Berlin – Der Bundeswehroffizier Franco A., der sich als Syrer ausgegeben hatte und vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) als schutzbedürftig anerkannt worden war, obwohl er kein Arabisch konnte, hat in seiner Asylanhörung offenbar zum Teil sogar Deutsch gesprochen.
Das geht laut „Spiegel“ aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervor. Demnach berichtete die Dolmetscherin gegenüber der Innenrevision, dass A. Deutsch mit französischem Akzent gesprochen habe. Er habe auf manche Fragen ohne vorherige Übersetzung geantwortet.
Dass A. als Flüchtling durchgehen konnte, hängt offenbar auch damit zusammen, dass der von der Bundeswehr abkommandierte Anhörer nur in einem Crashkurs auf seine Aufgabe vorbereitet worden war. Franco A. sei für ihn erst der fünfte Fall gewesen.
Auch der Entscheider war ans Bamf ausgeliehen worden; nach einer vierwöchigen Ausbildung habe er zwischen Mai und Dezember 2016 über 435 Asylanträge entscheiden müssen. An den Fall A. könne er sich nicht mehr erinnern, habe er den internen Kontrolleuren berichtet.
Wegen der Untersuchung Tausender weiterer Fälle im Zuge der Affäre A. wird die Behörde wohl bis Ende des Jahre benötigen, um die derzeit 114.000 Altverfahren zu erledigen. Ein Konzept zur Sicherung der Qualität, das amtsintern schon vor einem Jahr angemahnt wurde, sei immer noch nicht umgesetzt.
Die flüchtlingspolitische Sprecherin der Grünen, Luise Amtsberg, kritisiert „die Unfähigkeit der Leitung des Bamf, ein qualitätssicheres Asylverfahren garantieren zu können“. (dts Nachrichtenagentur)
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