Landau. „Gescher“ ist hebräisch und bedeutet „Brücke“. Diesen Titel soll eine neue Veranstaltungsreihe tragen, die Landaus Oberbürgermeister Thomas Hirsch unter dem Eindruck seiner Israel-Reise im vergangenen Jahr initiiert hat. Im Frank-Loeb-Institut an der Universität Koblenz-Landau fand er den passenden Partner, der die neue Reihe wissenschaftlich begleitet.
„Ich hatte im Herbst 2016 die außergewöhnliche Gelegenheit, mit einer Delegation aus der Stadt Landau den „Landauer Wald in Israel“ einweihen zu dürfen“, erläutert der Oberbürgermeister. „Während meines Aufenthalts im „Heiligen Land“ konnte ich viele Gespräche führen, die mir gezeigt haben, wie schwierig die Lage im Nahen Osten ist. Die neue Veranstaltungsreihe soll die Chance, an die in Israel gemachten Erfahrungen und Gespräche anzuknüpfen. Mit der Reihe „Gescher – Die Brücke“ wollen wir um Verständnis und Interesse für die schwierige Situation im Nahen Osten werben“, so der Stadtchef.
Künftig soll zweimal im Jahr auf Vorschlag des Oberbürgermeisters oder des Frank-Loeb-Instituts ein Gast eingeladen werden, der zu den Themenkomplexen Israel, Naher Osten bzw. deutsch-israelisches Verhältnis spricht. Vorgesehen ist ein je zweitägiger Aufenthalt, in dessen Rahmen ein öffentlicher Vortrag, aber auch der Besuch einer Schulklasse oder eines universitären Seminars auf dem Programm stehen. Erster Gast am 3. Mai wird der frühere israelische Botschafter Dan Ashbel sein. Mit ihm war Oberbürgermeister Hirsch auch während seiner Israelreise zusammengetroffen.
Sowohl der OB als auch Dr. Timo Werner, Geschäftsführer des Frank-Loeb-Instituts, betonen, dass die neue Reihe keine einseitigen Positionen wiedergeben soll. „Da die Region des Mittleren und Nahen Ostens durch ihre Konflikthaftigkeit geprägt ist, sollen im Kontext der Veranstaltungsreihe auch Stimmen zu Wort kommen, die einen kritischen Blick auf die israelische Innen- und Außenpolitik werfen“, so Hirsch und Dr. Werner.
Auch der zweite Gast der Reihe steht bereits fest: Im Herbst dieses Jahres kommt Christian Sterzing nach Landau. Der frühere Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen leitete von 2004 bis 2009 das Büro der Heinrich-Böll-Stiftung in Ramallah.
Oberbürgermeister Hirsch verortet die neue Veranstaltungsreihe „Gescher“ in der Tradition der „Landauer Gespräche“. „Vor genau 30 Jahren, im Jahr 1987, wurde das historische Frank-Loebsche Haus in seiner heutigen Funktion als Kunst- und Ausstellungsgebäude mit der „Woche der Begegnung“ eingeweiht.
Aus allen Teilen der Erde kamen damals auf Einladung der Stadt frühere jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger nach Landau. Aus dieser so wichtigen Geste der Versöhnung erwuchsen die „Landauer Gespräche“, die mit hochkarätigen Gästen aktuelle gesellschaftliche Themen aufgriffen“, so der OB. Die nun aus der Kooperation zwischen Stadt und Frank-Loeb-Institut hervorgegangene Reihe knüpfe an die Tradition dieser Veranstaltungen an, die zu Frieden und Verständigung aufgerufen hätten, betont der Stadtchef. Er danke dem Frank-Loeb-Institut für dessen Kooperationsbereitschaft.
Die Region des Nahen und Mittleren Ostens sei zwar häufiger Gegenstand der Berichterstattung in den Medien, ergänzt Dr. Werner. Gleichsam sei dabei selten Raum für hintergründige Darstellungen, die einen Einblick in die tieferen gesellschaftlichen Zusammenhänge erlaubten. „Stadt und Frank-Loeb-Institut möchten mit den regelmäßigen Veranstaltungen einen bescheidenen Beitrag dazu leisten, dies zu ändern. Das breitere Bild, zu dem die Veranstaltungen beitragen sollen, mag insofern einen Beitrag zu einem intellektuellen Brückenschlag leisten und neue Einsichten und Perspektivwechsel ermöglichen“, so der Leiter des Frank-Loeb-Instituts.
Die Durchführung der Veranstaltungsreihe „Gescher“ wird von der Sparkassen-Stiftung finanziell unterstützt.
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