Kandel – Zwei Tage vor dem geschichtsträchtigen 9. November diskutierten Schüler der 10. Klassen der Realschule plus in Kandel mit dem Bundestagsabgeordneten Dr. Thomas Gebhart (CDU).
Auf den 9. November entfällt eine ganze Reihe von Ereignissen, die in der deutschen Geschichte einen politischen Wendepunkt markieren, wie z. B. die „Reichspogromnacht“ 1938, der Mauerfall 1989 oder die Novemberrevolution 1918 mit der Ausrufung der Weimarer Republik in Berlin.
So kam die Fragestunde mit dem Abgeordneten schnell in Schwung. Die Schüler hatten sich im Vorfeld auf Themen verständigt und sich mit Konrektorin und Geschichtslehrerin Heike Schmid-Gundram in die Materie eingearbeitet. Zur besseren Veranschaulichung hatten die Jugendlichen eine „Time-Line“ mit Bildern auf eine Leine gehängt und den Fußboden mit „Fragepunkten“ gespickt.
Die Zehntklässler interessierten sich unter anderem für die NSA-Spionage-Affäre und den „Arabischen Frühling“. Besonders festgebissen hatten sich die Diskussionsteilnehmer jedoch am Thema Rechtsextremismus. Ganz offensichtlich hatte keiner der Anwesenden Sympathien für die rechte Partei.
Warum man die NPD nicht einfach verbiete? Das sei ein sehr schwieriges Unterfangen, erklärte Gebhart. Die freiheitliche demokratische Grundordnung müsse durch ein verfassungswidriges Verhalten gefährdet sein, um ein Verbot aussprechen zu können. Eine bloße verfassungsfeindliche Haltung reiche laut Gesetz nicht aus.
Als Beispiel nannte Gebhart die Einstellung des NPD-Verbotsverfahrens vor einigen Jahren, weil aufgrund des Einsatzes zahlreicher V-Leute ein Verfahrenshindernis bestand. „Das war natürlich Wasser auf die Mühlen der NPD-Leute“, verdeutlichte Gebhart. „Wenn ein solches Verfahren nun ein zweites Mal scheitert, wäre das ein verheerendes Signal.“
„Warum hat niemand etwas gegen die Nazis-Herrschaft im ´Dritten Reich´unternommen? Weder das Ausland noch die Menschen in Deutschland ?“, fragte ein Schüler. Thomas Gebhart und Schulleiter Hermann Wolters schilderten daraufhin die Terrorherrschaft der Machthaber, deren Bespitzelungsmaßnahmen, die bis in die Familien hinein reichten, und die rigide Beseitigung aller Regimegegner: „Die Menschen hatte Angst. Die Kommunikation war sehr viel schwieriger als heute, man konnte sich nicht gut im Geheimen absprechen“, veranschaulichten Gebhart und Wolters die damalige Lebenssituation der Bürger.
Dennoch habe es auch Widerstand gegeben, zum Beispiel mit der Bewegung der „Weißen Rose“. Letztendlich habe die USA eingegriffen – zum Glück“, sagte Thomas Gebhart. „Nur mit Pazifismus stoppt man leider kein Terrorregime.“ Wie man ewig Gestrige von Demokratie und Menschenrechten überzeugen könne, da habe auch er kein Patentrezept, jedoch gelte es, immer wieder Überzeugungsarbeit zu leisten und Diskriminierungen anderer Menschen nicht einfach hinzunehmen.
Interessant für den Bundestagsabgeordneten wiederum war die Einstellung der Jugendlichen zum Ost-West-Verhältnis: Nach eignen Aussagen gibt es für die bereits im vereinten Deutschland Geborenen keinen Unterschied zwischen „Ossis“ und Wessis“.
Gebhart zeigte sich beeindruckt vom Interesse der Schüler zu den unterschiedlichen Zeitthemen:“ Das Gespräch mit euch hat sehr viel Freude gemacht“, verabschiedete sich der Bundestagsabgeordnete nach beinahe zweistündiger Diskussion. (cli)
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