Landau. Der Vorsitzende des Beirats für Migration und Integration, Aydin Tas und Diyap Özducenciler, ehemaliges Beiratsmitglied, stehen im Mittelpunkt einer heftigen Debatte, die in der Presse, aber zum Teil auch im sozialen Netzwerk Facebook tobt. Jetzt melden sich der Landauer Bürgermeister Thomas Hirsch und Dr. Maximilian Ingenthron, Vorsitzender der Landauer SPD-Stadtratsfraktion, mit Statements zu Wort, in denen sie die Kontrahenten zur Sachlichkeit und Mäßigung aufrufen.
Bürgermeister Thomas Hirsch: „Funktionsträger stehen oft in der Kritik„
„Mit Sorge verfolge ich die Diskussion um den ausscheidenden Beiratsvorsitzenden, Aydin Tas“,sagte Hirsch. „Als im Stadtvorstand zuständiger Dezernent für die kommunale Integrationsarbeit möchte ich alle an der Diskussion Beteiligten zur Mäßigung aufrufen. Diese Art der Auseinandersetzung mit persönlichen Angriffen und gar Bedrohungen, von denen berichtet wird, schadet der gesamten Sache der Integration in unserer Stadt.“
Aydin Tas habe mit großem persönlichen Engagement viel für Integrationsarbeit in Landau getan, so Hirsch.
Es sei selbstverständlich, dass die Bilanz eines ausscheidenden Funktionsträgers für Kritik oder Widerspruch sorge, weil es zu unterschiedlichen Positionen auch unterschiedliche Wahrnehmungen geben könne. Dies sei bei Menschen mit Migrationshintergrund nicht anders als bei der einheimischen Bevölkerung.
„Wichtig ist aber, dass diese Kritik und Auseinandersetzung auf sachlicher Ebene erfolgt und nicht zu persönlichen Angriffen führt. Ich rufe deswegen dazu auf, zur Sachlichkeit zurückzukehren“, lautet Hirschs Appell an die Betroffenen.
Man wolle für die Beiratswahlen am 23. November möglichst viele Kandidaten gewinnen, die sich für die Sache der Integration einbrächten und engagierten und wolle erneut eine hohe Wahlbeteiligung unter der Bevölkerung mit Migrationshintergrund erreichen, so Hirsch.
Man sei in Landau auf gutem Weg, könne auf Vieles schauen, was gemeinsam erreicht worden sei, merkt er an. Mit Respekt und mit Achtung schaue man auch in Mainz auf das, was in der kommunalen Integrationspolitik und -arbeit in Landau geleistet wurde und wird.
„Es wäre nicht nur schade, sondern geradezu unverantwortlich, wenn dies alles jetzt durch eine unsachliche Diskussion mit persönlichen Diffamierungen, Verletzungen und Bedrohungen beschädigt würde. Deswegen nochmals mein Appell an alle zur Mäßigung.
Auseinandersetzungen über die Frage, wie wir miteinander zusammen leben wollen, sind wichtig und richtig. Sie sind auch Teil des kommunalen Integrationskonzeptes der Stadt Landau. Ich lade alle, die sich hier einbringen möchten, herzlich dazu ein, in den offenen Arbeitsgruppen mitzuwirken oder sich auch als Kandidat für den neu zu bildenden Beirat für Migration und Integration zur Verfügung zu stellen. Dies dient der Sache der Integration, dies dient unserer Stadt!“
Dr. Maximilian Ingenthron: „Tas genießt unser Vertrauen“
Dr. Maximilian Ingenthron, Vorsitzender von SPD-Stadtverband und Stadtratsfraktion, weist daraufhin, dass die „Arbeit des Beirats wichtig und wegweisend für die Integration von Menschen nichtdeutscher Herkunft in das Leben unserer Stadt“ sei.
„Wir Sozialdemokraten sind dankbar für die aufwändige, intensive und erfolgreiche Arbeit des Beirats, in dem Vertreter unterschiedlichster Kulturen zusammenwirken“, sagte Ingenthron.
„Dass es Diskussionen um den richtigen Weg und die richtigen Mittel gibt, wie Integration erfolgreich gelingt, ist doch selbstverständlich. Zugleich ist es auch immer ein Balanceakt, den unterschiedlichen Interessen gerecht zu werden. Längst nicht jede Entscheidung und jedes Handeln findet ungeteilte Zustimmung. Umso mehr sind alle Beteiligten aufgefordert, ihre Worte und Taten klug abzuwägen.“
Auch wenn „längst noch nicht alle Ziele erreicht worden sind, die sich der Beirat gesetzt hat“, könnten die Mitglieder des Beirats für Migration und Integration stolz auf ihre Arbeit sein.
„Alle haben ihren Anteil an den in den vergangenen Jahren erzielten Fortschritten. Und alle Akteure sind freiwillig und ehrenamtlich tätig. Das ist eine echte Kärrnerarbeit, die Respekt und Dank verdient. Wir können froh sein, dass es immer wieder Menschen wie Aydin Tas und andere gibt, die diese Herausforderung annehmen. Und bei aller Legitimität einer kritischen Betrachtung: Er hat das Recht und den Anspruch auf eine faire Beurteilung seiner Arbeit wie auch auf eine sachliche Berichterstattung.“
Ingenthron freut sich, dass sich Aydin Tas an anderer Stelle für die Allgemeinheit weiter engagiert. „Meine Partei braucht aber keine Belehrung darüber, wie dieses Engagement auszusehen hat und auf welchem Feld das zu erfolgen hat. Wir betreiben keine Gesinnungsschnüffelei. Was zählt, ist das Bekenntnis zu den Werten von Demokratie und Pluralität ebenso wie zu den Zielen unserer Partei. Ich sehe keine Veranlassung, an Aydin Tas‘ Integrität zu zweifeln. Er genießt mein und unser Vertrauen.“
Einen „Badetag für muslimische Frauen“ als Beleg für Tas‘ angebliche Geisteshaltung und falsche Wertvorstellungen herauszuheben, hält Ingenthron für „völlig daneben und pure Polemik“. Es sei ein Aspekt unter vielen in der Arbeit des Beirats.
„Dazu gehört viel Positives, was zum guten Miteinander von Menschen und Kulturen in Landau beiträgt – wie unzählige Veranstaltungen und auch ganz viel kleinteilige Arbeit, die im Alltag selten zu sehen ist.“
Tas‘ Kandidatur für den Stadtrat und nun seine Wahl zum stellvertretenden Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins Landau sei im Übrigen „Ausdruck eines bürgerschaftlichen Engagements, für das er wie jeder, der sich für andere einsetzt, große Achtung verdient hat“.
Diyap Özdücenciler habe mit seinen Vorwürfen gegenüber Aydin Tas selbst die Öffentlichkeit gesucht. Und das über die ganze Bandbreite der Medien. „Jetzt zu versuchen, sich als Opfer einer angeblichen Kampagne darzustellen, lässt mich nur den Kopf schütteln. Wer Kritik übt, muss auch selbst Kritik aushalten“, so Ingenthron.
„Selbstverständlich verbieten sich aufhetzende Kommentare. Dass in Internetforen aber oftmals kübelweise verbaler Mist und Jauche abgeladen wird, ist nun wirklich nichts Neues.
Ich bedauere jegliche Entgleisungen. Wer sich aber auf diese Weise in den sozialen Netzwerken exponiert, braucht sich über die Resonanz nicht zu wundern.“
Ein gewisses Maß an Emotionalität sei in der politischen Auseinandersetzung durchaus in Ordnung, fasst Ingenthron zusammen. Aber das dürfe „keinesfalls in persönliche Diffamierungen ausarten“.
„Im Interesse einer gelingenden Integrationsarbeit appelliere ich dringend dazu, wieder zu einem angemessenen Umgang miteinander zu finden und zur Deeskalation der Lage beizutragen. Wenn im November der neue Beirat gewählt wird, profitieren ganz sicher nur die Falschen von einer vergifteten Atmosphäre“, gibt Ingenthron zu bedenken. (red/desa)
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