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Sparkassen-Bilanz: Trotz Niedrigzinsen, Direktbanken und Digitalisierung auf Wachstumskurs

25. Februar 2018 | Kategorie: Kreis Germersheim, Wirtschaft in der Region

Die Führungsriege der Sparkasse Germersheim-Kandel: V.li.: Vorstandsvorsitzender Siegmar Müller. Vorstände Peter Dudenhöffer und Achim Seiler und Thomas Csauth, Direktor Vorstandssekretariat/Personal.
Fotos: Pfalz-Express/Licht

Kandel – Niedrigzinsen, Direktbanken, EU-Regulierungsaufgaben und die Digitalisierung sind die Herausforderungen, der die Sparkasse Germersheim-Kandel aktuell gegenübersteht.

Nichtsdestotrotz war der Vorstand zufrieden mit dem Verlauf des Geschäftsjahrs 2017, wie der Vorstandsvorsitzende Siegmar Müller beim Bilanzgespräch in der vergangenen Woche versicherte. Mit dabei waren auch die Vorstände Peter Dudenhöffer und Achim Seiler und Thomas Csauth, Direktor Vorstandssekretariat/Personal.

Bei der Digitalisierung wird es 2018 Neuerungen geben, für Zinsschwankungen hat man einen Fünf-Jahres-Plan in der Schublade und in Konkurrenz zu den billigeren Direktbanken setzt die Sparkasse weiterhin auf Kundennähe und persönliche Betreuung. Zum Kerngeschäft gehöre auch die Finanzierung der mittelständischen Wirtschaft in der Region, so Müller.

Digital will man hochmodern werden: Im Sommer soll es laut Müller Online-Überweisungen in Echtzeit rund um die Uhr geben. Und mit einer Sparkassen-App können Kunden Nutzer mit einem sogenannten Beacon – einem kleinen Funksender – in den Geschäftsstellen Informationen direkt aufs Handy bekommen.

Sowieso erfolgen immer häufiger Zahlungen per App oder online. 2017 wurden bereits 51 Prozent der Konten bei der Sparkasse online geführt. Die Sparkassenhomepage besuchten täglich durchschnittlich 14.310 Menschen und die Sparkassen-App verzeichnete 9.545 aktive Nutzer.

Ausbildung 30 plus

Und noch ein erfreuliches Novum will die Sparkasse einführen: Die Ausbildung 30 plus. Weil nicht immer alle Ausbildungsplätze besetzt werden können, schaut man sich jetzt bei Personen um, die das übliche Ausbildungsalter schon überschritten haben. Das könnten berufliche Wiedereinsteiger sein, die sich beispielsweise nach der Elternzeit verändern wollen, Berufswechsler oder auch Interessenten aus ganz anderen Gründen.

Schwierige Bedingungen

Unter schwierigen Marktbedingungen habe man auch im vergangenen Jahr gute Erträge erwirtschaften können, sagte Siegmar Müller.
Sowohl für Kunden als auch für die Sparkasse sei es nicht leicht in der derzeitigen „Zinswüste“. Dennoch will die Sparkasse Germersheim-Kandel auch künftig weiter wachsen.

Im Geschäftsjahr 2017 erhöhte sich die Bilanzsumme um 12,5 Millionen Euro auf 1.821 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis nach Bewertung lag jedoch deutlich über dem Durchschnitt der rheinland-pfälzischen Sparkassen.

Moderates Wachstum im Kreditneugeschäft

Die Summe der Kreditbestände ging um 21,1 Millionen Euro auf 1.180,6 Millionen Euro. zurück. Auslöser waren Veränderungen bei den Forderungen an öffentliche Haushalte.

Die Kredite an Privatpersonen stiegen um rund 18,2 Millionen Euro (+ 2,2 %).

Mit Darlehenszusagen von 210,7 Millionen Euro erzielte die Sparkasse ein moderates Ergebnis im Kreditneugeschäft. Die Darlehenszusagen im Bereich Wohnungsbau lagen mit 125,9 Millionen Euro leicht über dem Vorjahr und bestätigten damit eine weiter stabile Nachfrage nach Wohnimmobilien.

Immobilien als Wertanlagen

Gesucht werden nicht nur Immobilien für Eigennutzer, sondern auch Wohnungen in guten Lagen für Kapitalanleger. Mit einem Gesamtvolumen an vermittelten Immobilienverkäufen von rund 18 Millionen Euro wurde das Vorjahresergebnis übertroffen.

Es sei davon auszugehen, dass in Orten mit guter Infrastruktur und Verkehrsanbindung zu den Wirtschaftsmetropolen die gestiegenen Immobilienpreise noch etwas weiter anziehen, sagte Müller.

Kunden favorisieren Anlagen in Wertpapieren

In einer von Nullzinsen geprägten Zeit favorisierten viele Kunden Anlagen im Wertpapierbereich. Dennoch sparten Privatkunden rund 42 Millionen Euro. Die gesamten Kundeneinlagen gingen um 1 Prozent zurück. Im Sichteinlagenbereich „parkten“ die Kunden zum Jahresende Gelder in Höhe von 876 Millionen Euro, während die klassischen Spareinlagen weniger nachgefragt wurden als noch im Vorjahr.

Anlagen in Aktien, Fonds und Immobilien stiegen in ihrem Wert in den letzten Jahren stärker als Löhne und Gehälter.

Das Thema Wertpapiersparen stand deshalb mehr denn je im Fokus der Beratungsgespräche in der Sparkasse. Im Jahr 2017 konnten sowohl der Wertpapierumsatz als auch der Wertpapierbestand deutlich gesteigert werden. Stärker nachgefragt wurden vor allem Investmentfonds sowie strukturierte Anleihen.

Datenschutz mit viel Regulierung

Viel Regulatorik war in diesem Bereich zu bewältigen. EU-Datenschutzverordnungen müssen bis Mai 2018 umgesetzt werden. „Uns ist Verbraucherschutz gerade bei komplexen Produkten wichtig. Wir wollen, dass unsere Kunden verstehen, worum es bei ihrer Geldanlage geht“, erläuterte Müller. Trotzdem sei die Regulierungswut in manchen Bereichen „etwas überzogen.“

Die rechtlichen Bedingungen in diesem Bereich seien so umfangreich, dass das nur mit hohem personellem und finanziellem Aufwand möglich sei. Eine Flut von technischen Details für die Berater und „Berge von Informationsmaterial“ für Kunden waren in der Praxis aus Sparkassensicht jedoch wenig zielführend und könnten leicht zur Überforderung beim Kunden führen.

Sponsoring und Spenden

Im Jahr 2017 hat die Sparkasse die örtlichen Vereine, Institutionen und Initiativen mit Geldern unterstützt. An Spenden kamen der Region rund 400.000 Euro zugute. Für Sponsoringmaßnahmen stellte die Sparkasse rund 125.000 Euro bereit.
Mit rund 120.000 Euro aus den beiden Sparkassenstiftungen wurden 21 Projekte und Institutionen im Landkreis gefördert.

Eigenes Versicherungs-Center

Zum Jahresanfang 2017 ging das neue Versicherungs- Center mit Versicherungsspezialisten an den Start. Kundennähe und im Schadensfall eine schnelle, unbürokratische Regulierung sollen im Mittelpunkt stehen. Zufrieden zeigte sich Müller mit dem letztjährigen Ergebnis im Versicherungsgeschäft. Im Sachversicherungsbereich lag die Steigerungsrate bei über 60 Prozent. (red)

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