gleichen Meinung ist.“
Wie lange haben Sie überlegt, diesen Schritt zu tun?
Ich habe schon lange mit den Gedanken gespielt, mich einbürgern zu lassen. Die politische Ausgrenzung bei der Mitbestimmung und Mitgestaltung hat mich als Beiratsvorsitzender immer gestört und mir das Gefühl vermittelt, dass ich doch nicht „GANZ“ dazu gehöre. Dies konnte und wollte ich nicht mehr hinnehmen.
Als dann die SPD mich fragte, ob ich nicht für den Stadtrat kandidieren möchte, habe ich mich entschieden, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. Ich bin ein Landauer mit türkischen Wurzeln und möchte mich für alle Menschen in unserer Stadt einsetzen. Damit ich auch politische Verantwortung für sie übernehmen kann, werbe ich um das Vertrauen der Landauer bei den nächsten Kommunalwahlen am 25. Mai.“ (pex/red)
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