Neustadt. Das Paul-Gerhardt-Haus hat am dritten Oktober-Wochenende sein 50-jähriges Bestehen gefeiert: Bei der offiziellen Feierstunde am Sonntag, 20. Oktober, unterstrichen die Gratulanten und Festredner den Geist des namensgebenden Theologen und Liederdichters Paul Gerhardt (1607 – 1676) als orientierenden Fixpunkt für das Seniorenzentrum im Neustadter Stadtteil Hambach.
Bereits am Tag zuvor waren zahlreiche Besucher der Einladung zum Tag der offenen Tür gefolgt. Der Neustadter Architekt Gerhard Dürr, der das Paul-Gerhardt-Haus vor 50 Jahren entworfen und errichtet hat, berichtete bei der Feierstunde als Zeitzeuge von den ersten Planungen des damaligen Trägers Landesverein für Innere Mission in der Pfalz, vom Bauwettbewerb, den er im Juni 1966 gewann, und von der Umsetzung des Projekts auf dem städtischen Wingert-Grundstück auf der Hambacher Höhe.
„Als junger Architekt, der in Kriegszeiten zur Schule gegangen ist, wollte ich in der Tradition des Bauhauses humanes Bauen in der neuen Demokratie verwirklichen“, betonte er.
Trotz einer Erweiterung der Planung von ursprünglich 80 auf mehr als 100 Betten wurde die geplante Bauzeit eingehalten, so Dürr.
„Am 10. Oktober 1969 konnten wir das Haus ohne Baumängel übergeben und in Betrieb nehmen“, blickte er zurück. Die Kosten für das Licht durchflutete Gebäude mit vielen Balkons, die einen Panoramablick in die Rheinebene eröffnen, bezifferte er auf 5 Millionen D-Mark. „Das wäre heute viermal so teuer“, kalkulierte der erfahrene Architekt.
Aktuell bietet das Seniorenzentrum, das seit Jahresbeginn zu den Diakonissen Speyer gehört, 108 Plätze für die vollstationäre Pflege, Kurzzeitpflege sowie spezialisierte palliative Pflege und Versorgung von Menschen mit Demenz.
Der großzügig angelegte sechsstöckige Terrassenbau mit 82 Einzel- und 13 Doppelzimmern, von denen viele mit Balkon mit weitem Blick in die Rheinebene ausgestattet sind, wurde in den vergangenen Jahren aufwändig saniert.
Einrichtungsleiter Peter Schaub dankte Dürr für die gelungene Bauplanung und -ausführung. „Alle Anstrengungen haben sich wirklich gelohnt“, unterstrich er und schloss sich Dürrs Wunsch an, dass das Haus, das vielen Heimat und Arbeit gebe, auch weitere 50 Jahre im Dienst der alten Menschen stehen möge.
Der Neustadter Oberbürgermeister Marc Weigel bezeichnete das Seniorenzentrum als „offenes, freundliches Haus mit einem wunderbaren Blick als Alleinstellungsmerkmal, ein schöner Ort und ein Zuhause für viele Menschen unserer Stadt“. In seinen Dank an alle im Haus Engagierten schloss er auch die Ehrenamtlichen ein, die im Paul-Gerhardt-Haus zusätzliche Angebot wie Gymnastik oder einen Männerstammtisch ermöglichen.
Der stellvertretende Ortsvorsteher Steffen Kern betonte die häusliche Gemütlichkeit und gute Pflege in der Einrichtung. „Für ihre Arbeit habe ich den größten Respekt“, sagt er Einrichtungsleiter Schaub und seinem Team.
Dekan Armin Jung vom Protestantischen Dekanat Neustadt stellte die Bewohner der Einrichtung in den Mittelpunkt seines Grußworts. „Die ersten, die 1969 eingezogen sind, haben die Kaiserzeit, den Ersten und Zweiten Weltkrieg und die Bundesrepublik miterlebt“, gab er zu bedenken. „Alle haben hier eine neue Heimat gefunden.“
Dr. Günter Geisthardt, Theologischer Vorstand der Diakonissen Speyer, bezeichnete das Paul-Gerhardt-Haus als „eines der Schmuckstücke“ des diakonischen Trägers. „In der letzten Phase des oft wechselhaften Lebens bauen Menschen hier ihr Zelt auf und finden gute Pflege, Hilfe und Trost“, hob er hervor. Er dankte „allen, die ihren Dienst hier tun. Dieses Gebäude wäre nichts ohne die Menschen, die hier ein und aus gehen, hier wohnen und arbeiten.“
Der Münchner Pianist Rolf Schäfer bereicherte die Veranstaltung am Sonntagabend mit virtuos und sehr dynamisch vorgetragenen Werken von Robert Schumann.
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