Mainz – Nach mehr als zehn Jahren des Widerstands, zahllosen Gesprächen und Resolutionen steht nun fest: Ende 2016 wird IBM den Standort Mainz endgültig schließen und die verbliebenen Einheiten mit Frankfurt zusammenlegen.
All die Jahre standen Stadt, Kommunalpolitik und die Mainzer Unternehmensleitung mit dem Betriebsrat an der Seite im engen Dialog, immer im Bewusstsein, dass die strategischen Standortentscheidungen des Konzerns weit ab von Mainz in den USA getroffen werden.
Bis zuletzt unterbreitete die Stadt dem Konzern attraktive Alternativangebote.
Für Oberbürgermeister Michael Ebling beinhaltet die Konzernentscheidung trotz des großen Bedauerns über den endgültigen Abschied aus Mainz auch eine beruhigende Nachricht für die Wirtschaftsregion Rhein-Main und vor allem für die Beschäftigten: „Unternehmensführung und Betriebsrat haben uns im Gespräch vergangene Woche nochmals bestätigt, dass alle Arbeitsplätze in der Region erhalten bleiben. Das ist und bleibt das Wichtigste für die betroffenen Arbeitnehmer“, so Ebling.
Wertschöpfung und Kaufkraft blieben der Region jedoch erhalten. „Einziger Wermutstropfen bleibt aber für uns alle der für 2016 bevorstehende Abschluss eines Kapitels Mainzer Wirtschaftsgeschichte“.
Das Unternehmen IBM habe entscheidend dazu beigetragen, dass die Stadt Mainz zunehmend als High-Tech-Standort in das Gesichtsfeld weiterer Firmen dieses Sektors rückte, erinnerte auch Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte.
So manche Nachfolgeansiedlung verdanke die Medienstadt Mainz auch der Standortwahl von IBM aus dem Jahre 1965. „Die Stadt Mainz ist dankbar für die jahrzehntelange Standorttreue von IBM. Für viele Mainzer war und bleibt IBM auch weiterhin Arbeitgeber für ein ganzes Berufsleben“.
Bereits 2002 hatten auf Initiative der Landeshauptstadt Kammern und Gewerkschaften gemeinsam mit dem Betriebsrat der IBM Speichersysteme GmbH Mainz und der Stadt eine Resolution verabschiedet, in der die Konzernleitung des Unternehmens aufgefordert wurde, alles zu tun, um möglichst viele Arbeitsplätze am Standort Mainz zu erhalten.
Die an der Resolution beteiligten Institutionen wollen damit dem Mainzer Werk und seinen Beschäftigten in der Auseinandersetzung um die Zukunft des Standortes den Rücken stärken.
IBM stellte dennoch die Produktion von Festplattenteilen am Standort Mainz ein und schloss damit den letzten Produktionsstandort in Deutschland. Das damit teilweise untergenutzte Areal in einer Größe von 30 ha eröffnete schließlich 2013 die Möglichkeit einer nachhaltigen Neustrukturierung.
Der hierfür erstellte städtebaulichen Rahmenplan verfolgt nun das Ziel eines neuen urbanen Stadtquartiers in zentraler innerstädtischer Lage. Der Schwerpunkt liegt aktuell auf der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum im Bebauungsplan „Heiligkreuz-Areal“.
„Natürlich ist ein solcher Einschnitt in der Wirtschaftsgeschichte einer Stadt ein Stück weit traurig. Jahrzehnte hat man auch Mainz fest mit „der IBM“ verbunden. Angesichts der anhaltend positiven Entwicklung des Standortes wird unsere Stadt aber auch nach 2016 ein Kompetenzzentrum für Hochtechnologie bleiben“, zeigten sich OB und Wirtschaftsdezernent zuversichtlich. (red)
Diesen Artikel drucken