Berlin/Büchel – Auf dem Bundeswehr-Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz beginnen in diesen Tagen offenbar die Vorbereitungen für die Stationierung neuer US-Atombomben. Das berichtet das ZDF-Magazin „Frontal 21“ in seiner Sendung am Dienstagabend unter Berufung auf US-Haushaltspläne.
Rüstungsexperten bestätigen, dass die neuen taktischen Nuklearwaffen vom Typ B 61-12 wesentlich zielgenauer sind als die Atombomben, die bislang in Büchel lagern. Im Kriegsfall sollen deutsche Tornado-Piloten im Rahmen der Nato-Strategie der sogenannten „Nuklearen Teilhabe“ Angriffe mit den US-Bomben fliegen.
„Mit den neuen Bomben verwischen die Grenzen zwischen taktischen und strategischen Atomwaffen“, kritisiert Hans Kristensen vom Nuclear Information Project (Atomic Scientists).
Die 20 neuen Sprengköpfe sollen die Zerstörungskraft von 80 Hiroshima-Bomben haben.
„Uns beunruhigt, dass Staaten, die eigentlich keine Atomwaffen besitzen, den Einsatz dieser Waffen üben, und zwar im Rahmen der Nato-Praxis der Nuklearen Teilhabe“, erklärt die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa. „Das ist eine Verletzung der Artikel 1 und 2 des Vertrags über die Nichtverbreitung von Atomwaffen.“
Der SPD-Verteidigungspolitiker Thomas Hitschler bestätigt, dass die Bundesregierung in den kommenden Jahren rund 120 Millionen Euro in den Bundeswehrstandort Büchel investieren will. Mit diesem Geld soll die Landebahn des Flugplatzes mit einem modernen Instrumentenanflugsystem ausgestattet werden.
Weitere europäische Standorte von US-Atomwaffen wie die Luftwaffenbasen in Incirlik/Türkei und Aviano/Italien werden modernisiert. Auch dort soll mit neuen Nuklearbomben vom Typ B 61-12 nachgerüstet werden, bestätigt Hans Kristensen vom Nuclear Information Project.
Der frühere Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Willy Wimmer (CDU), warnt vor neuen „Angriffsoptionen gegenüber der russischen Föderation“ durch die neuen Atomwaffen in Deutschland und Europa: „Das ist eine bewusste Provokation unserer russischen Nachbarn.“
Hitschler: „Maßnahmen in Büchel langfristig angelegt“: Kein direkter Zusammenhang mit US-Atomwaffen-Neustationierung
Thomas Hitschler erklärte dazu: „Die US-Haushaltspläne sind mir nicht bekannt. Ein direkter Zusammenhang zwischen den Sanierungsmaßnahmen am Bundeswehr-Standort Büchel und der Stationierung neuer US-Atomwaffen scheint mir aber eher unwahrscheinlich.
Die Infrastrukturmaßnahmen in Büchel sind langfristig angelegt. In den letzten fünf Jahren wurden bereits 19 Millionen Euro in dringend notwendige Baumaßnahmen investiert. Die anstehenden Investitionen in Höhe von 112 Millionen Euro betreffen diverse Neubauten und Maßnahmen. Die Start- und Landebahn ist dabei nur ein Teil. Sie befindet sich durch die letzte Winterperiode in einem schlechten Zustand.
Deshalb wurden bereits im April Sofortmaßnahmen eingeleitet, um den sicheren Flugbetrieb bis zur Grundinstandsetzung in voraussichtlich drei Jahren sicherzustellen.“ (red/dts Nachrichtenagentur)
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